Auf der Suche nach neuen Techniken
Mit zunehmendem Perfektionismus wurde der Wunsch stärker, Tonaufnahmen in besserer Qualität und ohne umfangreiche technische Prozesse sofort verfügbar zu haben. Die sofortige Verfügbarkeit bot ja bereits der Phonograph von Edison. Doch die höhere Qualität eröffnete erst die Magnetaufzeichnung. Schon 1888 beschrieb der Amerikaner Oberlin Smith die Möglichkeit, mit Baumwoll- oder Seidenfäden, in die Stahlstaub hineingearbeitet wurde, aufzuzeichnen. Statt Walzen oder Spulen verwendete man Garnröllchen.
Bereits 1900 experimentierte man mit Drähten und Metallbändern, ohne großen Erfolg. Der Däne Valdemar Poulsen etwa entwickelte Stahldrahtgeräte, zunächst auf Walzen, ähnlich dem Phonographen, aber statt mit Wachs beschichtet, eng bewickelt mit Draht. Später entwickelte Poulsen Spulen-Drahtgeräte, bei einer Geschwindigkeit von 3 Metern in der Minute konnte man 2 Minuten aufzeichnen. Sie waren unhandlich, und man konnte sie nicht bearbeiten. Wurden verschiedene Stücke zusammengelötet, ging auch die Aufnahme verloren, weil die Magnetisierung sich aufhob.
Die Anfänge der Magnetbandaufnahme
Erfunden wurde das als Magnetband bekannte Verfahren 1928 von dem Deutschen Fritz Pfleumer, war aber zunächst noch nicht marktreif. Er verwendete mit Metallpulver beschichtete Papierstreifen für die Aufnahme. Pfleumer arbeitete in der Zigarettenindustrie, seine Entwicklung von Zigaretten-Mundstücken brachte ihn auf die Papierstreifen. In Vorführungen machte er Aufnahmen, riss diese in verschiedene Stücke, klebte sie wieder in anderer Reihenfolge zusammen und spielte das Ergebnis wieder ab. Das erste editierbare Aufzeichnungsmedium war erfunden, aber noch zu empfindlich.
Bereits 1934 wurde das erste Magnetband von dem Vorläufer der BASF, der IG Farben vorgestellt. Es hatte eine Breite von 6,5 Zentimeter. Das passende Aufnahmegerät, Magnetofon K1 baute die AEG, die das Patent von Fritz Pfleumer gekauft hatte, die Zeit des Magnetophons war gekommen. Die ersten Geräte bestanden aus 3 Koffern (Laufwerk, Verstärker, Lautsprecher) und wogen zusammen einen Zentner. Sie liefen mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde. Ein 30cm - Spulen - Band reichte für 20 Minuten Aufnahme. Genau drei Tage lang waren sie die Sensation auf der Funkausstellung, da brach ein Feuer in der aus Holz gebauten Halle 4 aus und vernichtete die ersten Geräte.
Mitte der Dreißiger Jahre begann die eigentliche Ära der Magnetbandgeräte. Bereits die K2 von AEG lief mit der vergleichsweise niedrigen Geschwindigkeit von 76cm pro Sekunde. Leider rauschten die Aufnahmen ziemlich stark und auch der Klirrfaktor war vergleichsweise hoch. Auch der Frequenzgang war nicht allzu spektakulär, nach oben hin reichte er bis 6000 Herz.
Deutlich besser wurde die Qualität erst, als 1940 durch einen Zufall Dr. Weber und Dr. Braunmühl bei der Reichsrundfunkgesellschaft, die Hochfrequenz-Vormagnetisierung entdeckten. (Sie entwickelten, forschten an einer Gegenkopplung von Hör- und Sprechkopf zur Verringerung der Störspannung, die unwillkürlich anfing, zu schwingen und damit das Rauschen drastisch reduzierte.)
Das erste Reportagegerät
Mit dem Kriegsende verliert Deutschland alle Patente am Tonband an England und Amerika und mit den deutschen Patenten wird von da an weltweit daran weiterentwickelt. In den USA reduzierte man allerdings die Breite des Magnetbandes minimal um 0,15 mm, um auf einen mit den amerikanischen Maßen kompatiblen Wert von 1/4 Zoll zu kommen. Diese Breite hat sich später weltweit, auch in Deutschland als Norm für Schmalband, auch Schnürsenkel genannt, durchgesetzt.
Die monströsen Geräte werden lange Zeit nur stationär oder in großen LKWs eingesetzt. Hintergrund dieser Dimensionen war nicht nur die robuste Mechanik der Geräte, sondern auch der Umstand, dass bis in die Vierziger Jahre jedwede Verstärker nur mit Röhren betrieben wurden (In Amerika wird 1948 der Transistor erfunden).
Das ändert sich 1949, als die Firma Maihak ein Tonbandgerät mit Federwerksantrieb vorstellt, das erste (schwere) Reportagegerät.
Das Maihak-Gerät hatte einen Antrieb mittels Federwerk und nur die Vor- und Aufsprechverstärker wurden mit Batterien betrieben. Es war recht schwer und groß, wie ein tragbarer Filmprojektor, zugleich aber überraschend zuverlässig und damit eines der ersten kompakten Aufnahmegeräte für den professionellen Einsatz.
Für synchrone Filmtonaufnahme gab es auch eine Variante, in der statt Schmalband Perfoband (Magnetfilm) lief, das sogenannte Magnetocord. Auf jeden Fall waren die Geräte alles andere als mobil. Weitere Konstrukte anderer Hersteller waren etwa das Tefifon oder auch der Musikus.
Klein und Kompakt
Anfang der 50er Jahre werden bereits fertig mit Musik bespielte Tonbänder verkauft und die überwiegende Mehrzahl der Filme mit Magnetton aufgezeichnet. Verschiedene Hersteller entwickeln eigene Kassetten-Systeme, die Vielfalt der Produkte verhindert zugleich eine Standardisierung. Bereits 1954 gibt es erste Stereo-Geräte.
Ende der 50er Jahre ersann der polnische Ingenieur Kudelski ein Gerät, welches die portable Tonaufnahme revolutionieren sollte und dank dem Synchronverfahren Neo-Pilot bis etwa zur Jahrtausendwende an Filmsets anzutreffen war:
Die Nagra. Sie war klein, lieferte hervorragende Aufnahmequalität, konnte mit einem Tragegurt über die Schulter gehängt werden und besaß alles, was man für den synchronen Filmton benötigte. In Kombination mit einem Reportocord von Maihag konnte man die Töne von der Nagra auf Magnetfilm (Perfoband) überspielen, um sie an Schneidetischen synchron mit dem analogen Film bearbeiten zu können.
An Finesse und Robustheit kaum zu übertreffen, laufen selbst Geräte der ersten Generation auch heute, nach über 50 Jahren noch einwandfrei. Qualitätsprobleme deutlich neuerer Geräte mit undichten Kondensatoren oder kratzenden Kontakten kennen diese Geräte praktisch nicht. Schon seltsam... Kein Wunder, dass viele von ihnen heute als begehrte Sammlerstücke hoch geschätzt sind.
In den 60er Jahren entwickelten zahlreiche Hersteller Tonbandgeräte für den Hausgebrauch und übertrafen sich gegenseitig in abenteuerlichsten Design- und Farbgebungen. Ein weitere Meilenstein ist Mitte der 60er Jahre die Kompakt-Kassette, eine Entwicklung von Phillips, die sich weltweit durchsetzen sollte.