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Troja

Daten

156 min., Historiendrama, USA 2004

REGIE: Wolfang Petersen
DREHBUCH: David Benioff (nach Homer)
KAMERA: Roger Pratt
MUSIK: James Horner
DARSTELLER: Brad Pitt, Diane Kruger, Eric Bana

 

Regie: Wolfang Petersen

 

Kinostart: 13. Mai 2004

 

Wer kennt sie nicht, die Legende von Troja? Die Schlacht um die griechische Stadt und das riesige hölzerne Pferd - ein Geschenk des Verderbens... Und nun kommt dieser Mythos in die deutschen Kinos. Es wird noch besser: eine Starbesetzung, die jedes weibliche Kinoherz höher schlagen lässt. Zwei Wörter reichen für den Anfang: Brad Pitt. Natürlich sparen die Verantwortlichen nicht an den Darstellern und packen Orlando Bloom und Eric Bana gleich mit oben drauf. Jetzt wird's für die "Ich-finde-aber-alle-drei-Jungs-toll"-Mädels unter uns ein bißchen schwierig. Man muss sich von Anfang an entscheiden, auf welcher Seite man denn nun ist. Eine wirklich knifflige Aufgabe, doch dazu später mehr.

 

Sobald sich der Vorhang öffnet, wird man in die Zeit der Alten Griechen zurückversetzt und landet nach kurzem Gemetzel und einem nackten Brad Pitt in Sparta. Dort gibt König Menelaos (Brendon Gleeson) ein Festbankett, um mit Troja Frieden zu schließen. Die beiden Söhne des trojanischen Königs, Hector (Eric Bana) und Paris (Orlando Bloom) sind als dessen Vertreter angereist und feiern nun ausgelassen das Ende des Krieges. Der attraktive Paris amüsiert sich nebenbei ein wenig zu ausgelassen: Er verbringt die Festlichkeiten in den Gemächern der Königen Helena (Diane Kruger). Beide gestehen sich nach ein paar durchzechten Nächten ihre Liebe und Paris entscheidet kurzerhand, die "Eroberung" mit zurück in seine Heimat zu nehmen. Diese folgenschwere Tat soll nun der Auslöser für die so elendig blutige Schlacht um Troja werden.

 

Anfangs nimmt der Zuschauer es so hin, man kennt es ja auch nicht anders. Doch nach und nach treten arge Zweifel auf. Ich als Kinobesucher frage mich die ganze Zeit, wie so ein gewaltiges Heer in den Krieg zieht, für eine Frau, die es noch nie zuvor gesehen hat. Ich als Mann, zu der Zeit, vor den Stadtmauern Trojas - nie im Leben! (Lieber als Frau in den Armen von Brad Pitt, aber dies ist eine andere Geschichte... ) Leider kann die Helena (gespielt von einer deutschen, ganz niedlichen, blonden, jungen Frau) auch nicht soviel für ihre Misslage. Schuld daran, dass man, und ich spreche für den Großteil der Kinobesucher, so enttäuscht ist von der zur damaligen Zeit angeblich schönsten Frau der Welt, ist die triste Rolle, die sie durch den Drehbuchautoren bekommen hat. Viel stärker tritt eine andere junge Frau in Aktion: Briseis, die 17-jährige Nichte des trojanischen Königs Priamos (Peter O'Toole), wunderbar verkörpert von der Schauspielerin Rose Byrne. Man lernt die schöne, dunkelhaarige Briseis kennen, als die beiden Prinzen zurück in ihrer Heimat eintreffen. Sie wird später eine entscheidende Rolle in der Schlacht um Troja und im Herzen eines Mannes spielen.

 

Der rachsüchtige König Menelaos verbündet sich mit zahlreichen griechischen Stämmen, um gegen die Trojaner vorzugehen. Dabei rückt der eigentliche Grund, Helena, immer mehr in Vergessenheit. Fortan gelten für die Könige nur noch Macht, Ruhm, Eroberung von Land, Unterwerfung des Königs Priamos. So machen sie sich mit tausenden Kriegern auf den Weg nach Troja. Unter ihnen befindet sich Achilles (Brad Pitt). Ein kaltblütiger Killer, der nichts und niemanden fürchtet und scheinbar unverwundbar ist und man munkelt, seine Mutter sei eine Göttin. Doch seine menschliche Seite wird nach und nach in ihm geweckt und prallt als totaler Gegensatz immer wieder mit seiner Machtgier und seiner Rachewut aufeinander.

 

Über Brad Pitts schauspielerische Leistungen braucht an dieser Stelle nicht mehr allzuviel gesagt werden. Der Großteil aller Kinobesucher wird nur wegen Brad und seinem makellosen Körper und ein bißchen Schauspiel soviel Eintrittsgelder ausgeben. Die männlichen Zuschauer (die nicht wegen Brad oder Orlando kommen) werden auch Unterhaltung finden. Die Schlacht um Troja erinnert von der Machart, den Farben, den Kostümen der Filmmusik ein wenig an den Film "Gladiator". Die Filmanimation ist überwältigend, so raubt zum Beispiel die Ankunft des Heeres über den Meerweg in einer endlosen Karawane aus Schiffen einem den Atem. Und die blutigen Schlachten der Gegner vor den Stadtmauern Trojas sind ein Spektakel der Extraklasse. Enttäuscht wird man von Paris sein, welcher von "Elbe" Orlando Bloom verkörpert wird. Als der jüngere der beiden Prinzen von Troja mimt er einen gutaussehenden Sprößling, der als feiger Schwächling seine Würde verliert und immer mehr in den Schatten des wahren Helden, seines Bruder, fällt. Hector, der Ältere der beiden zeigt wahren Mut und kämpft für sein Troja und für die Ehre seines Vaters. Dadurch gewinnt Hector am Schluß sogar den Respekt von Achilles.

 

Ein wenig Amerika darf natürlich im Alten Griechenland nicht fehlen. Denn nur so wird die Marketingstrategie der Verantwortlichen auch Erfolg haben. Neben der bereits erwähnten Starbesetzung und nackter Haut der Beaus von Hollywood, bleibt auch die Sprache unverändert: So versteht der Zuschauer (im engl. Original) durch den amerikanischen Slang der Darsteller oft kaum die Namen der jeweiligen historischen Figuren und Troja wird zu "Troy", was eher einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA gleichkommt und Achilles hört sich mehr nach "R.Kelly" an. Und die Unwissenden unter uns werden gutgläubig den Kinosaal verlassen, in der Überzeugung, dass die Alten Griechen reines American English zum Besten gaben. Natürlich wird die deutsche Synchronisierung auch in akzentfreier Sprache anlaufen, schön wäre aber, wenn die Darsteller mit historischen Akzent (wie zum Beispiel in Schindlers Liste der Fall) überzeugen. Dann bekommt die Geschichte ein wenig mehr Realität und ein jenes Hollywood-Vorurteil wäre fast wie weggeblasen.

 

Kurz: Troja zeigt drei Liebesgeschichten, ein wenig Gemetzel, Könige, die sich gegenseitig bekämpfen und nach mehr Macht und Reichtum streben, ein wenig Hollywood, um die Kassen klingeln zu lassen, Frauen als Darsteller, die nicht viel zu sagen haben und fast nur weinen (aber vielleicht war es im Alten Griechenland nicht anders), eine tolle Musik mit träumerischen Bildern (abgesehen von der Schlacht natürlich) und viel Herzschmerz.

 

Gesehen von Caroline Klenke

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