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Daten

Boy 7

108 Min., Thriller, Deutschland 2015

REGIE: Özgür Yildirim

DARSTELLER: David Kross, Emilia Schüle, Jens Harzer, Jörg Hartmann

Regie: Özgür Yildirim

Kinostart: 20. August 2015

 

Inhalt

 

Vollkommen orientierungslos und offensichtlich ohne Erinnerung erwacht der 19-jährige Sam (David Kross) in einem U-Bahn-Tunnel und muss sich bereits nach wenigen Minuten mit der Tatsache auseinandersetzen, wegen Mordes von der Polizei gesucht zu werden. Durch eine Aneinanderreihung von Zufällen findet er schon bald sowohl ein Tagebuch, von dem er sich Aufklärung über seine Identität und seine aktuelle Situation erhofft, als auch eine Leidensgenossin: das punkig angehaucht rebellische Mädchen Lara (Emilia Schüle), das sich an genauso wenig erinnern kann wie Sam.

 

In mehreren langen Rückblenden, die in den Rahmen des Vorlesens der Tagebucheinträge gesetzt werden, wird nun Sams Geschichte erzählt: Als unbeliebter Durchschnittstyp versucht sich der hobbymäßige, jedoch sehr talentierte Hacker Freunde zu machen, indem er das Computersystem der Schule hackt und auf Wunsch Noten ändert oder Klausuren herunterlädt. Als er dabei erwischt wird, verurteilt man ihn zum Aufenthalt in einer Resozialisierungseinrichtung, die sich alsbald als eine Art luxuriöses Elite-Bootcamp für Jugendliche mit besonderen Fähigkeiten herausstellt, in dem Sams Hacker-Kenntnisse als besonderes Talent und nicht als Straftat gehandelt werden. In besagter Einrichtung lernt er schnell andere Jugendliche kennen: den sympathischen und unkomplizierten Kumpeltypen Louis (Ben Münchow), die intelligente und toughe Safira (Liv Lisa Fries) und schließlich die schon aus den Anfangsszenen bekannte Lara.

 

Wenn allein die Tatsache, dass zwei ehemalige Schüler sich nicht mehr an Ereignisse in jüngster Vergangenheit erinnern können, noch nicht misstrauisch genug gemacht haben, so wird relativ schnell angedeutet und schließlich auch aufgelöst, dass hinter der Einrichtung mehr steckt als eine freundliche Förderungsanstalt für talentierte Jugendliche mit nicht rein zufällig hochgradig kriminellem Potenzial.

 

Kritik

 

Boy 7 ist an vielen Stellen sehr vorhersehbar: Man braucht nicht viel detektivisches Talent, um herauszufinden, dass eine Einrichtung, die den ominösen Namen „Kooperation X“ trägt, etwas im Schilde führt. Ebenso wenig überraschend werden Momente der ersten Filmhälfte – Sams panische Angst vor Wasser oder das Singen des Songs „´74 – ´75“ -  in der zweiten Hälfte wieder aufgegriffen, um das Gefühl einer vermeintlich intelligent verstrickten Story zu vermitteln.

 

Auch mit den Themen Liebe, Identität, Systemkritik und das Verhältnis von Mensch und Technik erfindet Özgür Yildirim, der Regisseur von Chiko (2008) und Blutzbrüdaz (2011), das Rad nicht neu. Viele Elemente hat man irgendwann schon einmal gesehen, sei es die verwackelte POV-Kamera, die Sams Verwirrung darstellen soll, oder die klassische Antagonistenfigur mit schmieriger Pomadenfrisur (Jens Harzer als Isaak).

 

Obwohl der „Dutch Angle“ - eine schiefe Kameraperspektive, die dem Betrachter einen desorientierten, unwirklichen Eindruck vermitteln soll -, in dem viele Szenen gedreht wurden, natürlich auch keine Erfindung von Yildirim ist, wirken die Bilder aber doch beeindruckend und unterstreichen den Actioncharakter des Films.

 

Sowohl David Kross als auch Emilia Schüle spielen ihre Rollen glaubhaft und verleihen ihren Figuren die nötige Tiefe, liefern aber auch kein Beispiel für überragende Schauspielkunst. Genial besetzt sind hier die Nebenrollen: Ben Münchow als Louis wirkt in der Rolle des coolen Zimmergenossen durch seinen lockeren Jugendslang sehr authentisch, schafft es aber ebenso, in einer expliziten Folterszene zu überzeugen. Auch Liv Lisa Fries stellt mit ihrer Darstellung der toughen Trainingspartnerin Safira erneut unter Beweis, dass sie nicht grundlos mehrfach für ihr Schauspieltalent ausgezeichnet worden ist (Max-Ophüls-Preis, Bayrischer Filmpreis, etc.).

 

Fazit: Alles in allem wird man über die komplette Filmzeit gut unterhalten. Boy 7 ist ein schönes deutsches Popcorn-Kino, was durch die Anlehnung an bekannte Hollywood-Motive zwar streckenweise vorhersehbar ist, dadurch aber nicht großartig an Entertainmentfaktor verliert. „Mindblowing“ ist der Streifen nicht, aber wer nicht mehr erwartet als einen unterhaltsamen Kinoabend, ist mit Boy 7 bestens bedient.

 

gesehen von Ida Marie Sassenberg

 

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