Nebel, Dunst, beschlagene Scheiben,- gerade wenn die Sicht getrübt ist, können ganz besondere Aufnahmen entstehen... - Physikalisch ein recht einfaches Phänomen, -feine Wasserpartikel die in der Luft schweben, brechen in der Atmosphäre über dem Boden, teilweise die Lichtstrahlen. Das trübt unsere Sicht und führt im Extremfall zum Verlust der Orientierung.
Unklarheiten
Erzählerisch spielt Nebel immer wieder eine wichtige Rolle, schließlich gibt es viele innere Zustände von Menschen, die genau mit dieser Orientierungslosigkeit zu tun haben und welche im Leser, Zuhörer oder Zuschauer sehr schnell die entsprechenden Emotionen auslösen.
Fehleinschätzung, Unklarheit, Unbewusstheit, Verlorenheit, Vergesslichkeit, Zweifel oder auch Einsamkeit sind Zustände, die man mit dem Fehlen von Informationen oder auch Menschen assoziiert. Im Nebel sehen wir nicht mehr, wohin ein Weg uns führt oder ob noch andere Menschen in der Nähe sind. Durch Nebel verschwindet quasi die Welt um uns herum und wir sind allein.
Wege und Reisen ins Ungewisse werden durch Nebel noch unsicherer, noch geheimnisvoller oder auch gefährlicher. Aber auch die Frage nach der eigenen Zukunft, nach der richtigen Entscheidung oder auch der Gewissheit über eine Situation, wird durch Nebel in einem ganz besonderen Maße als unklar und undurchsichtig gekennzeichnet.
Menschen die etwas zu verbergen haben (Diebe, Räuber, Gefängnisausbrecher) oder aber etwas zu befürchten haben und gar ihr Leben in Gefahr sehen (Flüchtlinge, Freiheitskämpfer, Widerständler) suchen "Nacht und Nebel" um unsichtbar zu bleiben.
Soldaten, die einen Angriff tarnen wollen, nutzen Nebelgranaten um die Sichtbarkeit zu reduzieren.
Übergänge
Vorübergehend die Orientierung verlieren, das geschieht auch in Übergangsphasen, etwa wenn wir aus hellem Sonnenlicht in eine dunkle Höhle treten oder wenn wir durch Rauchschwaden hindurch in klare Luft treten. Irgendwie ähneln filmsprachliche Mittel wie die Ab,- und Aufblende sowie die Überblendung solchen kurzen Momenten der Unklarheit.
Nebel, Dunst, das kurze Verschwimmen des realen Bildes markiert filmisch häufig Übergänge zwischen verschiedenen Zuständen, etwa von der Wirklichkeit hinein in eine Vision, einen Traum oder auch eine Erinnerung. In vielen mythischen Erzählungen markierte Nebel den Übergang zwischen dem Realen, dem Leben in eine Sphäre der Erleuchtung, des Lichts und der Klarheit.
In den Glaskugeln der Wahrsager konnten sie in diffusen Nebelschwaden die Zukunft sehen und in den Märchen brauten Magiere, Hexen und Fabelwesen ihre Zaubertränke stets unter reichlich Dampf,- und Rauchentwicklung. Und so mancher mythische Ort war von Nebel verborgen und konnte nur nach dem Durchdringen der Nebelwand gefunden werden. (z.B. Avalon)
Nebel, der sich lichtet, vermittelt Hoffnung, ein unguter Zustand löst sich langsam auf und man kann wieder klar sehen.
Nebel triggert in uns Gefühle, welche sich auch Horrorfilme, Krimis und Thriller gerne zu Nutze machen, um Angst zu erzeugen. Legendär, all die nebelgetauchten Straßen Londons oder die Moore in denen Zombies und Werwölfe ihr Unwesen treiben. Nebel über dem Meer darf in einem zünftigen Piratenfilm oder auch in den diversen U-Boot Kriegsfilmen einfach nicht fehlen.
Die Filmgeschichte kennt zahlreiche Filme in denen Nebel es sogar bis in die Titel hinein geschafft hat.
"Hafen im Nebel" (Marcel Carné, F 1938)
"Jagd im Nebel" (Herman Shumlin, USA 1945)
"Nacht und Nebel" (Alain Resnais, Frankreich 1955)
"Nebel" (Joachim Hasler, DDR 1962)
"The Fog" (John Carpenter, USA 1980)
"Landschaft im Nebel" (Theo Angelopoulos, Griechenland 1988)
"Gorillas im Nebel" (Michael Apted, USA 1988)
"Die Nebel von Avalon" (Uli Edel, US, DE, CZ 2000)
"Der Nebel" (Frank Darabont/Liz Glotzer, Deutschland 2007)
"Im Nebel" (Sergei Loznitsa, 2012)
"Nebel im August" (Kai Wessel, Deutschland / Österreich 2016)
"Dans la brume" (Frankreich 2018)
Eine wichtige erzählerische Funktion hat der Nebel etwa in:
"Casablanca" (Michael Curtiz, USA 1942)
"Das Wunder von Mailand" (Vittorio de Sica, I 1951)
"Deserto Rosso" (Michelangelo Antonioni, I 1964)
"Identifikation einer Frau" (Michelangelo Antonioni, Italien 1982)
"Insomnia" (Christopher Nolan, USA 2002)
Da Nebel oder Dunst eigentlich nie genau dann auftreten, wenn man mit dem Filmteam am Drehort ist, werden sie in der Regel künstlich erzeugt. Hierfür sind Special-Effects Leute am Set und erschaffen die perfekte Illusion.