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Historische Stoffe aus der römischen, griechischen und ägypitischen Antike gehörten zu den frühen Genres des Erzählkinos

 

Warum haben historische Stoffe aus der Zeit des römischen Reiches seit der Stummfilmzeit immer wieder ihren Weg in die Kinos gefunden? Sie werden auch gerne wegen des Schuhwerks ihrer Protagonisten als "Sandalenfilme" bezeichnet und erleben 2024 mit Gladiator 2 eine Wiederbelebung des Genres. Als Ridley Scott im Jahr 2000 seinen Monumentalfim „ Gladiator “ herausbrachte, ließ er ein längst totgeglaubtes Hollywood-Genre wieder aufleben. Tatsächlich war die Story sehr dicht an dem Drehbuch von „Der Untergang des römischen Reichs“ (Regie: Anthony Mann, USA 1964) der damals als Kinoflop galt. Es ging um einen Gladiator, der wegen einer Intrige versklavt wird und später als Gladiator in Rom einen Umsturz organiseren kann.

Der gestalterische und visuelle Aufwand dieses neuen Films wurde möglich durch die Kombination neuer digitaler Effekte (VFX) mit klassischen Kulissenbauten. Dass der Film damals ein großer Kinoerfolg wurde lag aber nicht allein an der aufwändigen Visualisierung, sondern auch daran, dass das Drehbuch klassischen Regeln guten Drehbuchschreibens folgte, es war eigentlich ein dramaturgisch sehr gut gebautes Melodrama rund um den von Russell Crowe gespielten zugleich sensiblen wie wütenden Krieger Maximus.

Diesen wichtigen Kern des ersten Gladiator Films scheint der 80 jährige Produzent und Regisseur Ridley Scott vergessen zu haben bei seinem zweiten Teil. Mit einem deutlich größeren Produktionsbudget, mehr Schauspielern und einem größeren Team wurde vor allem auf die computergenerierten Effekte (CGI) und extrem viele Action-Sequenzen gesetzt, doch das Herz jeder filmischen Erzählung, die emotionale Erzählebene blieb auf der Strecke. Es gelingt der Hauptfigur, verkörpert von Paul Mescal nicht, die Entwicklung die charakterliche Entwicklung glaubwürdig zu transportieren. 

Die Visualisierungen sind auf höchstem Niveau, da ist alles dabei, was im ersten Gladiator vielleicht noch unperfekt aussah. Es gibt sogar CGI-Nashörner und Haie. Die Wasserschlachten sehen perfekt aus, Dinge die beim ersten Gladiator technisch so noch nicht möglich waren. Der Film zitiert sogar den ursprünglichen "Gladiator" in einer Art Zusammenfassung und macht den erzählerischen Kontrast zwischen dem Original und dem neuen Follow-Up augenfällig. All die aufwändigen Action-Sequenzen schaffen es nicht von der mittelmäßigen Story und den oberflächlichen Charakteren abzulenken. Irgendiwe ist man sich auch nicht so sicher, ob es sich um ein Sequel oder ein Remake von "Gladiator" handelt. Das Vorbild von 2000 jedenfalls ist von den schauspielerischen Leistungen und der Dramaturgie nach wie vor unübertroffen.

In den USA hat die Motion Picture Association dem Film ein "R Rating" gegeben, was bedeutet dass junge Menschen bis 16 Jahren nur in Begleitung Erwachsener ins Kino gehen dürfen. Die Begründung: Massive, blutige Gewaltszenen. Von den tiefgründigen Charakteren, den aus den Figuren entstehenden Konflikten und emotionalen Bögen sind die doch sehr weit entfernt.

 

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Standfoto aus "Gladiator II" - General Acacius (Pedro Pascal) in der Kampfarena. Foto: Paramount Pictures Germany

 

Unsterblich

In der Frühzeit des Kinos hat sich der Film natürlich am großen Vorbild Theater und auch an der Literatur orientiert und in beiden spielten historische Stoffe aus dem alten Rom, Ägypten und Griechenland eine bedeutende Rolle. Es waren Großmächte, die zum Teil Jahrtausende die zivilisierte Welt geprägt haben und deren Spuren und Auswirkungen bis in unsere Zeit sichtbar sind. Viele historische Geschehnisse, Auseinandersetzungen, Bündnisse, Kriege und Schicksale wurden auch nach dem Niedergang dieser Kaiser,- und Königreiche in Erzählungen und Theaterstücken nacherzählt.

So war es kein Wunder, dass sich diese schon bald auf den Kinoleinwänden wiederfanden. Zumeist handelte es sich um Großproduktionen, mit zahlreichen Komparsen und aufwändigen Bauten, man sprach bei einigen auch von Monumentalfilmen. Übrigens hat sich der italienische Stummfilm als erstes mit den eigenen römischen Geschichten befasst, gefolgt vom amerikanischen Stummfilmkino. Und natürlich hat sich das Who is Who der Regieelite wie William Wyler, Wolfgang Petersen, Stanley Kubrick, Oliver Stone oder Alejandro Amenábar mit den historischen Epen befasst.

Es ranken sich auch allerlei Geschichten und Legenden rund um die Dreharbeiten diverser Sandalenfilme. So etwa jene, dass bei dem Film "Salomon und die Königin von Saba" (1959) der Schauspieler Tyrone Power während einer Fechtszene einen Herzanfall erlitt an dem er noch am Set starb. Deshalb wurde die Rolle mit Yul Brynner nachbesetzt und die Szenen neu gedreht. Oder etwa dass bei dem Film "Cleopatra" (1963) die Hauptdarstellerin Liz Taylor so schwer erkrankte, dass sie nur durch einen Kehlkopfschnitt gerettet werden konnte.

Oftmals handelt es sich um Remakes älterer Filme, einige sogar von den gleichen Regisseuren, so hat Cecile B DeMile seine "Zehn Gebote" einmal 2023 als Stummfilm und über 20 Jahre später 1956 noch einmal als farbigen Cinemascope-Tonfilm gedreht. Manchmal dienten die historischen Stoffe auch als Vehikel für Sex-Filme, wie bei den italienischen "Caligula" Filmen, oder sie dienten als Hintergrund abgründiger Komödien wie "Das Leben des Brian".

 

Filme

Wie immer ist auch diese Liste sicher unvollständig. Allein schon, weil so viele Stummfilme als verschollen gelten, unter denen eine Reihe von Historiendramen zu finden sind.

  • "Die letzten Tage von Pompeji" (Regie: Eleuterio Rodolfi und Mario Caserini, It. 1913)
  • "Die Zehn Gebote" (Regie: Cecile B DeMile, USA, 1923)
  • "Fabiola" (Regie: Alessandro Blasetti und Marcel Carné, It. 1949)
  • "Die letzten Tage von Pompeji" (Regie: Mario Bonnard, It. 1950 / Gli ultimi giorni di Pompei)
  • "Quo Vadis?" (Regie: Mervin LeRoy, USA 1951)
  • "Messalina" (Regie: Carmine Gallone,IT, F, ESp. 1951)
  • Spartacus, der Rebell von Rom (1953, Spartaco)
  • Attila, die Geißel Gottes (1954, Attila)
  • Die Fahrten des Odysseus" (Regie: Mario Camerini, It 1954)
  • "Die Zehn Gebote" (Regie: Cecil B. DeMille, USA 1956)
  • "Der Eroberer" (Regie: Dick Powell, USA 1956)
  • "Salomon und die Königin von Saba" (Regie: King Vidor, USA 1959)
  • "Ben Hur" (Regie: William Wyler, USA 1959)
  • "Spartakus" (Regie: Stanley Kubrick, USA 1960)
  • "Die Tataren" (Regie: Ferdinando Baldi und Richard Thorpe, USA 1961)
  • "Atlas" (Regie: Roger Corman, USA 1961)
  • "Die gewaltigen Sieben" (Regie: Michele Lupo , It. 1962)
  • "Perseus - Der Unbesiegbare" (Regie: Alberto De Martino, It 1963)
  • "Cleopatra" (Regie: Joseph L. Mankiewicz, USA 1963)
  • "Herkules gegen die Tyrannen von Babylon" Regie: Domenico Paolella, It. 1964)
  • „Der Untergang des römischen Reichs“ (Regie: Anthony Mann, USA 1964)
  • "Die Rache des Spartakus" (Regie: Domenico Paolella,It. 1965)
  • "Caligula" (Regie: Tinto Brass, It. 1979)
  • "Das Leben des Brian" (Regie: Terry Jones, GB 1979)
  • "Caligula 2 - Die wahre Geschichte" (Regie: Joe D'Amato, It. 1982)
  • "Conan der Zerstörer" (Regie: Richard Fleischer, USA 1984)
  • "Die Abenteuer des Odysseus" (Regie: Andrey Konchalovskiy, USA 1997)
  • "Gladiator" (Regie: Ridley Scott, US 2000)
  • "Troja" (Regie: Wolfgang Petersen, USA 2004)
  • "Alexander" (Regie: Oliver Stone, USA 2004)
  • "Spartacus" (Regie: Robert Dornhelm, USA 2004)
  • "Es begab sich aber zu der Zeit..." (Regie: Catherine Hardwicke, USA 2006)
  • "300" (Regie: Zack Snyder, USA 2006)
  • "Agora – Die Säulen des Himmels" (Regie: Alejandro Amenábar, Spanien 2009)
  • "Prince of Persia: Der Sand der Zeit" (Regie: Mike Newell, USA 2010)
  • "Centurion - Fight or Die" (Regie: Neil Marshall, GB 2010)
  • "Kampf der Titanen" (Regie: Louis Leterrier, USA 2010)
  • "Exodus: Götter und Könige" (Regie: Ridley Scott, GB 2014)
  • "Son of God" (Regie: Christopher Spencer, USA 2014)
  • "Ben Hur" (Regie: Timur Bekmambetov, USA 2016)
  • "Gladiator II" (Regie: Ridley Scott, USA 2024)

 

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