Filme können viel bewegen, wenn sie überzeugend gestaltet sind. Filme über Klimawandel und Erderwärmung kämpfen schon seit Jahrzehnten für die Sache. Früher wurden die Filmemacher auch schon mal als hoffnungslose Alarmisten belächelt, doch inzwischen ist unübersehbar, wie viel Bedeutung hinter diesen Themen steckt.
Haltungsfragen
Als Filmemacher ist man hin und hergerissen zwischen der Ansicht, dass man wichtige Themen durch Filme intensiver unter die Leute bringen kann und der Vermutung, dass man mit Filmen denkbar wenig bewegen könne.
Tatsächlich liegt die Wahrheit, wie so oft, wohl in der Mitte. Beim Autor dieses Artikels hat eine Doku über industrielle Hammelschlachtung, die er Mitte der Achtziger Jahre im Münchner Stadtmuseum gesehen hat, bewirkt, dass er von einem auf den anderen Tag Vegetarier wurde. Scheinbar können Filme ab und an eine ganze Menge bewirken. Vielleicht haben sie ja sogar eine große Kraft, wenn sie denn auch tatsächlich gesehen werden.
Das ist vielleicht eine genau so große Herausforderung, wie die Herstellung entsprechend aufklärerischer Filme selbst,- andere Menschen dazu zu bewegen, diese Filme anzuschauen, als jene, die es ohnehin schon wissen und für die die Filme lediglich eine Bestätigung ihres Handelns sind.
Die Verschiebungen ganzer Klimazonen weltweit kann inzwischen fast Niemand mehr übersehen, Hitzewellen, Starkregen, Hochwasser, Stürme und Trockenheit berühren inzwischen auch die Menschen in sonst eher gemäßigten Gebieten und schärfen die Wahrnehmung jedes Einzelnen.
Filme über das Klima haben auch deshalb Hochkonjunktur und machen viele Fakten, die vielleicht in der Presse oder Fachbüchern leichter übersehen werden, wirkungsvoll auf den Bildschirmen und Leinwänden sichtbar. Kein Dokumentarfilmfestival, welches nicht einen ganzen Fächer aktueller Klimafilme im Programm hat.
Die Kraft des Faktischen
Der Spielfilm und insbesondere Hollywoods Kinomaschinerie haben immer wieder Geschichten hervorgebracht, in denen Klimakatastrophen eine gehörige Portion Schrecken in die Kinos gebracht haben. Doch der Umstand, dass jeder Zuschauer wusste, dass all das nur Visuelle Effekte und die Protagonisten nur Schauspieler waren, nahm diesen Filmen ihre aufklärerische Kraft.
Deshalb haben Dokumentarfilme, bei denen nachweislich die Realität aufgezeigt wird und wahrhaftige, existierende Menschen, agieren und sprechen, eine ganz andere Aussagekraft. Dokumentarfilme haben eine sehr lange Tradition darin, Menschen aufzurütteln, Ihnen Wahrheiten näher zu bringen, mit denen sie sich in ihrem Alltag nicht befassen würden. Hier besteht eine gewisse Nähe zu Unterrichts,- oder Informationsfilmen, doch der wichtigste Unterschied ist sicherlich die eindeutige Parteinahme und die persönliche Handschrift der Filmemacher für oder gegen etwas.
Wie bei jedem Film ist die Identifikation des Zuschauers ein wichtiger Faktor, um Schlüsselbotschaften weiter zu tragen. Personen, insbesondere Prominente wie Al Gore oder Leonardo di Caprio dienen in diversen Klimafilmen als Indentifikationsfiguren und helfen damit maßgeblich, die angesprochenen Fakten emotionaler aufzunehmen.
Klimaziele reloaded
Die UN Klimakonferenz 2021 hat einige wichtige Vereinbarungen hervorgebracht. So haben sich 18 Staaten zum Kohleausstieg verpflichtet. Das sind zu wenige,- setzt aber immerhin Zeichen. In einem fast noch wichtigerem Bereich haben die USA und Europa versprochen, das dringliche Klimaproblem Methan anzupacken, dem sich inzwischen über 100 Länder angeschlossen haben. Sie verpflichten sich, den Methan Ausstoß bis 2030 um 30% zu reduzieren. Fatalerweise haben einige der größten Methan-Staaten (China, Indien, Russland und Australien) sich diesem Papier nicht angeschlossen,- ein miserables Signal.
Methan ist 80 Mal so schädlich wie Kohlendioxyd und entsteht vor allem in der Landwirtschaft sowie der Öl- und Gasförderung. Letztere kann durch moderne Technologien den Ausstoß bei der Energiegewinnung reduzieren. Kühe haben einen besonders großen Anteil an diesem Problem, weil Methan bei ihrer natürlichen Verdauung entsteht. Es ist die Milch,- und Fleischindustrie, die sich trotz stark wachsender Anteile an Vegetariern und Veganern in der Welt, mit aller Kraft gegen eine Reduzierung der Tierhaltung stemmt. Dennoch haben sich ja zahlreiche andere Staaten, die große Fleisch,- und Milchproduzenten sind (USA, Brasilien und die EU) zu den Vereinbarungen bekannt. Es ist also möglich und sollte unbedingt umgesetzt werden.
Bleibt nur zu hoffen, dass Jene, die berufsmäßig eigentlich alles unternehmen müssten, den Klimawandel zu bremsen, die Politiker, sich ab und an auch einen dieser Filme ansehen, statt sich weiterhin von Lobbyisten der Industrie umweltfeindliche Entscheidungen einflüstern zu lassen. Sonst wird sich das Klima irgendwann so verschoben haben, dass tatsächlich nur noch Allrad- SUVs sich durch die Überschwemmungszonen oder versandeten Gebiete bewegen könnten.
Klima-Filme
Filme über die Veränderungen des weltweiten Klimas gibt es schon lange, doch während früher oft Animationen oder Bildmontagen verbildlichen sollten, welche Folgen der Raubbau an der Natur einmal haben könnte, müssen die Folgen heutzutage gar nicht mehr simuliert werden. Menschen erleben sie an vielen Orten der Erde und man kann sie einfach drehen und zeigen, was geschieht.
Es gibt inzwischen eine große Zahl von Filmen über die Klimakrise und ihre Auswirkungen, darüber, was rücksichtsloser Umgang mit der Erde für Folgen hat. Hier eine kleine Auswahl:
2006 Eine unbequeme Wahrheit (Basierend auf einem Vortrag von Al Gore) Regie: Davis Guggenheim
2007 Meat the Truth (Film der nachdrücklich zeigt, dass die Erderwärmung extrem viel mit der Massentierhaltung zu tun hat) Regie: Karen Soeters, Gertjan Zwanikken
2012 Chasing Ice (Doku über einen Fotografen, der das Schmelzen der Gletscher fotofrafiert) Regie: Jeff Orlowski
2012 The Island President (Doku über den Präsidenten der Malediven, der auf der Klimakonferenz Kopenhagen um ein Abkommen ringt. Regie: Jon Shenk
2018 Before the Flood (Leonardo de Caprio auf der Suche nach den Ursachen für den Klimawandel) Regie: Fisher Stevens
2019 Ice on Fire (Mit Leonardo di Caprio auf der Suche nach Möglichkeiten, den CO2 Ausstoß zu reduzieren) Regie: Leila Conners