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Willkommen bei den Sch´tis

 

Willkommen bei den Sch´tis

Daten

Willkommen bei den Sch´tis

106 Min., Komödie, Frankreich 2008

REGIE: Dany Boon
DREHBUCH: Dany Boon

PRODUZENT: Richard Pezet
KAMERA: Pierre Aim
SCHNITT: Luc Barnier, Julie Delord
MUSIK: Philippe Rombi

DARSTELLER: Kad Merad, Dany Boon, Zoé Félix, Anne Marivin

 Links zum Film

Offizielle Website

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Regie: Dany Boon

 

Kinostart: 30. Oktober

 

Ob es eine gute Idee war, das Original zu synchronisieren, oder zumindest, so übertrieben zu synchronisieren? Ein Vergleich zu der französisch gesprochenen Version birgt wenigstens für Menschen, die diese Sprache nicht fließend sprechen und verstehen, große Unterschiede. Und jene sind wichtig, ist doch „Willkommen bei den Sch´tis" ein Film, in dem Sprache eine große Rolle spielt.

Philippe, ein Postangestellter aus Südfrankreich, tut alles, um in eine schöne Stadt am Mittelmeer versetzt zu werden. Einerseits, weil es sich dort angenehm leben lässt, andererseits, da es um seine Ehe nicht zum Besten bestellt ist und seine Frau unbedingt an die Küste möchte. Eine lange in Aussicht gestellte Versetzung scheitert jedoch daran, dass ihm ein Behinderter den Posten vor der Nase wegschnappt, worauf Philippe umgehend reagiert. Er bewirbt sich erneut, täuscht eine Behinderung vor, um diese dann allerdings im entscheidenden Moment zu vergessen. Er wird trotzdem versetzt, jedoch – zur Strafe – in den Norden.

Der Film kostet nun alle Klischees aus, die man in Frankreich hinsichtlich der sogenannten Region Nord-Pas-de-Palais (zwischen Belgien und dem Ärmel-Kanal) hegt: Schlechtes Wetter, eine für an südliche Sonne gewöhnte Gemüter geradezu arktische Kälte, zurückgebliebene und arme Einwohner. So übertrieben und wenig ernstzunehmen dies der Film tut, so lustig und bissig sind manche der folgenden Dialoge und Geschehnisse. Nach zwei Jahren in Bergues (dem Städtchen, in das Philippe versetzt wird), besitze man bei der Vergabe der begehrten Cote d'Azur-Stellen den Status eines Behinderten, so erzählt Philippe seinen Freunden vor seinem Abschied. Seine Frau verabschiedet ihn in etwa so, als ziehe er in den Krieg. Sie selbst bringe es einfach nicht über sich, ihm zu folgen. Dafür schenkt sie ihm eine dicke Daunenjacke. Ihr Vater, der als Kind im Norden gewesen war, beschreibt Philippe die Gegend in etwa der Art, wie im „Herr der Ringe" über Mordor erzählt wird. Philippe ist entsprechend wenig begeistert und versucht seine Ankunft herauszuzögern, indem er auf der Autobahn nur fünfzig fährt. Die Polizei, die ihn eigentlich deswegen verwarnen wollte, winkt ihn nur voller Mitleid weiter, als sie erfahren, wohin er versetzt worden ist.

Bis zu diesem Punkt macht der Film durchaus Spaß. Problematischer jedoch wird es ab dem Moment, als Philippe im Norden eintrifft. Dies liegt zum einen an der Spache, in der die Nordfranzosen reden, andererseits auch in der Art, in der sie dargestellt werden. Es ist schon sonderbar, dass all jene, die im Film den sonderbaren Dialekt sprechen, auch ein wenig absonderlich wirken. Zwar auf nette Weise, doch gleichzeitig auch so, wie man sich die Bewohner im Süden des Landes so vorgestellt hat. Im Postamt arbeiten drei Männer, die alle etwas unbedarft und naiv wirken. Über zwei von ihnen erfährt man nicht viel, der dritte, der Regisseur des Film, Dany Boon, wird schließlich zu Philippes engstem Freund. Aber natürlich wirkt auch er nicht wie ein Mann, sondern wie ein großes Kind: Er ist Mitte Dreißig und lebt noch bei seiner Mutter, die über ihn wacht wie ein Habicht. Verstärkt wird diese Kindlichkeit noch durch die Art, in der der gesprochene Dialekt in der deutschen Synchronisation wirkt. Man könnte sagen, dass ein wirklich unkontrolliertes Sächsisch dagegen beinahe intellektuell klingt. Da die meisten der Darsteller natürlich die meiste Zeit über in eben jener Weise reden, und dies nicht zu knapp, geht einem dies nach einer Weile sehr auf die Nerven, so dass man sich hin und wieder wünscht, die Schauspieler mögen bitte aufhören, zu sprechen. Es fällt zudem auf, dass die einzige Angestellte im Postamt, eine junge, hübsche, offene Frau als einzige natürlich nicht in diesem gewöhnungsbedürftigem Dialekt redet, sondern ganz normal, obwohl sie sowohl im Film als auch ironischerweise tatsächlich aus dieser Gegend stammt. Vergleicht man die deutsche mit der französischen Version, dann fällt auf, dass es dort, für ans Deutsche gewöhnte Ohren, weitaus natürlicher, homogener und weniger lächerlich klingt als in der Synchronisation, und dies, obwohl der Dialekt in der Originalversion bereits verfremdet und überhöht wurde.

Dies ist tatsächlich der größte Schwachpunkt des Films, der ansonsten durch einen teilweise sehr originellen und liebenswerten Humor besticht. Zwar finden sich insgesamt viele unlogische beziehungsweise klischeehafte Momente (gerade die Mutter-Sohn-Beziehung oder jene zwischen Philippe und seiner Frau), die aber durch einige sehr originelle und unbeschwerte Augenblicke ausgeglichen werden. Ab und zu wirkt jedoch dieser an sich schöne Humor ein wenig zu lebhaft und aufgesetzt, so dass man während des Films andauernd zwischen Schmunzeln und einer gewissen Entnervtheit schwankt.

Entgegen dem Zuschauer jedoch gewöhnt sich Philippe sehr schnell an die fremde Sprache und fängt leider selbst auch noch an, diese zu sprechen. Seine Frau, die ihm einfach nicht glauben möchte, dass es ihm im Norden gar nicht so schlecht ergeht, flunkert er der Einfachheit halber und weil die ständige Sorge um ihn ihrer Ehe gut tut, weiter schreckliche Dinge vor. Doch diese Lügen werden schließlich zu einem Problem, als sich Julie schließlich überwindet und ihren Mann in den Norden begleitet ...

Alles in allem ist ein Film entstanden, der seine Charaktere nicht lächerlich erscheinen lässt, sie aber auch nicht ernst nimmt. Eine sympathische, hin und wieder auf die Nerven gehende, harmlose Liebeserklärung an eine Gegend in Nordfrankreich, die sich nun, nach dem Film, über mangelnden Tourismus nicht mehr beklagen kann.

 

Gesehen von Paul Mittelsdorf

 

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