Wozu werden Steckfelder benötigt?
Erinnern Sie sich daran, als Sie das letzte Mal die Verkabelung der Stereoanlage mit diversen Zuspielgeräten ändern mussten? Hinter die Anlage krabbeln, die Kabel abziehen, umstecken, sich merken, was wohin gehört... Ein vergleichsweise harmloses Unterfangen, wenn man die vielen Ein- und Ausgänge, Sends und Effektwege professioneller Studiomischpulte bedenkt. Und je nach Projekt, Aufgabe und Tongeber werden völlig unterschiedliche Verbindungswege notwendig.
Damit man nicht ständig auf der Rückseite der Geräte-Racks im Halbdunkel zwischen unzähligen Strippen Kabel umstecken muss, werden in Studios die Ein- und Ausgänge aller Geräte auf Steckfelder (engl.: patch bay) oder Kreuzschienen quasi nach vorne verlängert. Das tut man natürlich nur mit den Geräten, die nicht ständig verbunden bleiben müssen.
Aufbau und Aussehen?
Steckfelder sind in der Regel 19 Zoll-Einschübe mit zahlreichen neben- und übereinander angeordneten Buchsen auf der Vorder- und Rückseite. Die Buchsen gibt es in unterschiedlichen Normen. Klinke, Cinch, XLR oder auch Spezialstecker (Amphenol) sind verbreitet. Jede Buchse auf der Frontplatte ist mit einer Buchse auf der Rückseite verbunden. Wird etwa ein Ausgangskanal eines DAT-Recorders per Kabel mit der Rückseite des Steckfelds verbunden, so liegt das Ausgangssignal auf der entsprechenden Buchse der Vorderseite auf.
Will man das Signal auf einen Eingang des Mischpults legen, so verbindet man die DAT-Buchse der Vorderseite mit der Mischpult-Buchse der Vorderseite, indem man ein kurzes Kabel (mit entsprechenden Steckern) zwischen beiden Buchsen verbindet. Diese Kabel sind gerade so lang wie nötig und werden Patchkabel genannt.
Verbindungen
Die Buchsen auf der Vorderseite der Steckfelder können andere sein als die auf der Rückseite. Manche Steckfelder haben auf der Rückseite auch nur Lötfahnen, an die man Kabel anlöten kann, an deren anderem Ende dann der passende Stecker für das anzuschließende Gerät sitzt. Steckfelder haben den zusätzlichen Nutzen, dass beim Umstecken nicht die geräteeigenen Stecker, die nicht immer sehr stabil sind, verwendet werden müssen.
Die Verbindung vom Gerät zum Steckfeld wird nur einmal gesteckt und bleibt dann dauerhaft bestehen. Verbunden werden nur die Buchsen auf der Vorderseite des Racks. Hier findet dann die mechanische Belastung und Abnutzung statt. Deshalb ist auf hohe Qualität der Buchsen, Stecker und Kabel zu achten. Sonst muss man ständig mit Wackelkontakten, Aussetzern, Brummen, Kabelbrüchen und korrodierten Buchsen kämpfen.
Signale
Je nach Auslegung des Studios ist auch auf die Zahl der Pole zu achten, die mit einem Patchkabel verbunden werden können. Symmetrische Signalübertragung benötigt drei Pole, sodass Cinchbuchsen als Patchstecker ausscheiden. Stereoklinke, XLR oder auch Bantamstecker sind geeignet. Aber auch exotische Normen bieten sich an, denn die Patchbuchsen der Vorderseite werden nur untereinander, nicht aber mit anderen Geräten verbunden.
Da Tonsignale auf ihrem Weg durchs Kabel nicht gerade besser werden, sollten die rückseitigen Verbindungskabel mit den Geräten nur so lang wie nötig sein. Wenn man hier sorgfältig arbeitet, können Steckfelder eine Studioumgebung erheblich übersichtlicher und aufgeräumter machen. Zudem spart man eine Menge Zeit.
Trennklinken
Manche Steckfelder haben Buchsen, die, falls keine Stecker eingesteckt sind, mit dem jeweils in der darunter liegenden Steckerreihe verbunden sind. Bei Mischpulten können Effektgeräte eingeschleift werden. Dazu wird das Mischpultsignal nach außen auf eine Buchse gelegt, über eine Steckbrücke mit einer Eingangbuchse verbunden und dann dem Summenverstärker des Mischers zugeführt. Will man ein Effektgerät (z. B. Hall) dazwischen schalten, unterbricht man die Steckbrücke und verbindet den Send mit dem Eingang des Effektgeräts und dessen Ausgang wieder mit dem Return-Eingang des Mischpults.
Legt man nun den Send auf eine Steckfeldbuchse und den Return auf eine darunter liegende Buchse am Steckfeld, so verbindet das Steckfeld diese beiden. Steckt man nun den Stecker eines Patchkabels in die Send-Buchse, um diese mit dem Eingang eines Effektgeräts zu verbinden, wird die interne Buchsen-Verbindung unterbrochen.
Kreuzschienen
Im Prinzip handelt es sich um Variationen von Steckfeldern, bei denen aber statt Patchkabeln Verbindungsstifte eingesetzt werden. Man muss sich so ein Steckfeld wie ein Schachbrett vorstellen, bei dem an den horizontalen Linien jeweils ein Ausgang, auf den vertikalen jeweils ein Eingang liegt. An dem Kreuzpunkt, an dem man einen Aus- mit einem Eingang verbinden will, braucht man nur einen Steckstift einzusetzen, um die Verbindung herzustellen. Bekanntester Hersteller: Die schweizer Firma Ghilmetti.
Ordnung ist das halbe Studio
Das beste Steckfeld nützt allerdings nur, wenn man seine Hausaufgaben erledigt und die dort vorgesehenen Beschriftungsfelder mit eindeutigen Bezeichnungen der Geräte versieht. Bei der Verteilung der Buchsen hilft es ungemein, Logik walten zu lassen. Die Patchkabel sollten mechanisch und elektrisch hochwertig sein, was man durchaus auch in Handarbeit erzielen kann.
Elektronische Alternativen
Inzwischen sind auch zahlreiche elektronische Steckfelder (Digital Audio Patchbays) auf dem Markt. Diese müssen Sie nur einmal an alle Ein- und Ausgänge verkabeln. Von da an werden alle Verbindungen bequem über Raster-Potis oder Taster an der Frontseite eingestellt.
Mit dem Einzug der Computer in die Tonstudios kamen mehr und mehr auch virtuelle Kreuzschienen zum Einsatz, bei denen die Verbindungen, das Patching per Software gesteuert werden. Jedes digitale Editing-Programm bringt solche Routing-Funktionen mit. Elektronische Schalter sind aber von der Qualität der Signalverteilung her nicht zwingend besser als die guten alten Steckfelder. Im Gegenteil, hier lauern durchaus Gefahren für Qualititätsverluste.
Herstellerfirmen
www.adamhall.com
www.midiman.de
www.fostex.co
www.friend-chip.de
www.behringer.com
www.neutrik.com