Die Geschichte des 16mm Filmformats ist beinahe so alt wie der analoge Film selber. Es hat viele Möglichkeiten eröffnet. Man möchte es kaum glauben, aber der analoge 35mm Film war gerade mal etwas über 25 Jahre alt, da wurde ein schmalers, leichteres Filmformat ins Leben gerufen,- der 16 mm Film. Und weil es kleiner war, nannte man das Format auch Schmalfilm.
Das Format selber wurde von der Eastman Kodak Company in Rochester zusammen mit einer passenden Kamera, der "Ciné-Kodak Model A" im Jahr 1923 eingeführt, auf welche zwei Jahre später, 1925 die deutlich verbesserte Ciné-Kodak Model B folgte. Die A war mit 4 Kilogramm recht schwer und auch groß, die B hatte nur noch 2,5 KG Gewicht und war kompakter. Die A musste noch richtig von Hand gekurblet werden, die B hatte bereits ein Federwerk und lief damit viel gleichmäßiger.
Kodak verkaufte die Kamera zum Start als Set zusammen mit einem Holzstativ, einer Filmschnitt Klebeschiene, einem Projektor und einer Leinwand für 335 US Dollar. Was für uns heute preiswert klingt, war damals ein kleines Vermögen. Das Model T Ford Coupe welches bereits einen elektrischen Anlassermotor besaß, kostete damals genau so viel. Erst ab 2014 verkaufte Kodak die Kamera auch allein, für 125 US Dollar in der einfachsten Ausführung.
Die Ciné-Kodak war aus Aluminiumguss gefertigt und hatte Messing-, Stahl- und Federstahlbeschläge. Ein Lederhandgriff auf der Oberseite und schwarzer Lederbesatz auf dem Gehäuse machten sie besonder handlich.
Das neue Format
Der 16 mm Film war etwa halb so breit wie der 35mm Film, das Filmbild hatte eine Größe von 10,3 mm X 7,5 mm, während bei 35mm pro Bild vier Perforationslöcher zu beiden Seiten des Bildes waren, besaß der 16mm Film je ein Perforationsloch pro Bild. Dieser befand sich in der Höhe des Bildstrichs, das ist die unbelichtete horizontale Trennlinie zwischen zwei Einzelbildern.
1923 also kam das 16 mm Format auf den Markt, gedacht für (wohlhabende) Amateurfilmer, Dokumentarfilmer, Werbe,- und Lehrfilme. Zu dieser Zeit waren die Filmmaterialien noch nicht so feinkörnig, die 16 mm Filme waren sichtbar gröber im Korn, was daran lag, dass das Bild ga kleiner war und somit in der Projektion stärker vergrößert werden musste. Dabei wurde natürlich auch das Filmkorn stärker vergrößert. Die frühen Kameras, bei denen man das Objektiv wechseln konnte, hatten eine einheitliche Befestigung, C-Mount genannt.
Später, als das Fernsehen populär wurde, existierten noch keine elektronischen Aufnahmemöglichkeiten. So wurde der 16mm Film zum stationären und mobilen Speichermedium für frühes Fernsehen. Die Bildauflösung war besser als die Standard Definition Auflösung des Fernsehbildes.
Klein und kompakt
Um die Kameras kleiner bauen zu können, verwendete man kleinere Filmspulen mit nur 30 Metern länge, die man in schwarzen Metallspulen angeliefert bekam, wodurch sie auch bei Tageslicht gewechselt werden konnten. Lediglich die ersten Windungen des Films bekamen Licht ab, wenn eine frische Spule eingelegt, oder eine belichtete ausgelegt wurde. Deshalb nannte man diese Spulen auch "Tageslichtspulen". Diese damals entwickelte Norm ist übrigens noch heute gültig und man kann anloges Filmmaterial auf Tageslichtspulen kaufen.
Es gab auch frühe 16 mm Kameras mit 60 Meter Spulen, das war in der Frühzeit des 35mm Films die größte Länge, die George Estman in seinen Fertigungshallen an Länge herstellen konnte. Später kamen dann für 16mm Kameras mit separaten Filmmagazinen, auch die 120 Meter als Länge hinzu, die dann auf einem Kunststoffkern, einem so genannten Bobby verklauft wurden. Sie wurden in schwarzen Papier,- später Kunststoffbeuteln verpackt und in Blechdosen, die am Rand mit Klebeband verklebt waren, konfektioniert. Man musste sie dann in einem Dunkelsack in die Magazine einlegen.
Es gab (und gibt glücklicherweise) das Rohfilmmaterial einseitig (1R) und doppelseitig (2R) perforiert, wobei die einseitige Perforation häufiger verbreitet war. Je nach verwendeter Kamera benötigte man unterschiedliche Wicklungen. Stets war die Schicht zur Innenseite der Filmrolle gewickelt. Was die Wickelrichtung angeht, so benötigte man eigentlich für alle 16mm Kameras mit einseitigem Greiferwerk die Wicklung B. Das bedeutet, dass wenn die frische Filmrolle vor einem liegt und sich im Uhrzeigersinn abwickelt, die Perforation unten ist.
Doppelseitig perforiertes 16mm Filmmaterial war nur als Aufnahmematerial für Kameras gedacht, nicht aber für Filmkopien. Spätestens bei der Projektion wurde der Rand des einseitig perforierten Filmstreifens wahlweise für Lichtton oder später dann für aufgeklebten Magnetton benötigt. Die doppelseitige Perforation war nur für mechanisch besonders fordernde Aufgaben gedacht, etwa Zeitlupenkameras oder Trickkameras.
Bolex-Paillard
1935 begann der Schweizer Feinmechanikhersteller Paillard Kameras herzustellen. Diese basierten vor allem auf einer Kamera der Firma "Bol" (Jacques Bogopolsky), welche Paillard aufkaufte. So präsentierte das Unternehmen die erste Bolex Paillard H16 welche kontinuierlich weiterentwickelt wurde und sogar aus Restbeständen bis in das zweite Jahrzehnt dieses Jahrhunderts gebaut wurde. Sie besitzt eine recht ausgefeilte Einfädelmechanik für das Filmmaterial, hat einen Federwerk-Motor und beherrscht verschiedenste Geschwindigkeiten. Mit einer Revolverscheibe kann man schnell zwischen drei verschiedenen Brennweiten wechseln. Sicherlich gehört die Bolex Paillard zu den präzisesten kompakten 16mm Kameras. Da sie von einem Schweizer Präzisons-Mechanikunternehmen gefertigt wurde, war sie sie zuverlässig.
Im Gegensatz dazu berichteten Besitzer der Pathé Webo häufig über Probleme, so manches in der Mechanik der Pathé war halbherzig durchdacht, ungeschickt montiert, improvisiert. Feinmechaniker, welche die Pathé warten mussten, schlugen regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen über die Konstruktion. Die Bolex aber hatte die Präzision eines Uhrwerks, welche sie auch in widrigen Situationen unter Beweis stellte.
Viele historische Zeitzeugenaufnahmen der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts verdanken wir diesen kompakten 16mm Kameras, die dank Federwerk sogar im tropischen Regenwald oder in der Antarktis einwandfrei funktionierten. Im zweiten Teil zu 16mm schauen wir uns die Entwicklung vom Amateur,- und Schulungsfilmformat zum veritablen professionellen Filmformat an. In den 60er Jahren machten kompakte professionelle 16 mm Kameras etwa von Eclair, später auch von Arnold & Richter (Arri), es möglich, zusammen mit mobilen Tonbandgeräten wie der Nagra, Dokumentarfilme mit großer Beweglichkeit zu drehen. Arri baute, um Originalton möglich zu machen, nach ein paar Jahren auch eine geblimpte (schallisolierte) Kamera, die 16 BL bei der sogar das Objektiv von einem Schallschutzgehäuse umgeben war. Direct Cinema und Cinema Verité währen ohne dieses Format nie denkbar gewesen. Anfang der 70 er Jahre schließlich erfuhr der 16mm Film noch mal eine revolutionäre Weiterentwicklung, indem man den Randstreifen ebenfalls für das Bild mit verwendete. Das Format nannte sich Super 16 und ermögliche 16:9 Bilder. Bis in die 80er Jahre hinein wurden 16mm Filme vor allem in Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen eingesetzt, die Projektoren waren leicht zu bedienen.
Auswahl Non,- und semiprofessionelle 16mm Kameras
Ciné-Kodak 1923
Zeiss Ikon Kinamo 16mm 1925
Agfa Movex 16mm - 1928
Bell & Howell Filmo 70 C-2 - 1929
DeVry Home Movie Camera - 1930
Siemens 16mm 1934
CAMERA PAILLARD BOLEX H 16 1935
Movikon K 16, gebaut von Zeiss Ikon AG, Dresden - 1938
B & H Filmo Automatic 16mm 1940
CAMERA PATHE WEBO " M SUPER REFLEX " 1946-1960
Keystone Model A-12 Cine Camera - 1949
Beaulieu R 16 1958
Meopta Admira Electric 16mm camera Model A1 - 1959
Canon Scoopic 1965
BEAULIEU R16 ELECTRIC 1965
Krasnogorsk 3 16mm 1967
Die meisten der oben gelisteten Kameras haben entweder Luftbilduscher oder recht dunkle Sucherbilder, weil das Licht für den Sucher über ein Prisma abgezweigt wird und meist nur etwa 30% der Helligkeit des Bildes besitzt. Die Beaulieu und die Kransnogorsk 3 haben allerdings, so wie professionelle 16 mm Kameras (Arri etc.) Spiegelreflexsucher, die während des Transports des Films 10% des Lichts auf den Sucher weitergeben. Dadurch flackert das Sucherbild minimal, dafür ist es hell.
Welche großartige Wandlung der 16mm Film hin zum voll professionellen, sogar Kino-tauglichen Filmformat gemacht hat, beleuchten wir im zweiten Teil dieses Artikels.