Regie: Antonio Naharro, Álvaro Pastor
Kinostart: 05.08.2010
"Yo, Tambien" handelt von dem 34-Jährigen Daniel (Pablo Pineda, der sich selbst spielt), der am Down-Syndrom leidet.
Trotz seiner Behinderung erreichte Daniel einen Universitätsabschluss und kann einen Beruf bei einem spanischen Amt ergreifen. Daniel hat damit mehr geleistet, als so mancher am Down-Syndrom leidende Mensch in seinem Leben schaffen konnte. Doch Daniel ist nicht erfüllt. Ein Teil fehlt in seinem Leben - wahre Liebe. Auf seinem Arbeitsplatz trifft er auf Laura (Lola Dueñas), die zunächst nicht freundlich auf ihn eingeht, jedoch sehr schnell entspinnt sich zwischen den beiden eine einzigartige Freundschaft.
Beide verlieben sich überraschend für sich selbst und unvorstellbar für alle Anderen.
Yo, Tambien, dessen "deutscher" Titel "Me too - Wer will schon normal sein?" lautet (Wer ist nur für diese Titelvergabe zuständig?). Zählt, das muss ich unumwunden sagen, zu einem der besten Filme der letzten Jahre.
Die Geschichte um den am Down-Syndrom leidenden Daniel, der auf der Suche nach Liebe ist, ist zu keinem Zeitpunkt kitschig und versucht nicht Kapital aus Mitleid gegenüber dem Protagonisten zu schlagen.
"Yo, Tambien" besticht durch geistreiche Dialoge und einem herausragenden Humor, es war lange her, dass ich in einem Kino derartig von Herzen lachen konnte. Die urkomischen Szenen wurden auch durch das Publikum bei der Eröffnungsveranstaltung des Filmfests München, durch spontanen Applaus honoriert.
Ich möchte nun einige Thesen aufzählen, die diesen Film vielleicht kontrovers betrachten lassen. Kritische Augen könnten aufzeigen, dass dieser Film Daniels Behinderung beschönigt, sich seiner Behinderung bedient um "politisch korrektes" Mitleid zu generieren. Man könnte behaupten, bei einer größeren Schwere der Behinderung, würde niemand diesen Film für voll nehmen können, da die Geschichte auch nicht funktioniert hätte. Denn wie kann es sein, dass ein behinderter Mensch, ein derartiges Empfinden, auch sexueller Prägung, besitzen kann? Das dies so ist zeigt dieser Film auf eine unglaublich charmante Art auf.
Dieser Film öffnet uns ein Fenster in eine Welt, die wir ansonsten weit von uns schieben. "Yo, Tambien" schafft es Fragen aufzuwerfen und einverleibte Vorurteile gegenüber Behinderten anzugreifen und bringt uns selbst dazu, diese Vorurteile zu widerlegen. Dies ist, neben der hervorragenden Unterhaltung, die großartige Leistung dieses spanischen Erstlingsfilmes.
Gesehen von Michael Stadnik