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L.A.Crash

Daten

112 Min., Kasachstan/Frankreich/Deutschland 2015

REGIE: Emir Baigazin
DREHBUCH: Emir Baigazin
KAMERA: Yves Cape
SCHNITT: Emir Bagazin

DARSTELLER: Nurlybek Saktaganov, Madiyar Aripbay, Madiyar Nazarov, Omar Adilov

Foto: capricci-international.com

Ein Film über vier kasachische Jugendliche, die den sozio-ökonomischen Umständen der 90er Jahre in ihrem Land nicht entfliehen können...

 

Regie: Emir Baigazin

 

Letztes Jahr bekam Baigazin einen silbernen Bären für seinen ersten Spielfilm „Harmony Lessons“. In diesem Jahr präsentiert der Regisseur einen Film, in dem es wie in seinem ersten um kasachische Teenager geht, und der in den ökonomisch desaströsen 90er Jahren der Post-Sowjetzeit spielt. Es werden vier aufeinanderfolgende Geschichten vierer Jugendlicher gezeigt. Alle vier Storys sind durch einen dramatischen Lebenswandel gekennzeichnet und durch das Motiv des Lichtausstellens um 21 Uhr als Sparmaßnahme des Kasachischen Staates verbunden.

 

Alle jungen Protagonisten leben noch bei ihren Eltern bzw. ihren Müttern in ärmlichen Verhältnissen der kasachischen Peripherie. Der erste Junge muss arbeiten, um seine Mutter und den gerade aus dem Knast entlassenen Vater zu ernähren. Um seine Eltern zu unterstützen schließt er ein illegales Geschäft ab, was ihn ins Gefängnis befördert. Der zweite Jugendliche ist gerade dabei eine Gesangskarriere zu beginnen, als er durch eine Lungenentzündung in den Stimmbruch kommt. Die gescheiterte Karriere nährt seine inneren Aggressionen, die er an seinen Mitschülern auslässt. Der Dritte sammelt Wertmetalle, die er für Bargeld eintauscht und damit für sich und seine Mutter sorgt. Seine Gier nach Reichtum treibt ihn bis zum Mord. Der vierte Protagonist ist ein intelligenter Junge, der die Perspektive hat, auf ein medizinisches Gymnasium zu gehen. Nachdem er jedoch seine Freundin schwängert und diese zur Abtreibung bewegt, steigert er sich in seinem Lernstress in den Wahnsinn.

 

Im gesamten Film kommt nur ein einziges Musikstück vor, nämlich das „Ave Maria“ des noch hoffnungsvollen kleinen Sängers. Ansonsten sind nur die Athmos der Steppe und der Häuser zu hören. Der gesamte Film wirkt dadurch sehr ruhig und bedächtig. Auch die statische Kamera unterstützt dieses Gefühl, und wirkt zugleich wie die Ruhe vor dem Sturm bzw. dem Untergang und spiegelt die Ausweglosigkeit der Protagonisten wieder. Die Umgebung der vier Helden erscheint minimalistisch, leer. Entweder sieht man die Weiten der dürren Steppe, die verwüsteten Landschaften verlassener Industriegebäude oder die spärlich möblierten, verarmten Wohnhäuser der Familien. Dennoch wirken die einzelnen Aufnahmen und Standbilder wie hoch ästhetische Fotografien und währen so lange, dass man in sie eintaucht und sich gedanklich verliert. In vielen Einstellungen werden die Protagonisten immer wieder in Fenster, Spiegel und Türen eingerahmt. Einerseits tragen diese Bilder zu der ästhetischen Darstellung bei, andererseits versinnbildlichen die Rahmen das Eingeengt-Sein in der Perspektivlosigkeit des Steppendorfes. Alle vier Jungen sind von diesem Schicksal betroffen und scheinen ihm ausweglos ausgeliefert zu sein. Denn egal, wie sehr sie sich anstrengen, den kläglichen Umständen entkommt keiner von ihnen.

 

Gesehen von Anna Cvetkov

 

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