Das Remake von Disneys König der Löwen begeistert weltweit die Zuschauer. Neben einer starken Geschichte, den tollen Charakteren, Stimmen und Songs ist auch die natürlich anmutende Bildgestaltung ein wichtiger Pluspunkt. Bei der Entstehung spielte Virtual Reality eine große Rolle, obwohl der Film selbst ja keine VR Produktion ist. Regisseur Jon Favreau und sein Team nutzten VR vor allem zur Visualisierung der als CGI zu generierenden Aufnahmen.
VR als Produktionshilfe
Eine neue Variante, mit VR Filme zu gestalten, wurde beim Remake von Lion King eingesetzt. Der Film arbeitet mit CGI, die Bilder entstanden weitgehend im Computer. Es gab also keine echten Kameras, Kräne oder Dollies. Das Neue an der Arbeitsweise war, dass der Regisseur Favreau zusammen mit seinem Team Bildausschnitte, Richtungen, Fahrten, Kranfahrten etc. in VR Simulation auswählen und festlegen konnte. Das Team konnte sich in den so simulierten Pridelands dank der VR Brillen frei bewegen und die virtuellen Kameras wie bei einem realen Dreh rund um die animierten Tiere platzieren und führen.
Alle Drehorte existierten nicht wie bei CGI üblich, als flächige Hintergründe, und die Objekte und Tiere nicht als Figuren, die man aus einer Richtung betrachten kann sondern eben in VR in einem 360 Grad Bildraum. Man konnte sich um alle Figuren und Objekte herum bewegen, sie beliebig in der 360 Grad Umgebung platzieren.
Ähnlich wie bei anderen CGI Projekten, wurden auch für Lion King reale Schauspieler/Sprecher aufgenommen, deren Mimik, Bewegungen und Gestik den Animatoren als Referenz für die Emotionalität der Tiere dienen sollten.
Wie am Set...
Über die VR Brillen konnte das Team auch Lichtverteilungen, Intensitäten, Schatten und mehr kontrollieren. Virtuell konnten Lichtquellen frei im Raum gesteuert werden. Simulierte digital generierte Kräne, Dollies und Kameras hatten die gleichen physikalischen Eigenschaften wie ihre realen Vorbilder an echten Filmsets. Das bedeutet, dass auch Trägheit, Winkel und Bewegungsmöglichkeiten realer professioneller Filmgeräte perfekt simuliert wurden.
Selbst Steadicamfahrten können mit Rigs vor Monitoren auf denen die Simulationen zu sehen sind, realitätsgetreu von echten Steadicam Operateuren geführt werden. Auf diese Weise konnten die Besonderheiten, ja auch die Ungenauigkeiten der menschlichen Kameraführung in die animierte Welt übernommen werden. Das trägt sehr zu dem Eindruck bei, es handle sich um einen tatsächlichen Film, der von Kameras aufgenommen wurde.
Die simulierten Animationen sind in der Entstehungsphase noch grob und auch die Hintergründe recht einfach gerendert, ähnlich wie bei Computerspielen. Sie werden erst später in Bestqualität finalisiert.
Der König der Löwen ist nicht die erste Produktion, die dieses Verfahren angewendet hat. Auch bei "Ready Player One", "John Wick 3" und dem letzten "Star Wars" kam VR bereits zum Einsatz, doch "Der König der Löwen" ist sicherlich die Produktion, bei der dieses Verfahren am intensivsten genutzt wurde.
Damit ist VR zu einem mächtigen Filmwerkzeug geworden, welches natürlich vor allem in Zusammenhang mit Filmen, die einen hohen CGI Anteil haben, zum Einsatz kommen kann. VR ist es bisher nicht gelungen, den klassischen Film zu ersetzen, doch mit diesen neuen Arbeitsmethoden kann es den klassischen Film möglicherweise in einigen Bereichen revolutionieren. Dafür sind noch einige Verbesserungen notwendig, etwa das Rendern in Echtzeit und hoher Qualität und bessere Integration der verschiedenen Filmwerkzeuge. In Zukunft werden häufiger Filmteams VR Brillen tragen.