Qualitätskriterien
Bei einem Kleinmischpult, ganz gleich ob Stand Alone oder wie heute häufig üblich kombiniert mit einem digitalen Soundrecorder, haben wir es im Prinzip mit einzelnen, regelbaren Vorverstärkern zu tun. Diese verstärken die meist schwachen Mikrofonsignale, nicht selten um das tausendfache oder sie senken sehr hohe Pegel, wie etwa von einem Life-Musikmix ab damit man sie sinnvoll weiterverarbeiten bzw. aufzeichnen kann. Je nach Ausführung des Mixers sind entsprechend viele regelbare Vorverstärker eingebaut, deren Signal man auf Bus-Kanäle routen (verteilen) und zusammenmischen bzw. weiterleiten kann.
Je nach Ausführung des Gerätes, steht für jeden Kanal ein eigener Pegelregler, oft auf kombiniert mit einem Vorregler, zum richtigen Einstellen des Arbeitsbereichs, zur Verfügung. Manchmal, wie etwa beim Sound Devices T744 stehen nur zwei Pegelregler (Kanal 1 & 2) zur Verfügung, obwohl das Gerät auf vier Spuren aufzeichnen kann. Hier kann man die Kanäle 3 & 4 nur über das Menü per Software einstellen. Man hat dann während der laufenden Aufnahme keinen Zugriff darauf, deshalb eignen sie sich die beiden Kanäle nur dafür, entweder Signale aus einem andern Mischpult, die dort vorgeregelt werden, oder Signale aus Funkstrecken, welche dank eingebauter Regelkreise in dem Übertragungsweg, einen festen Maximalpegel besitzen, aufzuzeichnen.
Wer Location-Sound aufnimmt, will nicht unnötiges Gewicht für ein zusätzliches Mischpult über der Schulter hängen haben. Die Anzahl der direkt einstellbaren Pegelregler bei einem digitalen Recorder ist also von großer Bedeutung und leider auch ein Faktor, den manche Hersteller bei der Preisgestaltung spürbar werden lassen. Selbst bei den kleineren Geräten wie der Sound Devices MicPre Serie wird das im Preis spürbar, wieviel ein regelbarer Eingang mehr den Preis erhöht. Ausnahme sind hier digitale Recorder von Zoom, wie etwa der Zoom F6 oder der Zoom F8, dort fallen die Pegelsteller allerdings meist sehr klein aus und sind deshalb vom Handling her nicht so komfortabel, um nicht zu sagen, fummelig.
Spezifikationen
Nicht nur in der Anzahl, auch in der Herstellungsqualität unterscheiden sich Pegelregler deutlich. Die mechanische Qualität der Pegelsteller, technisch handelt es sich dabei um Potentiometer oder um digitale Signalgeber, spielt ebenfalls eine große Rolle. Je nachdem, wie hochwertig diese Pegelsteller sind, ist auch ihre mechanische und akustische Qualität höchst unterschiedlich. Zumeist handelt es sich um eine kreisförmige Kohleschicht, die an beiden Enden eines 300 Grad Kreises Kontakte hat, sowie um einen Schleifer, einen Kontakt der sich auf dieser Kohleschichte durch Drehung der Potentiometerachse bewegt. Durch den Abstand dieses Schleifers zu einem der beiden festen Kontakte verändert sich dann der Widerstand des Potentiometers. Die Widerstandsänderung wird dann im Mikrofonvorverstärker als Information zur Pegeländerung analog oder digital verarbeitet.
Auf den Achsen der Potentiometer sitzen Drehknöpfe. Je nach Bauform sind sie nur aufgesteckt und können einfach nach oben wieder abgezogen werden, oder sie sind durch winzige Schrauben, die seitlich oder oben unter einer Abdeckkappe angebracht sind, mit der Achse verbunden. Dann muss man erst die Schrauben lösen und den Knopf abziehen zu können. Oft haben die Potentiometer statt Lötfahnen, wie auf obigem Foto bei den Potis zwei und vier, Lötstifte mit denen sie drekt auf einer Platine eingelötet sind (1,3,5).
Bei billigen Potentiometern kann es nach ein paar Jahren bereits vorkommen, dass die Schleifer auf der Kohleschicht, welche je nach Position einen anderen Widerstand abgreifen, nicht mehr zuverlässig arbeiten und es zu Knack,- und Kratzgeräuschen während des Reglens kommen kann. Auch wenn man während einer laufenden Location-Aufnahme grundsätzlich nicht die Pegel verändern sollte und das Kratzen deshalb auch beim Aufnehmen nicht vorkommen sollte, so ist es dennoch sehr belastend, dieses jeweils vor den Aufnahmen bei Einpegeln mit den Reglern im Kopfhöhrer zu hören. Sie sollten also auch starken Verschleiß aushalten. Verwendet der Hersteller stattdessen Potis welche "Military-Spezifikationen" entsprechen, so sind diese deutlich robuster und arbeiten über viel längere Zeiträume hinweg zuverlässig. Es ist schon erstaunlich, dass etwa die Potentiometer bei analogen und digitalen Nagras auch nach 40-50 Jahren oft noch einwandfrei und ohne Knacksen funktionieren, während viele aktuelle preiswerte Kompaktrekorder und Mischpulte bereits nach wenigen Jahren Probleme machen. Der Preisunterschied bei der Herstellung macht vielleicht nur fünf oder zehn Euro aus, trotzdem nehmen es manche Hersteller in Kauf, dass ihre Geräte nur eine relativ geringe Haltbarkeit haben. Das ist weder nachhaltig noch kundenorientiert.
Nur wenn die Pegelsteller präzise sind, kann man feine Einstellungen der Lautstärkepegel vornehmen, das bedeutet auch, dass die Lautstärke- oder Pegelregelung sehr linear ist und es keine Sprünge oder Ungenauigkeiten im Regelbereich gibt. Aus diesem Grund müssen Pegelsteller in professionellen und semi-professionellen Geräten robust und zuverlässig sein. Es darf einfach nicht passieren, das etwa Feuchtigkeit bei einem Regendreh, in den Tropen oder einem Gewächshaus die Einstellmöglichkeiten und Funktion des Reglers beeinflusst, Die Beanspruchung gerade im Location-Sound Bereich durch Feuchtigkeit, Temperaturunterschiede oder auch Staub sind erheblich, weshalb die Potentiomter unbedungt gekapslt sein sollten.
Ein hochwertiger Pegelsteller kann reibungslos, glatt und gleichmäßig, ohne Ruckeln oder Widerstand arbeiten ohne das Tonsignal durch Rauschen oder Störungen zu verschlechtern. Insbesondere das Signal-Rausch-Verhältnisdarf sich nicht durch die Potentiometer verändern. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist auch die Wiederholbarkeit von Einstellwerten. Nur so ist es möglich, im Verlauf eines Drehs, bei Wiederholungen von Takes etc. gleichbleibende Ergebnisse zu erzielen.
Pegelsteller & Gain einstellen
Zum Einstellen der Verstärkung besitzen die Mischpulte manuelle Regler, zur Kontrolle des Pegels Displays mit der Aussteuerungsanzeige. Analoge Mischpulte besitzen Regel,- und Anzeigebereiche die über 0 dB hinaus gehen, digitale Mischer gehen bis 0 dB. So ein Pegelregler verfügt zumeist über einen Regelweg, der unter 300 Grad liegt. Sie haben einen definierten Anschlag am oberen und unteren Ende. Das bedeutet, dass man recht differenziert den Pegel so einstellen kann, dass das Signal im Display die optimale Stärke anzeigt. Das ist bei digitalen Anzeigeinstrumenten oft der Fall, wenn dielautesten Spitzen des aufzunehmenden Tonsignals gerade knapp die roten oder orangen Anzeigen berühren. Das ist je nach Mischpult bei -9 oder -12 dB der Fall.
Die zumeist weniger als 300 Grad Regelweg des Pegelstellers kann man dann nutzen um den Pegel optimal einzustellen. Wenn das Signal aber zu schwach oder zu stark ist, dann kann man mit dem Pegelsteller nur ganz wenig Regelweg nutzen, weil man sich entweder am unteren oder am oberen Anschlag befindet. Deshalb gibt es bei den meisten Mischpulten eine Art Voreinstellung für den Pegel, den sogenannten GAIN. Diesen sollte man so voreinstellen, dass man zum Pegeln einen möglichst großen Radius am Pegelsteller nutzen kann. Dies hat zugleich die wichtige Aufgabe, die beste Signal-Rausch-Leistung sicherzustellen. Gelangt nämlich ein zu leise voreingestelltes Signal an die Hauptverstärkungsstufe, erhöht das unnötig das Signalgrundrauschen des Vorverstärkers. Inzwischen gibt es bei einigen Mischpulten (z.B. Kashmir von Sound Devices) sehr rauscharme Vorverstärker, bei denen dieses Problem nicht mehr relevant ist. Zudem ist bei 32 Bit Aufnahmen auch die möglichst exakte Pegeleinstellung nicht mehr so zwingend erforderlich.
Wer komfortabel und zuverlässig mit seinem Mischpult oder Rekorder arbeiten möchte, sollte sich die Pegelregler künftig etwas genauer anschauen.