Chaos sortieren
Die Gagen sind Verhandlungssache. Eine Richtlinie stellen die Tarife der Gewerkschaft Verdi (Gewerkschaft) dar, die diese mit den beteiligten Produzentenverbänden ausgehandelt haben. Doch man sollte nicht unterschätzen, welche Zusatzkosten die so genannten Personal-Nebenkosten darstellen.
Haben Sie schon mal versucht, ausgerüstet mit Listen, Richtlinien, Taschenrechner und Buntstift, die Sozialabgaben, Zuschläge etc. für einen einzelnen Mitarbeiter zu berechnen. Ganz schön heftig, nicht wahr. Aber keine Sorge, CineCalc (Vollversion) nimmt ihnen das ab und zwar für sämtliche Mitarbeiter ihrer Produktion. In der Lite-Version von CineCalc können die Personalnebenkosten als Prozentsatz aus den Summen der Gagen berechnet und als Pauschalen eingegeben werden. Für die Zuschläge (Überstunden, Feiertage etc.) kann man mit Pauschalen arbeiten.
Neue Spielregeln
Ein schwieriges Kapitel. Alle paar Jahre setzen die Gewerkschaften oder der Gesetzgeber oder wer auch immer, alle verfügbare Energie daran, die Abrechnungsmodalitäten noch komplizierter zu gestalten, als sie bisher schon waren. Viele innere Widersprüche werden bei dieser Gelegenheit ebenfalls eingebaut und gelegentlich durch vorsichtige Rundschreiben etwa an die Mitglieder der Gewerkschaft für einen Irrtum erklärt.
Da Sie mit CineCalc im Lauf der Jahre viele Kalkulationen erstellen werden, haben wir Ihnen die Möglichkeit geschaffen, die Veränderungen der Sätze selbst einzugeben. Zu diesem Zweck befinden sich über dem Bereich der Nebenkosten diverse Eingabefelder für die Höhe der Krankenkassenkosten, der Zuschläge auf Nachtarbeit, Feiertage etc.
Dies sind die jeweiligen Beitragsbemessungsgrenzen (Höchstgrenzen) der Krankenkassen, und wie die Dinge in der Welt so stehen, werden sich diese gewiß auch bei Gelegenheit wieder mal erhöhen. Basis für uns sind die Sätze der AOK. Hier erhalten Sie im Zweifelsfall die aktuellen Werte. Natürlich gibt es immer auch Ksssen die teurer und andere die etwas günstiger sind, doch als Mittelwert für die Vorkalkulation funktionieren die Werte der AOK bestens.
Also wenn die Anschaffung oder Ihr letztes Update von CineCalc bereits länger zurückliegen, dann überprüfen Sie bitte, ob die wichtigsten Werte der Personalnebenkosten noch stimmen. Die farbig markierten Felder können von Ihnen jederzeit aktualisiert werden.
Grundsätzlich gilt: Der Bereich Personalnebenkosten geht von der Annahme aus, dass die Einheit der Abrechnung in der ersten drei Blöcken grundsätzlich in Wochen ausgewertet wird, die sonstigen Kräfte im vierten Block (Sonstiger Stab) nach Tagen!
Kommen Sie bitte nicht auf die Idee, den Beleuchtern Wochenpauschalen aufs Auge drücken zu wollen. Dies widerspricht nicht nur der Praxis, sondern es bringt die programmierten Sätze von CineCalc derart durcheinander, dass die berechneten Überstundensätze oder Zuschläge etc. nicht mehr den tatsächlichen Sätzen entsprechen.
Also belassen Sie es bitte bei den Tagessätzen im vierten Block. Und umgekehrt bitte in den oberen Blöcken die allgemein üblichen Wochengagen belassen, und nicht plötzlich Tagesgagen einsetzen wollen. Wenn Ihr Dreh nur 3 Tage dauert, dann geben sie bitte 1,7 in der betreffenden Spalte ein.
Urlaub
Damit Sie jedoch auch entscheiden können, ob und wer Anrecht etwa auf Urlaubsabgeltung hat, oder wer sozialversicherungspflichtig ist, gibt es ganz links am Anfang der Felder für Sozialabgaben zwei Spalten in denen Sie jeweils Ja oder Nein eingeben können.
In der Regel werden Sie in der Spalte Vers. Pflicht? ein „Ja“ eingeben, denn wie allgemein bekannt ist, duldet der Gesetzgeber nur für ganz wenige, handverlesene Berufe die Rechnungstellung. Das sind etwa der Filmarchitekt, der Autor oder der Regisseur. Manche Teammitglieder behaupten zwar vehement das Gegenteil, aber es sollte bei wenigen Ausnahmen wie “Produktionsberatung“, “Look-Design“ oder “Licht-Design“ bleiben.
Urlaubsanspruch
Wenn ihr Mitarbeiter mehr als 7 Arbeitstage zusammenhängend bei Ihnen beschäftigt ist, erwächst daraus ein Urlaubsanspruch. CineCalc wertet ihre Eingaben aus, und berechnet die Zahl der Urlaubstage, und den Betrag, den es kostet, diese Urlaubstage auszuzahlen. Das Programm erkennt übrigens auch, wenn Sie versehentlich jemand Urlaub verschreiben wollen, der weniger als 7 zusammenhängende Arbeitstage bei Ihnen beschäftigt ist. In dem Fall wird einfach automatisch kein Urlaub berechnet. Sie können aber auch, und das ist im Low- Budget-Bereich durchaus üblich mit dem Team vereinbaren (Vertragsbestandteil), dass keine Urlaubsgelder gezahlt werden.
Nachtzuschläge
Die Nachtzuschläge werden in Stunden berechnet. Geben sie also bitte ein, wie viele Stunden Nachtdreh sie beabsichtigen. Die Zuschläge für Sonntage oder Feiertage hingegen berechnen sich nach Tagen. Hier also bitte einzelne Tage eingeben!
Überstunden
Die Anzahl der Überstunden bezieht sich auf die gesamte Drehzeit und errechnet, verteilt auf die Wochen eine durchschnittliche Überstundenzahl pro Woche, die wiederum dafür ausschlaggebend ist, wie hoch der prozentuale Zuschlag pro Stunde ausfällt. Der unterscheidet sich nämlich in Abhängigkeit davon, ob 2, 6 oder mehr als 10 Stunden pro Woche Überstunden sind. Wie schon gesagt, man hat sich viel Mühe gegeben, es kompliziert zu gestalten. Aber keine Sorge, CineCalc berechnet die voraussichtlichen Kosten so genau wie möglich.
Spesen
Inzwischen differenziert man 3 unterschiedliche Abwesenheiten vom Firmensitz. 8, 14 und 24 Stunden. Bitte geben sie ein, wie viele Tage der jeweiligen Dauer der betreffende Mitarbeiter vom Firmensitz abwesend sein wird. Übrigens: Sollten Sie versehentlich in der Spalte mehr Tage eingegeben haben, als der Mitarbeiter überhaupt Arbeitstage in ihrem Projekt hat (Kann ja mal vorkommen, in der Eile...) warnt Sie das Programm indem es die Zahl der verbleibenden Drehtage (rechts neben den Eingabefeldern) rot einfärbt. In diesem Fall bitte korrigieren!
Sozialnebenkosten
Bei den Kosten der Krankenkasse, der Rentenversicherung und Pflegeversicherung wurde im Prinzip die AOK-Liste verwendet, die im oberen Durchschnitt angesiedelt ist. Gewiß wird es im Team auch Mitarbeiter geben, die in günstigeren Kassen (Technikerkrankenkasse etc.) versichert sind, aber eben auch andere, die teurer versichert sind, oder gar privat und dafür einen Arbeitgeberanteil erwarten. So ergibt sich am Ende ein Durchschnittswert, der relativ nahe am Durchschnittswert liegt, den CineCalc für Sie ermittelt hat.
Erschrecken Sie nicht über die hohen Beiträge zur Krankenkasse. Das ist realistisch. Die Kassen hängen nämlich der umstrittenen Meinung an, dass Filmschaffende 12 Monate im Jahr arbeiten und durchgehend hohe Monatsgehälter bekommen.
So kann es Ihnen passieren, wenn Sie etwa als Regisseur für einen Film, an dem Sie 1 Jahr arbeiten, Ihr Honorar in einem einzigen Monat ausgezahlt bekommen, dass die Krankenkasse in der Annahme einen Spitzenverdiener vor sich zu haben, den Höchstsatz kassiert. Bei 7500,- Euro,- Regiegage (Nachwuchsreihe ZDF oder SWF) zieht Ihnen die Kasse an Sozialnebenkosten 1700,- Euro,- ab. Für das Finanzamt bleiben Sie glücklicherweise unter der Besteuerungsgrenze. Bleiben für den Lebensunterhalt und die Minimum-Sozialnebenkosten während des restlichen Jahres noch 5800,- Euro. Glückwunsch!
Verpflegung
Bitte kreuzen Sie in der Spalte für Catering ein X an, wenn Sie für die betreffenden Teammitglieder oder Darsteller ein solches vorgesehen haben. Einerseits berechnet CineCalc hierfür die Kosten, andererseits nimmt es die vom Gesetzgeber vorgesehene Verrechnung mit Spesen etc. vor. Essen am Drehort wird nämlich als Einnahme (genauer geldwerter Vorteil) betrachtet!
Bei der Zusammenfassung von Personalnebenkosten findet sich auch eine Position LST auf Catering. Diese Position berücksichtigt, dass der Gesetzgeber beschlossen hat, Tagessätze für Verpflegung steuerpflichtig zu machen. Diese werden schlicht als Einnahme gewertet, auch wenn die Ausbeute lediglich mit dem Mund erfolgt, und nicht per Scheck oder Banküberweisung. Das sind diese so genannten Geldwerten Vorteile etc. Nun ja, also das müssen Sie auch kalkulieren und bedauerlicherweise auch zahlen. Allerdings gibt es auch inzwischen Urteile und Fälle, wo davon ausgegangen wird, dass diese Beträge wegen der Schwere der Arbeit nicht als Geldwerter Vorteil gewertet werden können. Wenn Sie das Risiko eingehen wollen, können Sie die Steuersätze auch nullen. Das reduziert die Produktionskosten.
Vergessen Sie bitte nicht, auch bei den Darstellern und den Komparsen die betreffenden Eingaben zu machen. Auch für Komparsen müssen sie, allerdings nur pauschal Sozialabgaben leisten! Die linke Spalte listet die Gesamtzahl der Komparsen und Tage auf. Rechts bitte die Kreuzchen für das Catering nicht vergessen! Damit die Damen und Herren nicht hungern oder dürsten müssen...
Sonstige Kassen
Dann gibt es da noch die Zusatzversorgungskassen der Rundfunkanstalten. Wenn sie dort Mitglied sind, müssen Sie Beiträge für Ihre Mitarbeiter, die ebenfalls Mitglied sind, abführen.
Berufsgenossenschaft
Produzenten sind in der Regel Mitglied bei der Berufsgenossenschaft, über die ihre Mitarbeiter dann auch gegen Berufunfälle versichert sind. Dafür muss der Produzent einen Prozentsatz von den Sozialnebenkosten an die Berufsgenossenschaft abführen, in der Regel erfolgt dies jährlich. Ganz oben (U68) können Sie CineCalc mitteilen, ob Sie Mitglied sind. Die für den Filmbereich zuständige Berufsgenossenschaft ist die BGFE, die Berufsgenossenschaft für Feinmechanik und Elektrotechnik.