Wer sich zum Beispiel für Trickfilme in Miniaturwelten bewegen, zugleich aber mit einer großformatigen Kamera (Fullframe) oder APS-C aufnehmen möchte, für den sind Schnorchel-Objektive wahrscheinlich besser geeignet, als Macro-Objektive. Mit ihnen kann man von der Frontlinse des Schnorchels gemessen, Objekte aus nur 2 Zentimetern Abstand scharfstellen.
Schnorchel-Objektive gibt es schon recht lange, vor allem Tierfilmer, die Insekten beobachtet haben, drehten häufig mit diesen Objektiven. Diese sind Spezialobjektive und die können in professioneller, lichtstarker Ausführung ziemlich teuer werden. Inzwischen gibt es auch ein paar Ausführungen, die weniger teuer sind.
Schnorchel-Objektive besitzen bewegliche Elemente, die es erlauben, ähnlich wie in der Medizintechnik Endoskope, auf kleinstem Raum bewegliche Aufnahmen zu machen. Dabei kann die Kamera meist starr bleiben, man bewegt den Schnorchel. Für Filmzwecke sind diese Schnorchel idealerweise mit Zahnkränzen für die Blende und de Schärfering ausgestattet.
Im Innern des Schnorchels gibt es an den Gelenkstellen Umlenkspiegel, welche dafür sorgen, dass das Bild perfekt auf den Sensor geleitet wird. Leider glänzen die meisten Schnorchel wegen des geringen Rohrdurchmessers nicht gerade durch Lichtstärke, nicht selten liegt die offene Blende bei einer 11 oder 16. Manche besitzen deshalb ein eingebautes Ringlicht, um die Objekte besser ausleuchten zu können. Inwieweit man das auch verwendet sei dahingestellt, bei konventionellen Aufnahmen beleuchtet man ja auch nicht die Objekte frontal von Vorne. Die kleine Anfangsblende hilft auf der anderen Seite aber dabei, einen sinnvollen Schärfentiefebereich zu verwirklichen.
Dank der besonderen Bauweise von Schnorchel-Objektiven kann man zum Beispiel in Kombination mit einem Slider Kamerafahrten in den Miniaturwelten realisieren. Man kann auch in Objekte hineinfahren, über sie hinwegfahren, kann Schriftzeilen Wort für Wort überfahren, die Möglichkeiten sind breit gefächert.
Handhabung
Da die Schnorchelobjektive mit ihren vierzig und mehr Zentimetern Länge eine erhebliche Hebelwirkung auf das Bajonnet der Kamera ausüben, sind zusätzliche Stützen, die man an den Rods (15 oder 19mm) anbringen kann, absolut notwendig. Da die Macro-Optik jede noch so kleinste Vibration enorm verstärkt, verbieten sich Aufnahmen aus der Hand. Man braucht ein Stativ oder einen am besten motorisierten Slider, um sinnvoll arbeiten zu können.
Mit Schnorchel-Objektiven zu drehen ist Geduldssache,- damit dreht man keine spontanen Dinge, sondern man plant, übt und realisiert es dann. Speziell auch für Produktaufnahmen in der Werbung sind derartige Systeme interessant.
Wegen der geringen Lichtstärke benötigt man viel Licht. Man kennt das von normalen Drehsituationen, eine Blende 11 oder 16 hat man eher an sonnigen Tagen Außen. Dreht man im Studio kann das eine Herausforderung sein. Natürlich könnte man theoretisch nah an die Objekte herangehen mit dem Licht, doch dann lässt sich Streulicht kaum kontrollieren. Geht man, was sinnvoll ist, etwas weiter weg mit den Lichtquellen, braucht man höhere Leistungen.
Wichtig ist natürlich die Brennweite des Frontobjektivs. Während Macroobjektive eher Normalbrennweite oder leichte Teleobjektive sind, findet man bei den Schnorchel-Objektiven eher Weitwinkel. 24 oder sogar 18mm bezogen auf einen Vollformatsensor können schon extrem Weitwinkelig sein. Das erschwert es unter Umständen, bei Modelltrickaufnahmen im Studio Dinge um das einegtliche Miniaturset herum zu verstecken.
Wie bei allen Macroaufnahmen, ist die Schärfe stets heikel und man muss sich sehr genau justieren, sonst hat man schnell Unschärfen. Hier hilft eine Remote-Schärfe, die man bei Fahrten oder Schwenks mit einem motorisierten Slider zusammen programmieren kann.
Schnorchel & Objektive
Laowa Probe Schnorchel-Objektiv 24mm F14 für PL und EF Mount
AstrHori 18mm f8 2X Macro für MFT
AstrHori 28mm f13
Innovision Schnorcheloptik "DV-Probe"
P+S SkaterScope Compact system, T5.6
IB/E RAPTOR SCOPE | F/4.0
T-Rex Multidirectional Lens System T7
Century Schnorchel MK II T4 mit Century Borescope
Die Schnorchel-Optik lässt sich fast genauso leicht wecheln wie herkömmliche Objektive, lediglich die zusätzliche Stütze, die viele benötigen, erfordert etwas zusätzliche Zeit.
Wer nur ab und an mal Miniaturobjekte drehen muss, sollte sich eine solche Spezialoptik lieber mieten, statt sie gleich zu kaufen. Man verwendet sie vielleicht seltener als man denkt. Und vieles kann man auch mit einem Macroobjektiv drehen, welches vielseitiger auch für andere Aufgaben verwendbar ist.
Einige Hersteller, wie beispielsweise IB/E bieten inzwischen Schnorchelsysteme mit wechselbaren Macroobjektiven an, die erstaunlich lichtstark sind. Je nachdem, welche Sensorgröße belichtet werden muss, können sie etwa bei Super 35 bis zu einer T 2,3 reichen, allerdings wir diese limitiert durch die Lichtstärke des optischen Systems im Schnorchel. Diese liegt aber bei professionellen Systemen wie dem Raptor Scope bei 4.0, was die erforderliche Lichtmenge bei den Aufnahmen deutlich verringert.
Es handelt sich um Spezialobjektive, sie stehen also nicht unbedingt ganz oben auf der Einkaufs,- oder Leihliste. Für alle die mit Miniaturwelten filmisch arbeiten, oder im Medizinbereich winzige Objekte aufnehmen möchten, sind sie jedoch die idealen Lösungen.