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Kinosaal Rot 4000

Regie: Ma Liwen

 

Die junge Xiao Ma kommt vom Land nach Peking, um dort Film zu studieren. Auf der Suche nach einer billigen Unterkunft findet sie nach langer Suche in einer heruntergekommenen Steinhütte eine Bleibe, die im Hinterhof eines kleinen schäbigen Anwesens liegt. Die Besitzerin des Hauses ist eine alte Frau, die Xiao Ma anfangs widerwillig und gegen eine unangemessen hohe Summe aufnimmt. Xiao Ma richtet sich nach und nach gemütlich ein und macht aus der Bruchbude ein bewohnbares Zimmer. Immer wieder während der Zeit, die die junge Studentin im Einflussbereich der Alten verbringt, kommt es zu Querelen und lautstarken Auseinandersetzungen zwischen ihr und der schrulligen, anfangs harten und kauzigen alten Frau.

Doch mit dem Wechsel der Jahreszeiten und mit dem Ausklingen des Winters weicht auch die Strenge und Gleichgültigkeit aus dem Wesen der Alten und es entsteht ein familiäres, innig-warmherziges Verhältnis zwischen den beiden Frauen, die durch ihre Generationen voneinander getrennt sind. Es ist beinahe eine Großmutter-Enkelinnen-Beziehung, die die Alte mit der mädchenhaften und aufbrausenden Xiao Ma verbindet. Nach einem Jahr verlässt Xiao Ma die Hütte. Sie zieht mit ihrem Freund in ein Appartement. Kurz darauf stirbt die alte Frau.

"Woman Liang" ist ein Film, der mich sehr überraschte. Ich saß zusammen mit einigen Chinesen im spärlich gefüllten Kinosaal und hatte keine besonderen Erwartungen an den Film, der in der Rubrik Kinderfilmfest 14Plus gezeigt wurde. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es einer der gelungensten und gänzlich harmonischsten Filme sein sollte, die ich zu Gesicht kriegen würde. Bei "Woman Liang" stimmt einfach alles: In unheimlich anmutigen und pituresken Bildern erzählt der Film von Gemütslagen und Regungen und deren wechselseitigen Wirkungen auf die beiden ungleichen Frauen. Sehr geschmeidig bewegt sich die Kamera und zeigt uns den Verlauf der Geschichte aus Perspektiven, die oft etwas Märchenhaftes, etwas Unheimliches und gleichzeitig Schönes an sich haben. Musik, Farben, Licht, Geräusche, alles klingt zusammen wie in einem Musikstück.

Einem Musikstück, das arm an äußerer Handlung, mit wenig Sprache und mit einem kleinen und eigentlich simplen Thema puren Genuss und Harmonie erzeugt. Ma Liwen erzählt in "Woman Liang" ihre eigene Geschichte, sie selbst war einst das Mädchen, das nach Peking kam und mit einer alten Frau zusammenlebte. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sie ihrem Stoff gänzlich Herrin ist und der Film von vorn bis hinten ein funktionierendes Ganzes bildet, in dem sich einem nie der Eindruck aufdrängt, die Macher hätten unklare Vorstellungen gehabt, oder die Kontrolle über ihr Tun verloren, sowie es mir bei einigen, wesentlich hochgelobteren und populäreren Filmen ergangen ist. Das ist verständige und virtuose Filmkunst meine Damen und Herren.

 

Gesehen von Jérôme Gemander



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