Das zentrale Festival der Filmbranche ist willkommene Plattform für Institutionen, Vereinigungen und Verbände, den Film zu feiern und sich zu präsentieren. Niemand zählt sie wirklich alle, die zahllosen Empfänge anlässlich der Berlinale, man kann davon ausgehen, dass täglich rund 40-50 Veranstaltungen dieser Art stattfinden. Seit Corona überlegen sich Viele etwas genauer, zu welchen Empfängen man wirklich hingehen will oder aus beruflichen Gründen muss, denn nach wie vor gilt die Faustregel,- entweder man fährt bereits krank zur Berlinale oder man reist infiziert oder krank von dort zurück. Der Februar bleibt nach wie vor ein extrem ungünstiger Monat für solch ein A-Filmfestival, durch Corona sind Empfänge, auf denen es extrem eng und cosy zugeht, noch eine Spur anspruchsvoller geworden, zumindest was das Immunsystem angeht.
Die Bandbreite ist da riesig, von Empfängen der Förderungen, allen voran FFA aber auch die ganzen Länderförderungen über jene der Agenturen, wie etwa den der Schauspielagenturen in der Volksbühne am Rosa Lusemburgplatz über all die Fernsehsender und Produktionsfirmen bis hin zu Empfängen von Gewerkschaft oder den Filmhochschulen. Praktisch alle Filmländer richten Empfänge aus, und so gut wie jeder Verband der Filmbranche.
Mit den Berufsständischen Organisationen ist es wie mit der Seife. Früher gab es einfach nur eine Sorte Kernseife, mit der hat man Haut, Haare und Wäsche gewaschen, heute steht zwischen Supermarktregalen die Ausdifferenzierung in hunderte von Produkten herum. Was die Verbände angeht, so gibt es heute für praktisch jedes Filmgewerk mindestens einen, oft aber sogar mehrere und nicht selten miteinander konkurrierende Verbände. Jede noch so kleine Ausdifferenzierung kann sich ein einem neuen Verband oder Unterverband niederschlagen. Die meisten von ihnen laden zu Verbandstreffen, vor allem aber zu Empfängen ein, willkommene Treffpunkte für die Mitglieder aber auch Bühne zur Selbstdarstellung.
Manche Empfänge haben eher Glamour-Charakter, da zeigt man sich und hofft, der Regenbogenpresse Statements abliefern zu können. Da werden dann tiefphilosophische Themen wie die Wahl der Schuhe (Turnschuhe statt High Heels) oder die Anzahl der Outfitwechsel pro Tag diskutiert.
Andere werden genutzt um filmpolitische Forderungen zu formuliern und möglichst breit medial zu streuen. Manches davon, wie etwa die Verdi Idee einer Viertagewoche in der Filmindustrie ist so weit von der Produktionsrealität entfernt, dass man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann. Hauptsache man hat wieder etwas lauter getrommelt und ist in dem unüberschaubaren Knäuel der Medienorganisationen irgendwie sicht,- oder hörbar geworden.
Zu den entspanteren Empfängen gehört traditionell das Goethe Frühstück,- der Filmempfang anlässlich der Berlinale im Goethe Institut an der neuen Schönhauser Straße. Nach vierjähriger Pause wegen Corona etc. ein schönes Wiedersehen bei jener Organisation, die über Jahrzehnte so viel für die Verbreitung des Deutschen Films in der Welt getan hat. Fassbinder, Wenders, Herzog & Co. verdankten einen großen Teil ihrer internationalen Sichtbarkeit den Goethe Instituten.
Die Soundtrack-Cologne hat anlässlich der Berlinale am 18.2. einen Empfang ausgerichtet an dem auch der Composers-Club,- der Verband der Deutschen Auftragskomponisten genauso wie die Deutsche Filmkomponisten Union (DEFKOM) u.v.a. vertreten waren. Am Sonntag, den 18.2. lud die Deutsche Kinemathek ein, welche sich seit den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts um den Erhalt des Filmerbes kümmert und damit Filmgeschichte greifbar werden lässt.
Letztlich sind es vor allem die Menschen, sind die Einrichtungen, die Organisationen des Films, national und international, welche die Berlinale zu einem der wichtigsten professionellen Treffpunkt machen.