Die Meldungen über Prügeleien und Chaos-Aktionen in Kinos, nicht nur Deutscher Großstädte, häufen sich, was steckt dahinter?
Seit dem 2. März läuft der Film „Creed 3 – Rocky’s Legacy“ (Regie:Michael B. Jordan, USA 2023), basierend auf dem Buch von Sylvester Stallone, in den deutschen Kinos und seitdem kam es zu mindestens vier Vorfällen in den Kinosälen, die das Boxdrama abspielten. Von Randalen mit Snacks bis hin zu großen Schlägereien – die Beteiligten schafften es immer wieder so viel Aufruhr und Trubel zu verursachen, dass das Personal den Film abbrechen musste und es teilweise sogar zu Einsätzen der Polizei kam. Was auf den ersten Blick danach aussieht, als hätte sich die junge Zuschauerschaft von den eindrucksvollen Boxszenen etwas zu sehr inspirieren lassen, könnte in Realität ein unverfrorener Tik-Tok Trend sein – so zumindest den Mutmaßungen der Essener Polizei.
In Bremen soll es Nachos und Popcorn geregnet haben – später auch Fäuste. Aus den Seitengängen heraus schüttete eine Gruppe von Jugendlichen ihre Snacks auf die besetzten Plätze. Die Kinobesucher zuckten sofort ihre Handys und die Social Media Plattform Tik-Tok war in Null Komma nichts voll mit Videos vom verwüsteten Kino. Zu schlimmen Körperverletzungen kam es glücklicherweise nicht. Anders verlief es in einem Kino in Hamburg. Dort soll eine Schlägerei ziemlich eskaliert sein, sodass ein Mitarbeiter des Kinos die Polizei rief. Als die Polizei nach Mitternacht anrückte, waren die Beteiligten allerdings bereits verschwunden.
Am Vorabend fand ebenfalls in Bremen ein anderer Vorfall statt, bei dem angeblich auch ein Messer gezückt wurde. Die Beteiligte hatten um Sitzplätze gestritten. 4 Jugendliche mussten in der Notaufnahme wegen Verletzungen der Atemwege behandelt werden, weil sie das von den Tätern versprühte Reizgas eingeatmet hatten. Der Vorfall im Essen fand ebenfalls am Samstag statt und war ähnlich wie der am selben Abend in Bremen: Die Beteiligten warfen Snacks durch den Kinosaal und kletterten über die Kinosessel, bis die Vorstellung ebenfalls abgebrochen wurde.
Ähnliche Fälle wie in den Kinos in Bremen, Essen und Hamburg gab es auch in Frankreich in den Städten Saint-Étienne und Charleville-Mézières.
Ursachenforschung
Es stellt sich die Frage, was der Auslöser dieser verdächtig ähnlichen Vorfälle war. Bereits in vergangenen Jahren haben die Medien des Öfteren darüber berichtet, was bestimmte Kinofilme in manchen Besuchern ausgelöst haben, die die Handlung des Films als Vorwand und Motivation für Randale benutzt haben.
Das alles erinnert ein wenig an das Jahr 2012, als im Kino Aurora (Colorado) bei der US-Vorführung des Batman-Films „The Dark Knight Rises“, ein Killer, der sich laut einigen Angaben selbst „Joker“ genannt hat ( inspiriert vom Gegner des Comic-Superhelden Batman) schwer bewaffnet und maskiert ein Blutbad angerichtet hat. Oder das Killerclown Phänomen, das sich von den Horrorfilmen mit mörderischen Clowns inspirierte.
Sollte man deshalb also auf die öffentliche Vorführung bestimmter Filme verzichten? Müssen Kinobetreiber darüber nachdenken, Security-Leute einzustellen? Welche Konsequenzen werden diese Kino-Schlägereien für all die normalen Kinobesucher haben? Fest steht: So sehr ein Kunstwerk einen emotionell auch mitreißen kann, für die psychischen Ausfälle einiger Täter kann weder die Regie noch sonst Jemand im Team die Verantwortung tragen. Und was die Tik-Tok Trends angeht, so wird es immer Menschen geben die auch mit brutalen Mitteln und Wegen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen wollen – ob auf Tik-Tok oder sonst irgendwo. Die Kunstfreiheit sollte definitiv darüber stehen, die Ausschreitungen in den Kinos jedenfalls sind armselig, die Kinobetreiber haben mit genügend anderen Problemen zu kämpfen und brauchen nicht noch chaotische Zuschauer, welche die Säle verschmutzen. Erste Kinobetreiber sind dazu übergegangen, die Ausgänge in Fällen von Vandalismus abzuriegeln und die Täter erst wieder herauszulassen, wenn sie die Kinosäle wieder aufgeräumt und gereinigt haben. Im Fall von Schlägereien wird sofort die Polizei verständigt und Anzeige erstattet.