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Die Tür

 

Die Tür

Daten

Die Tür

REGIE: Anno Saul
DREHBUCH: Jan Berger
KAMERA: Bella Halben
MUSIK: Fabian Römer
DARSTELLER: Mads Mikkelsen, Jessica Schwarz, Thomas Thieme, Heike Makatsch, Valeria Eisenbart, Tim Seyfi

 

Regie: Anno Saul

 

Kinostart: 26. November 2009

 

Denkt man an dänische Kinodelikatessen, wie "Adams Äpfel", "Nach der Hochzeit" oder "Flickering Lights", erinnert man sich gern an einen brillianten Mads Mikkelsen. Auch international hat man spätestens seit dem vorletzten James Bond Streifen "Casino Royal" gefallen an Mikkelsen gefunden, der einen folterlustigen Bösewicht zum allerbesten gab. So traf es sich für Regisseur Anno Saul und sein jüngstes Werk nun ausgezeichnet, dass Mikkelsen sofort zusagte, nachdem er das Drehbuch gelesen hatte. Dieses stammt von Jan Berger und ist eine Filmversion, des Romans "Die Damalstür" von Akif Pirinçci. Nach "Kebab Connection" ist der Film die zweite Kollaboration von Saul und Berger. Die Beiden begeben sich dieses Mal jedoch auf neues Terrain, in Richtung Mystery-Drama. Ab 26. November wird der Film in deutschen Kinos zu sehen sein.

Er erzählt eine phantastische Geschichte über den erfolgreichen Künstler David Andernach (Mikkelsen) der mit seiner Frau Maja (Jessica Schwarz) und der gemeinsamen Tochter Leonie (Valeria Eisenbart) in einem schönen Villenvorort lebt. Eines Tages sucht er seine Nachbarin und Geliebte, die Musikerin Gia (Heike Makatsch), mit dem Vorhaben auf,  die Affäre zu beenden. Er wird aber doch schwach. Währendessen ereignet sich ein Unglück. Seine Tochter Leonie stürzt beim spielen in der Swimmingpool. Der Vater kann seine Tochter nur noch bereits ertrunken aus dem Becken fischen. Der Geschichte setzt nach diesem Ereignis fünf Jahre später wieder an. Davids Affäre ist natürlich aufgeflogen, seine Frau lebt mittlerweile mit einem anderen Mann zusammen und gibt David die Schuld am Tod der Tochter. Völlig desillusioniert will David sich das Leben nehmen, findet aber durch Zufall eine verborgene Tür. Diese führt ihn über einen Tunnel fünf Jahre in die Vergangenheit. Es ist genau der Zeitpunkt kurz bevor seine Tochter verunglückt. David erkennt die Situation rechtzeitig und kann sie retten. Für diese Chance muss er jedoch einige unerwartete und tragische Folgen in Kauf nehmen.

Das Drehbuch hat dramaturgisch keine auffälligen Schwächen, die Story ist in sich stimmig, rund und hält für den Zuschauer einige Überraschungen bereit. Die eigentlich interessante Handlung beginnt erst nachdem David das tragische Schicksal seiner kleinen Tochter verhindert hat. Es wird chaotisch, dramatisch, surreal und vor allem zum Ende des Films hin immer spannender. Abseits von klassischen Mystery Elementen wie Geheimtüren die in die Vergangenheit führen funktioniert die Handlung noch auf einigen anderen Ebenen. Sie ist sehr vielschichtig strukturiert aber ohne sich in zu vielen Erzählsträngen zu verlieren. Es geht um Freundschaft, Liebe und auch um Egoismus und moralische Grenzüberschreitungen. Dabei schafft das Surreale eher einen der Wirklichkeit entrückten Rahmen, in dem die Protagonisten zu sich selbst und ihrer persönlichen Wahrheit finden.

Dazu passt auch, der naturalistisch gehaltene Look des Films, der den Film innerhalb des Mystery-Genres ebenfalls besonders macht. Alles wirkt authentisch so, dass man den Figuren auf ihren Wegen zwischen Zwei Welten gut folgen, ohne dabei permanent daran erinnert zu werden wie unrealistisch und aberwitzig ihre Situationen eigentlich sind.

Anno Saul selbst sagt er habe bei der Inszenierung besonderen Wert darauf gelegt, die psychische und emotionale Verfassung der Hauptfiguren darzustellen, was ihm durchaus gelungen ist. Natürlich hat der Regisseur mit Mikkelsen einen sehr versierten und vielseitig begabten Schauspieler zur Verfügung, doch sein Spiel wirkt in diesem Film erstaunlich ungezwungen und persönlich, was sicherlich zu einem großen Teil der Schauspielführung Sauls geschuldet ist. Auch Jessica Schwarz geht neben ihrem starken Kollegen nicht unter sondern spielt sehr überzeugend eine verzweifelte, besorgte Mutter und eine Ehefrau die ihren Mann nach einer Phase der Entfremdung von einer ganz anderen Seite kennen lernt und auch wieder zu ihm findet. Auch die restlichen Rollen sind sehr passend besetzt. Thomas Thieme spielt einen, nur auf den ersten Blick, primitiv und spießig erscheinenden Charakter namens Siggi, dessen dunkles Geheimnis sich allerdings schon bald lüftet. Auch Valeria Eisenbart, die gerade 9 Jahre alt war als der Film entstand, spielt authentisch und glaubwürdig.

Interessant ist auch das Kamerakonzept das Saul mit Bella Halben erarbeitet hat. Es wurde sich wie folgt geäußert:" Wir wollten eine Ästhetik die eine grundlegende Unsicherheit verbreitet. Diese Welt soll sich anfühlen als sei sie auf Sand gebaut", und wer den Film sieht wird genau dieses Gefühl von Unsicherheit verspüren. Man wartet ständig darauf, dass etwas schief geht und die Geschichte endgültig ein böses Ende nimmt.

Ein kleiner Fehlgriff ist trotz des großen Aufwands der vor allem von Schauspielerseite her betrieben wurde die Synchronisation von Mikkelsen. Er drehte auf deutsch, und wurde anschließend wegen seines Akzents nachsynchronisiert. Das Ziel war es eine Lippensynchrone deutsche Fassung zu ermöglichen. Als Zuschauer entgeht einem dennoch nicht, das man nicht die Originalstimme des Schauspielers hört. Ihm zuzuhören ist daher zu Beginn etwas befremdlich und irritierend.

Wenn man sich an diese Kleinigkeit gewöhnt hat, tut es dem gesamten wirklich interessanten und spannungsvollen Kinoerlebnis mit großartiger Besetzung aber keinen Abbruch. "Die Tür" ist also einfach ein wirklich sehenswerter Film aus deutschen Landen.

 

Gesehen von Lion Bischof

 

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