Verschwende deine Jungend
Die wundersame Seichtigkeit einer 80er Jahre Show
Benjamin Quabeck scheitert als Reiter auf der Neuen Deutschen Welle!
Bereits der Vorspann von Benjamin Quabecks Film "Verschwende deine Jungend" verrät einen programmatischen Charakter, indem in leuchtgrüner Schrift mit geringer Auflösung die Anfänge des Computerzeitalters zitiert werden und auf diese Weise ein latentes Gefühl der Nostalgie entsteht. Insgesamt ist das Drehbuch von Ralf Hertwig und Kathrin Richter eine Zitatensammlung rund um die Neue Deutsche Welle, die uns in den 80er Jahren allesamt erfasste. Die Story dreht sich um den Sparkassen-angestellten Harry (Tom Schilling), der, erwacht aus der Trance der Schlager und Volksmusik, als Musikmanager der Band "Apollo Schwabing" in seinem "Dorf" München nun zu neuen musikalischen Zeiten aufrufen möchte.
Der Haken bei diesem Vorhaben ist die mangelnde Organisation und der Größenwahn des vermeidlichen Managertalents und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Harry plant nicht nur mit dessen Provinzband groß herauszukommen, für diesen Anlass soll vielmehr auch ein entsprechender Rahmen gegeben sein. Warum nicht also gleich den Zirkus Krone als Konzertsaal mieten und die eigene Band zur Vorgruppe von "DAF" machen? Ohne eine gesicherte Zusage von "DAF", dazu mit einer wackeligen Finanzierung, bringt der Bank-Azubi den Stein ins Rollen und sich gleichzeitig um Kopf und Kragen. Harry verliert nicht nur seinen gesamten Besitz, er raubt dazu die Bank seines Arbeitgebers aus, um das Konzert in letzter Minute doch noch zu retten. Ein Märtyrer der Musik, der nichts anderes wollte, als dass sich "die Menschen noch Jahre später an dieses Event erinnern."
Darüber hinaus verquicken die Autoren die Hauptstory mit einer Liebes- bzw. Eifersuchtshandlung, um den Bandleader Vince (Robert Stadlober) und dessen Bassistin Melitta (Jessica Schwarz) nicht nur musikalisch, sondern auch emotional in Szene zu setzen. Dieses Strickmuster führt zur Vorhersehbarkeit der Ereignisse, so dass jegliche dramaturgische Spannung wie eine Seifenblase zerplatzt. Dem Stoff fehlt es an kreativen Ideen, intelligenten Konstruktionen und einprägsamen Bildern. Motive und Zitate werden nur angedeutet und wieder fallen gelassen, was eher an eine Nummernoper ohne festen Zusammenhang erinnert. Letzten Endes liegt beinahe eine Episodenstruktur vor, die auch als Endlosschleife denkbar wäre.
Natürlich erkennt man in dem Konzept von Benjamin Quabeck auch ansatzweise den Versuch, eine parodistische Sicht auf die 80er Jahre zu werfen. Doch selbst dieses Vorhaben misslingt, da der Regisseur es nicht schafft, die realistische Darstellung in eine drastische Überhöhung der Ereignisse zu verwandeln. Auf diese Weise verlieren die Zitate ihren Boden und verpuffen in einem endlosen Nichts. Diese Seichtigkeit des Spiels ist natürlich auch den Schauspielern zuzuschreiben. Allen voran Tom Schilling, der bereits bei "Herz im Kopf" nicht überzeugen konnte, kann dem Anspruch seiner Rolle (und dem möglichen Anspruch des Regisseurs) nie gerecht werden. Natürlich ist unter diesen Voraussetzung die Erwartung gering, dass trotz mäßiger Dialoge, kraftvolle Bilder entstehen, bestenfalls erinnern sie an einen naiven Teenagertraum.
Man bleibt zurück mit der Frage, was Benjamin Quabeck überhaupt dazu bewogen hat, einen derartigen Stoff umzusetzen.
Gesehen von Bogdan Büchner