Regie: Gust van der Berghe
Zur Weihnachtszeit brechen drei bettelarme Freunde, verkleidet als die heiligen drei Könige, auf um sich etwas Geld zu ersingen. Mit mehr als sie selbst erwartet haben, entschließen sie ihren Gewinn zusammen in der Dorfkneipe zu verflüssigen. Auf dem Weg dorthin verirren sie sich im Wald und bekommen Unterschlupf bei einer ebenso armen Familie, wie wir sie aus unserer Weihnachtsgeschichte kennen: Vater, Mutter und ihr Neugeborenes. Von deren Glückseeligkeit angesteckt, schenken sie der jungen Familie all ihr Hab und Gut.
Nach dem Ereignis teilen sich die Meinungen über das Vorgefallene und die drei gehen getrennter Wege. Während Suskjewiet mit jedem Tag mehr davon überzeugt ist die Familie Jesu Christi selbst gesehen zu haben, wenden sich seine Kollegen gegen ihn und tun es als "spontane Fehlentscheidung" ab ihr gesamtes Vermögen aus Sympathie verschenkt zu haben.
Zwei weitere Weihnachten vergehen und jeder der drei Freunde hat nach dem ersten Weihnachten sein Leben in eine andere Richtung gelenkt. S. der sich von Anfang an für die Jesus Familie und somit für den Königsweg entschieden hat - Sch. Der sich nach einer Zeit erst zu demselben Glauben durchgerungen hat und darin seine Erlösung fand- und schließlich P. der Seine Seele für materiellen Wohlstand dem Teufel verkauft hat.
"Little Baby Jesus of Flandr" hat Gust van den Berghe als seinen Abschlussfilm an der Filmhochschule von Brüssel eingereicht. Es ist ein besonderer, sehr einfacher Film, bei dem es eher weniger um den Plot geht, als um Stil selbst. Basierend auf dem flämisch traditionellen Theaterstück " En waar de sterre bleef stille staan" von F. Timmermann tobt sich van den Berghe in der filmischen Umsetzung mit zahlreichen künstlerischen Mitteln aus.
Eines seiner großen Anliegen war es den Zuschauer aus der fiktionalen Welt immer wieder herauszureißen. In schwarzweiß gehalten und mit besonderem Augenmerk auf die ländlich, winterliche Umgebung, scheint es fast selbstverständlich im Laufe des Films Kontrastelemente wie Sprach- Farb- und Umgebungswechsel einzubauen.
Ungewöhnlich bzw. politisch thematisiert erscheint im erstem Moment die Wahl des Casts. Alle Hauptdarsteller und der Großteil der Nebendarsteller sind von Laien-Schauspielern mit Down-Syndrom besetzt. Der Regisseur will damit jedoch kein Statement setzten oder interpretativen Freiraum für gesellschaftskritische Fragen schaffen- "it is what it is". Doch schnell wird dem Zuschauer klar, dass die Geschichte als solches mit gängigen Schauspielern gar nicht funktionieren würde.
Mit einem minimalen Budget gelang es Van der Berghe auch in Cannes zu überzeugen- ein Film der durch seine Schlichtheit und Selbstverständlichkeit noch lange nach der Vorführung beschäftigt. Als Erstlingswerk auch auf dem Filmfest hoch gelobt, hat es Van den Berghe geschafft zu überzeugen und Lust auf mehr gemacht.
Gesehen von Jana Kreissl und Alica Lathe