Zu den besonderen Herausforderungen im Maskenbild gehören Tattoos und Pearcings. Die wenigsten Schauspieler-innen haben Pearcings oder Tattoos, zu groß die Einschränkungen bei verschiedensten Rollen, wenn man diese nicht so einfach verdecken oder entfernen kann. Es reduziert ihren Marktwert, wenn sie an sichtbaren Stellen Merkmale haben, die vielleicht nicht zu allen Rollenmustern passen. Ausnahmen sind Weltstars, wie Angelina Jolie, Megan Fox, Ryan Gosling oder Brad Pitt, bei denen die Produktionsfirmen Schlange stehen und alles tolerieren, was die Stars an und auf sich tragen. Entweder man versucht dann, die Tattoos überzuschminken oder entfernt sie aufwändig in der Postproduktion am Computer.
Bei den meisten anderen Schauspielern gilt: Für eine Filmrolle vorübergehend aufbringen geht immer, aber wenn es einmal da ist, es im Bedarfsfall bei der Rolle als Bankangestellte-r wieder zu entfernen, ist kaum möglich. Diverse prominente Schauspieler, die privat Tattoos besaßen, wie beispielsweise Jessica Alba (sie hatte ein Tattoo am Nacken) ließen sich diese wieder entfernen. Auch Megan Fox, die noch andere Tattoos hat, ließ sich eines von Marylin Monroe vom rechten Unterarm wieder entfernen.
Pearcings und Filmfiguren
Grundsätzlich sind Pearcings geeignet, der Filmfigur etwas mitzugeben, was zu ihrer Charakterisierung beiträgt. Body-Modification werden diese auch genannt und der Schmerz, sie anzubringen gehört mit zu den Ritualen dazu. Filmfiguren, die sich von dem Anbringen von Pearcings etc. eine Erleichterung oder Verbesserung ihrer Lebensumstände erhoffen, signalisieren den Zuschauern damit, dass sie physichisch labil sind und Hilfe benötigen. Pearcings können also helfen, Teile der Geschichte einer Filmfigur, die vor dem Beginn des Filmes stattfanden (Backstory), mitzuerzählen.
Wenn eine Rollenfigur aber nach derartigen Acessoires verlangt, helfen so genannte Fake-Pearcings, die es übrigens auch im echten Leben ermöglichen, ohne gleich seine Haut zu durchlöchern, Percings zu tragen. So genannte Fake-Septums, Lippenpiercings und Magnet-Piercings sehen aus wie echte Percings und sind problemlos zu tragen. Schwieriger wird es wenn man Fake Plugs und Tunnel simulieren möchte, da werden zumindest Ohrlöcher wie für Ohrringe benötigt.
Die praktische Umsetzung zur Wandlung in eine andere Figur kann man beispielsweise an Rooney Mara in der Rolle der Lisbeth Salander in dem Film "Verblendung" sehen, angeblich waren alle Pearcings die sie für die Rolle trug, echt.
Was geben Tattoos einer Filmfigur mit?
Womit assoziiert man Filmfilguren, die Tattoos tragen? Früher galt man als besonders hart und männlich, wenn man ein Tattoo hatte, es waren Strafgefangene, Seeleute, Bandenmitglieder, Rocker und Soldaten, die mit Tattoos ihre Männlichkeit unterstreichen wollten. Heute sind Tattoos längst im Alltag angekommen oft ein Ausdruck des Bemühens, einzigartig, individuell zu sein. Sie sind zudem bewußte Unververnunft, sind ein Protest gegen Sachlichkeit und Vernunft. Sie können also auch ein Zeichen des Widerstands etwa gegen die Vorstellungen der eigenen Eltern sein. Oder für Büroangestellte in einem extrem versachlichten Arbeitsleben ein äußeres Symbol, eben doch eigentlich verwegene "Piraten" zu sein, eine Utopie wie ihr Leben auch hätte sein können.
Manchmal sollen auch äußerliche Makel überdeckt oder Schicksalsschläge veräußerlicht werden. Und es gibt Leute die geradezu süchtig sind nach immer neuen Tattoos. Auf jeden Fall polarisieren und sagen Tattoos etwas über eine Figur aus. Auch wenn das längst nicht immer zutrifft, aber man assoziiert sie beispielsweise mit einem wechselhaften Lebensstil der jeweiligen Filmfigur. Deshalb kommt es durchaus vor, dass Schauspieler für eine entsprechende Rolle Tattoos haben sollen.
Robert de Niro etwa ließ sich für seine Rolle als Max Cady in „Cape Fear“ (USA 1991), zahlreiche Tattoos von der Maskenbildnerin Ilona Herman auf den Oberkörper malen. Wesley Snipes (im Film "Blade"), Keanu Reeves (in dem Film "Constantine ") George Clooney (in dem Film "From Dusk Till Dawn") Jim Carrey und Vin Diesel (in dem Film "XXX") ließen sich Fake Tattoos für Rollen aufbringen.
Aufwändige Handmalerei...
Früher war es recht mühsam, Tattoos wurden von Hand mit Ölbasierten Schminkfarben aus dem Schminkkasten gemalt. Ab den 70er Jahren gab es dann Farben auf Alkoholbasis, die waren stabiler und Schweiß,- und wischfest, mussten aber auch von Hand gemalt werden. Teilweise waren mehrere Makeupkünstler stundenlang damit beschäftigt, aufwändige Tattoos aufzumalen. Die modernste Lösung für die Maskenbildner sind Fake-Tattoos, auch "Removable Tattoos" genannt, eine praktische Möglichkeit, den Schauspielern die gewünschte Hautveränderung aufzubringen. Die Klebetattoos sind ablösbare Drucke, häufig aus veganen Farbstoffen, die sehr gut haften, wasserfest und recht widerstandsfähig sind.
Bedeutungsmuster in den Motiven
Auch die Bildmotive präzisieren die Richtung, in welche man die Filmfigur charakterisieren möchte. Tiermotive etwa sollen eine gewisse Stärke, Comicfiguren Leidenschaft und Humor, Asiatische Symbole eine gewisse Spiritualität als Suche nach Halt, Portraits bestimmter Personen eine große Nähe, Sprüche eine Geradlinigkeit, Blumen und Blüten eine romantische Seite, Seefahrer Motive Individualität und Stärke zum Ausdruck bringen.
Es gibt sogar Firmen, die "Print Tattoos" nach eigenen Entwürfen drucken, auf diese Weise können sogar individuell für die Rolle notwendige Namen, Bilder oder Ornamente in Auftrag gegeben werden.