Die Kinos öffnen wieder, doch unter sehr besonderen Bedingungen. Können die Kinos so überleben? Es war eine extrem harte Zeit für die Kinobetreiber, der Lockdown, der einen vollständigen Stillstand erzwang. Während die Gastronomie sich noch über "To-Go" Angebote wenigstens teilweise über Wasser halten konnte, war für die Kinos Corona ein kompletter Stop. Ein paar wenige Kinos, etwa in Kaufbeuren, heißen fatalerweise sogar Corona-Kinokomplex, keine optimale Namensgebung in schwierigen Zeiten.
Die meisten Bundesländer ließen die Wiedereröffnung bereits im Mai zu, Bayern ab Mitte Juni und Berlin schließlich ab Anfang Juli. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass zu diesen Zeitpunkten auch tatsächlich die Kinos wieder öffnen. Schließlich muss auch die ganze Planung, Logistik und vor allem auch Werbung von den Filmverleihen koordiniert und wieder hochgefahren werden. Deshalb kann es durchaus sein, dass man sich Bundesweit am spätesten Termin, am 2. Juli orientieren wird.
Krisenstimmung
Die vorsichtige Öffnung der Kinos wurde von den Kinobetreibern, Verleihern und Filmindustrie mit Spannung erwartet, doch die Rahmenbedingungen sind alles andere als einfach. Schließlich gelten die Raumsituation in Kinosälen und insbesondere die Übertragungsrisiken des Corona-Virus als schwierig. Dabei befand sich die Kinobranche auch ohne die Pandemie in keiner einfachen Situation.
Werden die Zuschauer auch wieder kommen? Bedeutet ihnen das Kinoerlebnis so viel Vergnügen, dass sie es als existentiell betrachten? Eines ist sicher,- keines der Kinos wird mit den bisherigen Raumkapazitäten weiterfahren können. Die Mindestabstände und andere Sicherheitsregelungen werden maximale Auslastungen von etwa 25% zulassen. Das kann bei großen Häusern immernoch akzeptable Zuschauerzahlen ermöglichen, Kinos verzeichnen schon lange rückläufige Zahlen, bei größeren Sälen könnte eine 25 oder 30% Auslastung fast der vorherige Normalzustand sein.
Bei kleinen Programmkinos, die dann auf immer kleinere Schachtelkinos gesetzt haben, könnten die möglichen Zahlen schnell unter die Wirtschaftlichkeitsgrenzen rutschen.
Praktische Umsetzung
Der Ticketverkauf soll online und kontaktfrei ablaufen und so nebenbei auch eine weitere Auflage, nämlich die Registrierung der Namen und Adressen aller Kinozuschauer, gewährleisten. So soll im Fall einer Infektion, die gesamte Ansteckungskette zurückverfolgt werden können. Die automatischen Buchungssysteme sind so programmiert, dass zwischen den Sitzreihen jeweils eine Reihe frei bleibt und dass neben jeder Einzelperson oder Personengruppe (Familie, Paare) jeweils links und rechts zwei Plätze frei bleiben.
Türen zu den Sälen müssen zum Einlass geöffnet bleiben. Damit die Zuschauer auch einzelnen den Saal und ihre Sitzreihe betreten können, muss mehr Zeit zwischen den Filmen gewährleistet sein, die Programmierung wird also weniger dicht möglich sein, wie vor der Corona-Krise.
Masken werden möglicherweise verpflichtend sein, was den Zusatzverdienst der Kinobetreiber durch Popcorn und Natchos definitiv einschränkt. Dabei macht der Konsum von Snacks und Getränken etwa ein Drittel des Umsatzes der Kinobetreiber aus.
Die Kinobetreiber hoffen noch darauf, dass die Gesundheitsämter zulassen, dass die Gesichtsmaske am Sitzplatz abgenommen werden darf. Gerade Brillenträger können mit beschlagenen Gläsern keine Filme schauen. Das Weglassen von Atemschutzmasken widerspricht allerdings allen bisherigen Erkenntnissen, welche Rolle Aerosole bei der Verbreitung des Virus spielen. Da sollte man kommerzielle Interessen und medizinische Notwendigkeiten sehr genau abwägen.
Filmstarts
Ein anderes Thema sind die Filme, die nun gestartet werden können. Gerade erst hat Constantin-Film den geplanten Start von "Kaiserschmarrndrama", eines erhofften Erfolgsfilms verschoben, weil dieser in vollbesetzten Kinosälen mit "Oktoberfeststimmung" besser funktioniere.
Deshalb werden die ersten Filme, die gezeigt werden können, solche sein, die bereits vor dem Lockdown gestartet wurden. Nach und nach werden dann auch wieder Neustarts folgen. Als relativ gesichert gelten dann folgende neue Filmstarts: „La Palma“ (4. Juni), „Berlin Alexanderplatz“ (25. Juni), "Guns Akimbo" (25. Juni), "Tenet" (16. Juli), "Wonder Woman 1984" (13. August), "Black Widow" (28. Oktober), "James Bond: Keine Zeit zu sterben" (12. November). Doch so ganz sicher ist all das noch nicht.