Das Münchner Filmfest lockt nicht nur Publikum, sondern auch viele Branchenprofis und Nachwuchsleute an. Das Rahmenprogramm im Amerikahaus bietet täglich interessante Veranstaltungen.
"What is Screenwriting? Writing Pictures and Creative Relationships" so lautete das Motto des Vortrages am Vormittag des 29. Juni. Der renommierte britische Drehbuchautor Tony Grisoni hat bei einem Creative Europe Desk München Event anlässlich des Münchner Filmfests über das Drehbuchschreiben erzählt. Ingeborg Degener, Geschäftsführerin und Ewa Szurogajlo, Förderberaterin vom Creative Europe Desk München, haben eine spannende Drehbuchvorlesung möglich gemacht und Tony Grisoni nach München eingeladen.
Tony Grisoni kennt das Filmemachen in allen Facetten, er hat produziert, hat Regie geführt, vor allem aber ist er als Drehbuchautor bekannt, der mit Regisseuren wie Terry Gilliam ("Tideland", "Angst und Schrecken in Las Vegas", "The Man Who Killed Don Quixote"), Michael Winterbottom ("In This World") oder auch Jon Amiel ("Liebe, Rache, Cappuchino") für Kinoproduktionen zusammengearbeitet hat.
Darüber hinaus hat er zahlreiche Fernsehfilme und Serien geschrieben, darunter "Marlow", "The City & the City", "Electric Dreams", "Der junge Papst", "Southcliffe", "10 Minute Tales" und viele Andere. Er unterrichtet Drehbuchschreiben nicht nur an der London Film School, sondern auch in diversen Workshops.
Grisoni erzählte von den unterschiedlichen Arbeitsweisen mit Regisseuren, etwa dass Terry Gilliam ihm viel Freiheit lasse und gar nicht so tief in die Drehbücher einsteige, während Jemand wie Paolo Sorrentino, mit dem der "Der junge Papst" verwirklichte, sich einfach aus seinem Drehbuch die Teile rausgepickt hätte, die ihm gefielen, sie komplett neu organisiert hat, sodass er sein Buch kaum mehr wiedererkannt hatte.
Seine Beispiele von unterschiedlichen Projekten waren durchweg ehrlich, trugen Heiteres in sich, selbst wenn es schwierige Situationen waren, in denen beispielsweise er und Michael Winterbottom in der Recherche für "In This World" steckten.
Grisoni sieht sich als Drehbuchautor in der Verantwortung, einen Film durchgehend zu begleiten, also von der Recherche im Vorfeld, über das Schreiben, die Dreharbeit, bis hin zu möglichen Fragestellungen in der Schnittphase. Er betont auch, wie wichtig es ist, Verantwortung zu tragen etwa für die authentischen Schicksale und Geschichten, die er bei seinen Recherchen erfährt. Viele Drehbuchautor*Innen seien rücksichtlos und nur an ihren Stories interessiert. Er sehe immer auch die Menschen dahinter und entscheide verantwortlich, was er verwende und auf welche Weise.
Sein Ratschläge an Nachwuchsautor*Innen sind u.a., sich zu vernetzen, sich Skills durch Drehbuch-Workshops zu besorgen, sich auszutauschen mit anderen und sich auf alle Themen intensiv einzulassen. Starke Filme seien immer Teamwork und es seien so viele Menschen daran beteiligt, sie entstehen zu lassen. Und- wenn man mal beim Schreiben nicht weiterkommt, soll man ein wenig gehen. Das ändere die Perspektive und man könne Probleme im Gehen überraschenderweise besser lösen.
Natürlich war die Zeit für Jemand wie ihn, viel zu kurz, es war eine äußerst spannende Veranstaltung, die sich auf jeden Fall gelohnt hat.
Wir haben ein Interview mit Tony Grisoni geführt, im Movie-College in der Rubrik "Drehbuchautor*Innen" . Hier ein Ausschnitt aus dem Interview: