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Interview zu "Prinzessinnenbad"

 

Tanutscha, Klara und Mina

Tanutscha, Klara und Mina

Interview mit Regisseurin Bettina Blümner und Produzentin Katja Siegel, die den Dokumentarfilm "Prinzessinnenbad" realisiert haben.

 

Was ist die Grundaussage des Films und welche zentralen Themen wollten Sie ansprechen?

BB: Für mich ist es ein Film über das Erwachsenwerden. Es geht ganz stark um die Zeit der Pubertät und die intensiven Gefühle, die man zu der Zeit hat, und die Probleme, die man durchsteht. Sei es mit den Jungs. Sei es, dass man kämpft ausgehen zu dürfen. Die ersten Erfahrungen mit Drogen und Alkohol. Es ist ein Film über das Erwachsenwerden und die Pubertät.

 

Wie ist die Idee zu Prinzessinnenbad entstanden?

BB: Der Film ist entstanden, weil ich Besucher des Prinzenbads war, und ich das immer einen ganz tollen Ort fand, wo unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenkommen, und der wahnsinnig lebendig ist mitten in Berlin. Ich habe mir dann überlegt, etwas über diesen Ort zu machen. Und besonders sind mir die Jugendlichen an diesem Ort aufgefallen. Dann habe ich mich im Sommer 2004 auf die Suche gemacht nach Jugendlichen, die mitmachen möchten bei solch einem Film. Und habe parallel recherchiert im Hallenbad und später im Freibad. Und habe dann das Konzept erstellt.

 

Wie ist die Entstehungsgeschichte zum Film?

KS: Es ist vieles aus der Regie entstanden. Weil es mehr ein Projekt ist, das aus der Hochschule entstanden ist. Da gibt es ein Programm, das nennt sich junger Dokumentarfilm. Und den wollten wir nach der Filmschule als Debütfilm zusammen machen. Da war ich noch nicht angestellt. Die Förderung aus Baden-Württemberg war das erste Finanzierungstool, das wir angestrebt haben. Bettina kam her und sagte: Ich hab hier ein Thema, das interessiert mich. Lass uns den jungen Dokumentarfilm probieren. Ich fand es eigentlich spitzenmäßig, es hat dann leider nicht geklappt.

Dann hat Bettina den Kontakt zum RBB über Berlin aufgetan. Das hat aber ziemlich lange gedauert. Mindestens ein dreiviertel Jahr, bis die reagiert haben und Interesse gemeldet haben. Ich war mittlerweile bei Reverse Angle. Und dann haben wir gesagt, wir nehmen es mit in die Firma rein. Weil ohne Firma kann man so was nicht finanzieren. Dann haben wir es beim BKM versucht. Da hat es nicht geklappt. Und dann haben wir es noch mal aufgestellt, noch mal neu umgedacht. Und dann ging es wirklich auf diese Schiene, wo Bettina noch mal gesagt hat, ich möchte es absolut als Kinofilm machen. Und da es mit dem RBB eine Kinokoproduktion war, haben wir gesagt: Dann trimmen wir es wirklich auf Kino.

 

Welche Förderungen haben den Film unterstützt?

BB: Der Film wurde unterstützt von Arte und RBB, der Filmförderung FFA und dem Medienboard Berlin-Brandenburg. Die kamen nach und nach hinzu. Zuerst war Arte und RBB dabei. Danach haben wir eingereicht bei der FFA und dann kam das Medienboard dazu.

 

Jetzt läuft der Film auch im Kino. War das von Anfang an geplant und wie hat es das Konzept und die dramaturgische Herangehensweise beeinflusst?

BB: Es ist mit großem Aufwand verbunden, einen Dokumentarfilm ins Kino zu bringen. Und es bedarf vieler Energien und auch vieler finanzieller Möglichkeiten. Und was es genau heißt: dass man mehr Drehtage braucht als bei einem Fernsehdokumentarfilm und dass das Engagement von allen Beteiligten größer ist als auch bei einem Fernsehfilm.

Ja, das war von Anfang an so geplant, dass es ein Kinodokumentarfilm wird. Wir wussten zwar nicht, ob wir die Finanzierung dafür zustande bringen würden, aber unser Wunsch war, das wirklich als Kinodokumentarfilm zu machen.

KS: Man muss sich entscheiden, wenn man die entsprechende Förderung angeht. Wenn man die FFA angeht, dann geht das nur, wenn man einen Verleih hat und eine Filmkopie kalkuliert hat. Und bei einem Dokumentarfilm kostet eine Filmkopie 40000 bis 50000 Euro. Und das ist ein Viertel von einem Dokumentarfilmbudget. Und das muss man sich ganz bewusst klar machen. Wir haben gesagt, wir machen es mit Kameramann und richtig Kino. Wir probieren das ins Volle oder gar nicht. Und dann haben wir es bei der FFA eingereicht. Und das war dann sehr erstaunlich, weil die uns tatsächlich gefördert haben. Und die hatten das, glaube ich, erst ein oder zweimal bei kleinen Dokumentarfilmen gemacht, weil es eine Wirtschaftsförderung ist. Und insofern bin ich eigentlich ganz froh, dass er ganz gut ankommt, weil wir sagen können: Ihr hattet recht uns zu fördern.

BB: Es war immer meine Idee und mein Kampf auch dafür, dass der Film in die Kinos kommt, weil ich nicht finde, dass es ein typischer Fernsehstoff ist. Sondern ich fand einfach, dass die Mädchen mehr Potential haben und sehr außergewöhnlich sind. Man hätte es auch fürs Fernsehen machen können. Aber es war einfach mein Anliegen, es anders aufzuziehen und das ganze auch künstlerischer anzugehen. Kein Off-Kommentar zu haben, keine Fragen im Film. Ich komme ja auch von der Spielfilmregie, und mag eben auch Dokumentarfilme sehr gerne, die so einen spielfilmerischen Ansatz haben in Anführungsstrichen.

 

Der Film hat einen sehr schönen Erzählfluss, die Spannungsbögen verbinden sich 

Bettina Blümner

Bettina Blümner

wunderbar. Wie schafft man so was? Und gab es Änderungen, wo man vom ursprünglichen Konzept abgewichen ist?

BB: Also ich hatte immer so Themenblöcke, die ich behandelt habe. Zum einen Familie, Freundschaft, Sexualität. Ich habe versucht, die einzelnen Szenen um diese Themen zu gruppieren. Und habe für jede Person im Schnitt eine eigene Dramaturgie entwickelt vom Anfang bis zum Ende, und welche Entwicklung die einzelnen Figuren machen können. Und das war natürlich auch viel ausprobieren und natürlich viel Schnittarbeit.

Ja klar, es gab Änderungen. Der Film sollte am Anfang mehr im Freibad spielen und hat sich dann immer weiter vom Freibad entwickelt.

 

Wie kommt man an solche interessanten Protagonistinnen, die nur so übersprühen vor Redewitz?

BB: Es gibt ja so viele interessante Leute. Man muss sich ja nur umschauen. Es war Zufall und Glück, dass ich sie kennen gelernt habe am Anfang meiner Recherche. Es war trotzdem ein Kampf, weil sie natürlich oft keine Lust hatten. Die Recherche ist ein ganz wichtiger Bestandteil. Es gehört mit zum Filme machen. Und das sollte der Regisseur sich nicht nehmen lassen. Für mich ist es sehr wichtig. Es ist auch eine Gefühlssache. Und ich will die Leute, über die ich einen Film mache, auch gut kennen lernen, bevor ich an die Arbeit gehe. Ich halte nichts davon, Tausende von Leuten zu treffen und andere Leute einzuschalten. Ich finde, das ist meine Aufgabe. Es ist auch so eine emotionale Herangehensweise, dass ich denke, hier die sind interessant und die nicht. Und das möchte ich gerne zeigen. Ich möchte da ungern einen involvieren.

 

Wie hoch war das Budget und wie hat es sich verteilt?

KS: 200000 Euro. Mehr ist nicht zu machen. Das ist richtig gut schon. Und das ist aus vier verschiedenen Kanälen zusammengesteckt. Also der RBB als Sender ist mit drin, die FFA als Bundesförderung, das Medienboard als Länderförderung aus Berlin, Referenzgelder aus vorherigen Filmen von unsere Firma, und der Eigenanteil von der Firma.

50000 Euro für die Filmkopie ist der Standard, aber wir haben es ein bisschen billiger bekommen. Der Rest des Budgets verteilt sich auf ein Team von acht Leuten, Vorrecherche, Rechte, Einkauf, Musikrechte und Postproduktion. Team und Postproduktion waren sehr teuer im Verhältnis. Was wegfällt sind tatsächlich Drehgenehmigungen. Und das Team sind 8 und nicht 30. Natürlich sind es insgesamt kleinere Posten. Ein Budget von 200000 Euro für einen Dokumentarfilm ist ungefähr ein Fünftel von einem Budget für einen Spieldebütfilm.

 

Was waren produktionstechnisch die größten Herausforderungen beim Dreh?

BB: Es gab ganz viele Herausforderungen bei jedem neuen Tag. Natürlich hatte ich jeden Tag die Angst, dass die Protagonisten abspringen. Es war schon so, dass ich gehofft habe, dass sie am Ball bleiben über so einen langen Zeitraum. Und es wurde immer länger. Es war auch nicht immer einfach, sie zu motivieren zum Dreh zukommen, sie zu motivieren diesen Film zu Ende zu bringen. Und das war natürlich meine Hauptaufgabe. Und mein Hauptanliegen war, dass es funktioniert.

 

Zu wie vielen waren Sie beim Dreh?

Tanutscha und Klara

Tanutscha und Klara

BB: Wir waren meistens zu dritt, und manchmal habe ich auch allein gedreht. Also Kameramann, Tonmann und ich. Und es gibt einige Szenen, wo ich sowohl Kamera als Regie, als auch Ton gemacht habe.

 

Auf welchem Format wurde gedreht?

BB: Wir haben auf DV gedreht und das Material später auf HD aufgeblasen. Und dann gibt es jetzt eine 35 MM Abtastung vom DV Material.

 

Es gab viel Material zum Schneiden. Wie geht man da ran an den Schnitt bis zum Final Cut? Hatten Sie schon eine grobe Struktur von dem Film, wie er ablaufen sollte?

BB: Wir haben sehr lange geschnitten. Wir haben sechs Monate geschnitten. Wir haben Transkripte gemacht von allen Tapes, die wir hatten. Ich habe mir die Transkripte durchgelesen, die Stellen angestrichen, die mir interessant vorkamen. Wir haben Bilder ausgewählt, die ich gerne im Film haben wollte. Und haben Szenen gebaut. Und haben die Szenen immer mehr gekürzt. Und später in die richtige Reihenfolge gebracht. Und ich habe während des Drehens geschnitten. Nach zwei Drittel der Drehzeit habe ich angefangen zuschneiden mit der Cutterin zusammen.

Ja, ich hatte immer eine Struktur. Aber es ist letztendlich eine ganz andere Struktur geworden, als die ich gedacht habe, dass sie es werden würde.

 

Wie sieht die weitere Reise des Films aus?

BB: Der Film läuft auf vielen Festivals. Ich bin eingeladen nach Los Angeles, Santiago de Chile, auf die Viennale, Paris, Filmfest Mannheim. Und noch viele andere Festivals.

KS: Wenn der Film soviel Zuschauer hat, dass wir der Förderung das Geld zurückzahlen, dann wäre das ein riesiger Erfolg.

 

Frau Blümner, Frau Siegel, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Interview geführt von Roderik Helms

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