Kinostart: 18.April 2019
Filmlänge: 118 Minuten
Regisseur: Marco Kreuzpaintner
Besetzung: Elyas M´Barek, Heiner Lauterbach, Alexandra Maria Lara, Franco Nero
FSK: 12
Der Thriller Der Fall Collini mit Elyas M´Barek in der Hauptrolle startet nächste Woche in den deutschen Kinos. Elyas M´Barek spielt darin den Rechtsanwalt Caspar Leinen, der die scheinbar hoffnungslose Pflichtverteidigung in einem Mordfall übernimmt. Was er in diesem Moment noch nicht weiß, ist, dass er die Verteidigung des Mordes an Hans Meyer, dem Großvater seiner Jugendliebe Johanna und Caspars Ziehvater, übernommen hat. Doch einmal übernommen kommt Caspar da nicht mehr raus und so übernimmt er, gegen den Willen Johannas, die Verteidigung gegen den legendären Staatsanwalt Richard Mattinger, und stößt dabei auf einen gigantischen Justizskandal.
Wer in diesen Film geht, und eine zwei-stündige Gerichtsverhandlung erwartet, wird enttäuscht aus dem Kino gehen. Denn dieser Film ist nicht nur für Rechtsgelehrte ausgelegt. Vielmehr ist er ein Thriller mit Jura-Elementen, dessen finaler Justizskandal keineswegs aus den Fingern gesaugt, sondern höchst real ist. Darauf wird auch noch einmal hingewiesen, als der Film schon zu Ende ist und ein ermahnender Schriftzug über den Bildschirm läuft.
Der Film wird besonders durch seine gewalttätigen Szenen geprägt, welche für die Handlung elementar sind. Der Mord an Hans Meyer und die Geiselerschießungen aus dem zweiten Weltkrieg werden brutal dargestellt.
Das Schauspiel in diesem Film ist über die Bahn weg überzeugend. Wer Elyas M´Barek bisher bloß als Assi-Lehrer kannte, wird erstaunt sein, dass ebenjener auch durchaus seriöse Rollen spielen kann. Aber auch die Rollen des Angeklagten Fabrizio Collini, des Strafverteidigers Richard Mattinger, des Großindustriellen und Opfers Hans Meyer und der Jugendfreundin Caspars, Johanna, sind allesamt stark besetzt.
Vor allem der Schnitt bei diesem Film hat mich persönlich begeistert. So werden flüssige Übergänge zwischen präsenten und vergangenen Szenen gezeigt, bei denen einem beim ersten Hinsehen gar nicht klar ist, dass zwei verschiedene Zeitebenen gezeigt werden. Überhaupt wirken die gesamte Kameraführung und der Schnitt sehr gut miteinander und man hat nie das Gefühl, irgendwie aus der Handlung rausgeworfen zu werden.
Doch manche, vor allem für den Verlauf des Films sehr wichtige, Szenen brauchen einfach ihre Zeit zum Erzählen. Das scheint zwar unumgänglich, wirkt aber zuweilen langatmig. Dennoch ist der Film im Allgemeinen recht schwungvoll und spannend erzählt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Thriller schon aufgrund seiner Schauspielleistung sehenswert ist. Die Handlung ist durchweg spannend gehalten und nachvollziehbar, keine Stelle fühlt sich irgendwie unnatürlich oder unpassend an. Man sollte sich bei diesem Film bewusst sein, dass der Film ein auch ein politisches Statement hat und man als Zuschauer persönlich angesprochen und aufmerksam gemacht wird. Es wird einem geradezu ins Gesicht gesagt: „Hey, schau mal her. Da gibt es dieses Gesetz. So kann das doch nicht weitergehen. Tu was dagegen!“ Der Film behandelt das Thema Selbstjustiz, nimmt sich aber zu keiner Zeit heraus, darüber zu urteilen. Wie Staatsanwalt Mattinger in diesem Film sagte: „Die Perspektive zu wechseln erweitert den Horizont.“ Und auch das macht der Film. Er beginnt mit einem abscheulichen Mord, doch wechselt die Perspektive und erläutert das Warum.
Gesehen: Alpay Akcan, David Behnke