MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Eden

 

Eden

Daten

Eden

103 Min., Deutschland/Schweiz 2006

REGIE: Michael Hoffmann
DREHBUCH: Michael Hoffmann
KAMERA: Jutta Pohlmann
SCHNITT: Bernhard Wiesner, Isabel Meyer

TON: Rudi Guyer
MUSIK: Christoph Kaiser, Julian Maas

DARSTELLER: Josef Ostendorf, Charlotte Roche, Devid Striesow, Max Rüdlinger, Leonie Stepp, Manfred Zapatka

 Links zum Film

Offizielle Website

Das Movie-College haftet nicht für den Inhalt externer Seiten.

 

Regie: Michael Hoffmann

Kinostart: 23. November 2006

Michael Hoffmann gibt sich gleich zu Beginn alle Mühe, den Zuschauer abzuschrecken. Angeekelt und doch fasziniert sieht man dem Meisterkoch Gregor (Josef Ostendorf) dabei zu, wie er seine "cucina erotica" zubereitet - ein wenig appetitliches Vergnügen, wird dabei doch unter anderem ein Tintenfisch mehr als nur liebevoll seiner finalen Aufgabe zugeführt. Aus dem Off philosophiert der zwischen Sozialautismus und Exzentrik schwankende Koloss über den Bauch als ganz spezielles Lebensgefühl.

Wirklich bei sich ist er nur in der Küche, in der er Abend für Abend für ausgewählte Gäste, die schlau genug waren, frühzeitig zu reservieren, wahre Meisterwerke kocht. In diese selbstgenügsame Lebensplanung platzt eines Tages die junge Kellnerin und etwas frustrierte Junghausfrau Eden (Charlotte Roche) mit ihrer kleinen Tochter Leonie, die mit Down Syndrom auf die Welt kam. Edens Mann Xaver (Devid Striesow) arbeitet als Animateur im elterlichen Kurhotel. Überhaupt ist der Schauplatz im Schwarzwald geprägt von kleinstädtischem Mief, genauen Wertvorstellungen und nachbarlicher Neugier. So verwundert es nicht, als sich langsam aber sicher ein Drama anbahnt, als sich Eden und Leonie mit dem wortkargen Koch anfreunden. Xaver sieht seinen Ruf und sein Glück gefährdet; sein Verlangen danach, den Status quo, so quälend er auch ist, aufrecht zu halten, lässt die Ereignisse schließlich aus dem Ruder laufen.

Nach spätestens einer Viertelstunde stellt man verblüfft fest, dass man den dicken Koch trotz aller Mühe, die sich Hoffmann gibt, tatsächlich auf einer schwer zu greifenden Ebene sympathisch findet. Ab diesem Moment ist es eine wahre Freude, dabei zuzusehen, wie sich die Freundschaft zwischen Gregor und Eden entwickelt - obwohl das meist nur auf der Basis von Blicken geschieht. Dank der hervorragenden Schauspielerführung von Michael Hoffmann wirken diese aber nie simpel oder belanglos, sondern drücken mehr aus, als jede Dialogzeile vermocht hätte. Charlotte Roche passt perfekt in diese Rolle und meistert ihr Schauspieldebüt wirklich passabel. Eine regelrechte Wucht hingegen ist Devid Striesow, der mit minimalen Veränderungen in der Mimik vom Musterschwiegersohn zum Psychopaten mutiert. Umso beängstigender ist dann mitzuerleben, wie der Kleinstädter plötzlich explodiert.

Insgesamt könnte man den Film als äußerst beeindruckendes Kammerspiel betrachten, wäre da nicht der Schluss des Films, bei dem Hoffmann versucht, ein Hollywoodtaugliches Finale zu setzen. Nach mehr als einer großartigen Stunde kleiner Gesten wirkt das enttäuschend deplaziert und hinterlässt einen bitteren Geschmack in einem ansonsten tadellosen Fünfsternemenü.

 

Gesehen von Johannes Prokop

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Ist es das magische Blau, ist es das luxoriöse Umfeld oder warum hat das Kino sie immer wieder thematisiert?

Das Wahlmotto eines Zirkus, "Menschen, Tiere, Sensationen" könnte auch für das Kino gelten...

Regie ist ein so leidenschaftlicher Beruf, dass man kaum glauben kann, wie gelangweilt und uninspiriert manche Regisseure arbeiten

Räumen wir doch mal mit ein paar Unklarheiten, was die Lichtstärke von Objektiven bezogen auf die Bildgröße angeht, auf...

Arri hat eine neue, kompakte 65 mm Alexa vorgestellt, die das Drehen im größeren Format erleichtern soll

Der Sora KI Videogenerator ist ab sofort für Jeden verfügbar und produziert aus Textprompts realistische Videoszenen

Obwohl die Welt gerade viele Verwerfungen aushalten muss, Weihnachtsfilme geben uns den Glauben an ein besseres Miteinander wieder...

Die Darstellung von Prostitution im Film kann zutiefst realistisch aber auch unfassbar klischiert sein. Wo liegen die dünnen Trennlinien?

Dass es tatsächlich immer noch etwas kleiner geht, beweist DJI mit seinen neuen Mini-Funkstrecken

Was Film-Fans über die optimale Bandbreite und Internetgeschwindigkeit wissen sollten

Warum haben historische Stoffe aus der Zeit der Antike von der Stummfilmzeit bis heute das Publikum fasziniert?

Wer keine Kameratasche mit sich rumschleppen will, braucht eine Schutzhülle um die Kamera im Rucksack etc. zu transportieren. Vielleicht eine Geschenkidee...