Nachts sind alle Katzen grau.
Die Nacht gehört zu unserem Leben genau wie der Tag. Und oft genug ereignen sich die aufregendsten Dinge nachts. Es ist die Zeit der Träume, der Diebe, der Liebenden, der Vampire oder der Schlaflosen. Kein Wunder also, dass in vielen Filmen Nachtszenen vorkommen.
Es ist immer das gleiche: Eigentlich kann man im Dunkeln nichts sehen, gleichzeitig benötigt man aber Licht, um auf Film oder Video überhaupt etwas aufnehmen zu können. Fairerweise muss man feststellen, dass semiprofessionelles Video wegen der Komprimierung und nur schlecht zu beeinflussenden Gradationskurve weniger geeignet ist, künstliche Nacht glaubhaft zu machen. Hochwertige Videokameras erlauben es, dank RAW oder verschiedener LOGs die Gradation und andere Parameter in der farbkorrektur steiler einzustellen und damit etwas näher an den gewünschten Effekt zu kommen. Analoger Film erlaubte es von sich aus, ganze Bildbereiche in schwarze Schatten versinken zu lassen, während andere noch Zeichnung haben. Doch das geht heute digital mit hochwertigen Kameras und entsprechender Nachbearbeitung genauso.
Nicht allein eine Frage des Lichts
Für einen optimalen Nacht-Eindruck ist nicht nur das Licht verantwortlich. Auch die Ausstattung, das Kostüm und selbst die Maske sind am Gelingen beteiligt. Wenn Sie Ihre Szene in einem Raum mit weißen Wänden drehen wollen, hilft kein noch so ausgeklügeltes Lichtkonzept, es nach Nacht aussehen zu lassen. Dunkle Wände aber sind die halbe Miete für eine gelungene Nacht-Simulation. Dasselbe gilt auch für weiße Hemden oder Kleider, die Sie gleich vergessen sollten; wählen Sie dunkle Kleidung. Auch die Maske kann helfen und einen etwas dunkleren Teint schminken.
Wenn die äußeren Bedingungen in Ordnung sind, können wir beginnen, über das Licht nachzudenken. Auch wenn man es häufiger im Film antrifft, eine kältere Farbtemperatur (bläuliches Licht) ist kein Garant für einen glaubwürdigen Nacht-Eindruck. Viel wichtiger sind wieder einmal die Kontrastverhältnisse, die Verteilung von Licht und Schatten im Bild.
Lichtverteilung
Grundlicht
Eines ist klar: Wir benötigen kein oder nur minimales Grundlicht. Das Grundlicht kann man sehr gut mit einzelnen Kinoflos erzeugen, die sich gut verstecken lassen und sich trotzdem recht gleichmäßig in der Lichtverteilung verhalten.
Führungslicht
Um die Darsteller aus dem Dunkel herauszumodellieren, wird die statt hinten etwas mehr seitlich aufgestellte Kante zum Führungslicht. Das bedeutet, dass das Führungslicht nicht aus der Richtung der Kamera kommt, sondern eher seitlich, also aus einem Winkel von ca. 90 Grad zur Kamera.
Aufhellung
Die Aufhellung sollte weich und zwei, drei Blenden unterbelichtet sein. Es wirkt realistischer, wenn man die Schauspieler bei Bewegungen auch durch Lichtlöcher gehen lässt, in denen sie für kurze Zeit gar kein Licht abbekommen.
Tricks und Alternativen
Eine Variante besteht darin, den Schauspielern lediglich mit einem gedimmten Augenlicht Zeichnung in den Augen zu geben, während das übrige Gesicht einfach im Dunkeln versinkt. Um den Eindruck noch realistischer zu gestalten, sind gewisse Lichterklärungen hilfreich, sei es die Neonreklame vor dem Fenster, das Mondlicht oder eine Kerze.
Richtig belichten
Wie auch immer, der Schlüssel liegt in der Lichtverteilung. Nachtaufnahmen sollen nicht unterbelichtet werden; die wenigen Stellen, an denen Licht Kontur geben soll (Kante), sollen in ihrer Ausdehnung klein, aber dennoch richtig belichtet sein. Nur so kann man sicher sein, dass man ein sattes, tiefes Schwarz im Schattenbereich bekommt und kein rauchiges. Bei der Lichtbestimmung kann man, falls notwendig, immer noch Einfluss nehmen und die Aufnahmen leicht unterbelichten.