Auch, wenn die Welt komplizierter geworden ist und Erzählweisen und Inhalte sehr vielschichtig, es gibt sie dennoch, die Erzählmuster, nach denen man Drehbücher und Filme kategorisiert.
Örtlichkeit, Zeitebene, Inhalt, Themen, Stil, Struktur und Figuren sind mögliche Kriterien der Einteilung und Unterscheidung. Es gibt zahllose Zwischen-, Misch- und Unterformen, doch an dieser Stelle seien nur die wichtigsten, klar unterscheidbaren Genres genannt.
Action
Dieses Genre zeichnet sich vor allem durch Tempo aus, denn ihre Helden werden durch zahlreiche Verfolgungsjagden, Kämpfe, Kriege, Fluchten und Abenteuer getrieben. Dabei müssen sie zumeist gegen schier übermächtige, gemeine, rücksichtlose und hinterhältige Gegenspieler bestehen. Die Gründe, weshalb die Bösewichte so böse sind, lassen sich meist leicht erklären: Habgier, beschädigtes Selbstbewusstsein oder die simple Absicht, die Welt zu zerstören, gehören zu den beliebtesten Motiven. Diese Filme sind voller Stunts und Special Effects. Und eigentlich ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Helden am Ende gewinnen.
Untergeordnete Genres sind: Spionagefilme, Abenteuerfilme, Sportfilme, Karatefilme etc.
Drama
In einem Drama handeln die Filmfiguren mutig, tapfer oder heldenhaft und haben dafür absolut richtige und nachvollziehbare Gründe. Die klassischen Werte wie Ehre, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit treiben so manches Drama voran. Die Leidensschwelle für den Zuschauer ist nicht so hoch wie beim Melodrama, dafür geschehen die Dinge aber auch aus in sich logischen Beweggründen. Die erzählten Geschichten werden als realistisch empfunden, als Wiedergabe von Lebenswirklichkeit unter verschiedensten Bedingungen. Dramen erzählen die ganze Palette menschlicher Gefühle und daraus resultierenden Verhaltens. Wünsche, Hoffnungen, Enttäuschungen oder auch Erfolg werden in sozialen Gegebenheiten angesiedelt, die dem Zuschauer wohlbekannt oder absolut fremd sind. Manche Dramen sind aufklärerisch, versuchen Vorurteile und Ängste abzubauen. Andere prangern Missstände in Politik und Gesellschaft und Ungerechtigkeiten an.
Fantasy
Dieses Genre entführt uns in Welten, die es so nicht gibt und auch nicht gegeben hat. Der Stoff, aus dem diese Geschichten gewebt sind, entstammt den Märchen, der Fantasie, den Träumen. Hier ist alles möglich und unmöglich. Physikalische Gesetze verlieren ihre Bedeutung, Zauber und Magie ermöglichen den Filmhelden die unglaublichsten Taten. Aber auch die Antihelden, die Bösen, die Bedrohlichen, die Hexen und Stiefmütter verwenden übernatürliche Mittel, um die Guten in Bedrängnis zu bringen. Gerne werden Fantasyfilme in pseudohistorischen Welten, in der Mythologie oder Zeit der Dinosaurier angesiedelt. Aber auch Berührungen mit der Science-Fiction- oder Comic-Welt werden gerne gesucht.
Historische Filme, Epen
Begebenheiten, die man aus der Literatur oder Geschichte kennt, oder historische Situationen, Veränderungen stehen meist im Mittelpunkt dieser Kostümfilme. Manchmal werden auch längere Zeitspannen erzählt, ein ganzes Menschenleben oder mehrere Generationen. Biblische Zeiten, die Antike aber auch Mittelalter, Renaissance oder Romantik bilden häufig den Hintergrund für die Filmhelden. Dabei werden Themen wie in anderen Genres auch, im historischen Umfeld angesiedelt. Die großen Themen wie Religion, Thronfolge, Pest, Völkerwanderung, Landflucht, Aufbruch in die Moderne, Besiedelung neuer Kontinente erlauben es, bekannte menschliche Konflikte und Affinitäten in anderem Licht zu erzählen.
Sie erzählt leichtfüßig und beschwingt dramatische Geschichten mit der Absicht, das Publikum zu amüsieren. Dabei können die Widrigkeiten des Alltags, die kleinen und größeren Katastrophen der Filmhelden zum Katalysator des Publikums werden, die in ihrem Alltag unter eben diesen Schwierigkeiten leiden müssen. Eigentlich sind Komödien Abwandlungen des klassischen Dramas. Gute Komödien transportieren stets auch Ernst und nicht selten auch Traurigkeit. Armut und Hungersnöte waren häufig der Hintergrund in frühen Slapstick-Komödien. Über das Leid, Ungemach, Pech oder Misserfolg anderer zu lachen hilft, die eigenen Fehlschläge leichter zu ertragen. Vorläufer der Komödie waren die Slapstick-Filme, die von Laurel & Hardy, Charlie Chaplin und anderen zu einer hohen Kunstform entwickelt wurden.
Kriminalfilm
Wie der Name Krimi schon sagt, dreht sich alles um Verbrechen, um ihre Planung, Ausführung, Vereitelung oder Aufklärung. Je nach Gewichtung haben wir es mit einem Gangsterfilm, einem Polizeifilm oder einem Detektivfilm zu tun. Der Gangsterfilm erzählt von Machtstrukturen der Unterwelt, von Aufstieg und Fall eines Gangsterbosses, von Bandenkriegen. Der Polizeifilm beschäftigt sich mit der Aufklärung von Verbrechen oder dem Verhindern neuerlicher Straftaten. Der Klassiker dieses Genres ist "M" von Fritz Lang.
Varianten des Polizeifilms stellen Polizeipsychologen oder auch schon mal Pathologen in den Mittelpunkt. Der Detektivfilm überlässt die Hauptarbeit der Verbrechensaufklärung oder Konfliktlösung einem Privatschnüffler. Viele Filme dieses Genres (vor allem in der Schwarzweiß-Ära) wurden auch als Film Noir bezeichnet.
Kriegs- und Antikriegsfilm
Die Verarbeitung erlebter Kriege, aber auch die Warnung vor ihren Schrecken ist moralischer Hintergrund zahlloser Filme bei denen wichtige Hauptfiguren in Tarn- oder Glamouruniform zumeist historische Gefechte nachspielen. Einige Beispiele dieses Genres arbeiten mit der klassischen Unterteilung in Gut und Schlecht, ähnlich den Western mit ihrer Cowboy- und Indianer-Philosophie. Intelligentere Beispiele für Kriegsfilm schaffen es aber als Botschaft die Erkenntnis zu vermitteln, dass Kriege auf allen Seiten nur Verlierer hervorbringen. Es geht um Trennungen, Verluste, ums Überleben unter unmenschlichen Bedingungen, um Leben und Tod, Gewissensfragen, Unmenschlichkeit, innere Widersprüche, manchmal leider auch nur um viel Rauch, Stahl und Blutvergießen. Der unmenschliche Erste Weltkrieg des vergangenen Jahrhunderts hat auch die ersten Filme dieses Genres ausgelöst.
Melodrama
Melodramen beschäftigen sich gerne mit menschlichen Schicksalen in Ausnahmesituationen. Unerfüllte Liebe, zerstrittene Familienbande, unheilbare Krankheiten oder tragische Unfälle werden gerne als Basis stark emotionalisierter Konstellationen gewählt. Ein wichtiger Unterschied zum Drama liegt darin, dass die Filmfiguren zu erstaunlichen Taten imstande sind, dies aber aus eigentlich völlig unbedeutenden Beweggründen wie unlogische Ehre, sinnlose Tapferkeit etc. Sie handeln so, weil sie eben nun mal so handeln müssen, und der Zuschauer leidet intensiv mit ihnen und fragt sich dauernd: Warum kann der Filmheld nicht einfach bei der Frau seines Herzens bleiben? Melodramen werden in den amerikanischen Studios auch gerne als „woman´s pictures“ bezeichnet, da sie vor allem das weibliche Publikum ansprechen.
Musicals
Gesungene und getanzte Geschichten sind heutzutage selten geworden. Die große Ära der Musicalfilme begann mit dem Tonfilm und endete in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Irgendwie irritiert es die Zuschauer besonders in ansonsten real erzählten Geschichten, wenn die Filmfiguren plötzlich tanzend und singend ihre Emotionen zu untermauern suchen. Heutzutage fällt man allein schon dadurch auf, dass man dieses Genre überhaupt aufgreift. Aber besonders die neuen indischen Tanzfilme aus der "Bollywood"-Fabrik gewinnen in der westlichen Welt an Beliebtheit. Da das größte Fundament dieser indischen Film-Musicals im Gesang und Tanz liegt, werden diese beiden Ausdrucksweisen oft nicht so sehr mit der eigentliche Handlung verbunden wie im westlichen Musical.
Science Fiction
Wichtigstes Kriterium für Science Fiction ist, dass die Geschichten weder in Vergangenheit noch Gegenwart angesiedelt sind. Ihre Plattform ist die Zukunft, sei es in High-Tech oder absolut archaisch in Wüste, Staub und Asche. Ort der Handlung kann die Erde sein, aber genauso gut ein Raumschiff oder andere Planeten. Dieses Genre erlaubt es, mit den vorhandenen Stilen, Staatsformen, Moral etc. zu spielen, neue Zusammenhänge zu erdenken, heutige Entwicklungen in ihre zukünftigen Konsequenzen hineinzudenken. Zukunftsangst oder Furcht vor technischen oder medizinischen Fehlentwicklungen und vor Katastrophen gehören zu den wichtigen Themen der kritischen Vertreter dieses Genres. Alles, was Menschen bewegt, Religion, Macht, Liebe usw., lässt sich in Zukunftsmodelle hineindenken. Klassiker: "Reise zum Mond" von Georges Melies und "Metropolis" von Fritz Lang.
Thriller und Horror
Den Filmhelden geht es zu Beginn meistens gut, ja, häufig sogar besonders gut, sie sind glücklich, haben viele erfreuliche Dinge vor sich, kommen vielleicht gerade von einer Feier. Plötzlich und unerwartet taucht dann eine massive Bedrohung auf, welche die Filmhelden vorzugsweise in schutzlosen Situationen trifft. Allein, gerne in Dusche oder Bad, aber auch auf einsamen Straßen in leerstehenden Häusern versuchen Sie dann, dem Schrecklichen zu entgehen. Manche Horrorfilme versuchen ihren Plots eine gewisse Moral zu geben, indem menschliches Fehlverhalten zum Auslöser für das Auftauchen des Schreckens genommen wird. Beispiel: Ein alter Friedhof wurde für das neue Einkaufszentrum planiert und deshalb müssen die Untoten plötzlich losspuken. Oder: Ein Vorfahre des stolzen Hausbesitzers hat im vorigen Jahrhundert einen Menschen ermordet, dessen Seele auf Rache sinnt.
Varianten: Grusel-, Monster-, Vampir- und Katastrophenfilme
Western
Ein typisch amerikanisches Genre, welches die Mythen des Landes, seine Geschichte, Besiedelung und Freiheitsdrang seiner Vorfahren je nach Ausrichtung kritisch oder glorifizierend wiederspiegelt. Der Bürgerkrieg des 19. Jahrhunderts, die Abschaffung der Sklaverei, die Eroberung des Wilden Westens, die Vertreibung der Indianer gehören zu den Hauptthemen. Die speziellen Charaktere Cowboy, Sheriff, eine schöne Lady und der Bösewicht gehören generell zu jedem Westernfilm, genauso wie sie bestimmte Elemente Saloon, Duelle, Pferdekutschen, karge Landschaften, Holzhäuser und Indianersiedlungen.
(Zeichnung Action, Fantasy, Epen, Kriegsfilm, Musicals, Western: Natascha Stevenson)
(Zeichnung Science Fiction, Thriller und Horror: Mark Zaschka)