Terminal
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Terminal USA 2004, 129 Min REGIE: Steven Spielberg
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Regie: Steven Spielberg
Kinostart: 07. Oktober 2004
Flughäfen scheinen es Steven Spielberg angetan zu haben. Nach "Catch me if you can" spielt nun ein gesamter Film in einem der Bahnhöfe des modernen Flugverkehrs. Lose basierend auf der wahren Geschichte des Irakers Mehran Karime Nasseri, der 1988 auf dem Charles de Gaulle Airport strandete und längere Zeit in einem Terminal lebte, schickt Spielberg seinen bewährten Allzweck-Schauspieler Tom Hanks in den ‚Flughafen'!
Victor Navorski (Tom Hanks), Staatsbürger des fiktiven osteuropäischen Landes Krakozhia, landet am J.F.K. Airport in New York. Eigentlich will er sich nach Abschluss der üblichen Bürokratie auf den Weg nach Manhattan machen, um dort einen Traum seines verstorbenen Vaters zu erfüllen. Doch verläuft nicht alles nach Plan. Navorski wird eben mal seiner Nationalität beraubt, da in Krakozhia ein Bürgerkrieg ausgebrochen ist, während er sich in der Luft befand.
So muss er gezwungenermaßen auf nationslosem Territorium bleiben: JFK Airport, New York, Terminal 67. Das eigentliche Tor zur großen Welt wird für ihn zum Gefängnis. Dem Heimatlosen ist es nicht gestattet einen Fuß auf amerikanischen Boden zu setzen und so muss er sich gedulden, bis der Krieg in seinem Land vorüber ist. Tage ... Wochen ... Monate vergehen und in diesem Mikrokosmos Terminal lernt Victor sich durchzuschlagen. Am Anfang noch mit ein paar auswendig gelernten Phrasen aus parallel gelesenen Reisführern, Kräckern von Imbissständen, und Gepäckwagenaufsammlung. Doch schon bald freundet er sich mit dem Flughafenpersonal an, stiftet Ehen im Gegenzug zu Essensvermittlung, hilft beim Medizinschmuggel und macht sich an die Verschönerung des Flughafens.
Nur einem ist er noch ein Dorn im Auge - Victor Navorski wird zum bürokratischen Problem für Flughafendirektor Frank Dixon (Stanley Tucci), zur einzigen Sache, die auf seinem sonst so reibungslos funktionierenden Flughafen schief läuft. Immer wieder neue Methoden sollen das Problem entfernen, doch das Problem hat seinen eigenen Willen und denkt auch nicht daran Gesetze zu brechen oder sich einsperren zu lassen.
Natürlich darf auch eine kleine Liebesgeschichte nicht fehlen, die in Form der hinreißenden Flugbegleiterin Amelia (Catherine Zeta-Jones) in Victors Leben ‚rutscht'. Jedoch ist der Hauptfokus ausnahmsweise nicht auf die Liebesgeschichte gesetzt.
Tom Hanks und seine Mitstreiter laufen zu Höchstform auf und beweisen ein Händchen für besondere Charaktere und deren Schicksale. Man merkt, dass man sich Zeit genommen hat, nicht nur für die Geschichte, sondern auch für jede einzelne Person.
Tom Hanks überzeugt auf ganzer Linie, gerade durch seinen hervorragend antrainierten Akzent und weil er das Publikum als herzensguter Narvorski und ungeheuerer, gut aufgelegter Sympathieträger automatisch auf seine Seite zieht. Qualität auf ganzer Linie a la Tom Hanks, der wie immer über alle Zweifel erhaben ist.
Catherine Zeta-Jones passt ihre Stewardessen-Uniform ganz vorzüglich, so dass man sich schon fragt, warum sie Schauspielerin geworden ist. Desweiteren glänzt vor allem Emmy Gewinner Stanley Tucci in der Rolle des Flughafendirektors, der versucht Victor auf allen möglichen Wegen, legal/illegal, loszuwerden.
Unterm Strich ist "Terminal" eine Komödie mit einem Schuss Drama und einer Prise Romantik ohne Effekthascherei und Actionelementen. Der Film bewegt einen zu leichtem Humor, der nicht über die Personen, sondern mit Ihnen lacht (und weint).
Es ist eine charmante Geschichte, die einen Menschen inmitten von Menschenmassen und trotzdem allein, einsam und verloren zeigt, der aber trotzdem nicht aufgibt und für sich und andere Großes bewegt. Steven Spielberg versprüht in seinen Filmen gern Warmherzigkeit und den ungedämpften Optimismus, dass alle Menschen Freunde sein können. Und das ist nicht verwerflich, ganz im Gegenteil, da der Film die Zuschauer für zwei Stunden in eine schönere, glücklichere Welt entführt. Und am Ende verzeiht man auch die kurze Langatmigkeit, da diesmal nicht die die üblichen, gern genutzten Klischees bedient werden.
Gesehen von Kathrin Metzner
Daten |
Terminator - Genisys 122 Min., Action, USA 2015 REGIE: Alan Taylor DARSTELLER: Arnold Schwarzenegger, Jai Courtney, Jason Clarke, Emilia Clarke |
Regie: Alan Taylor
Kinostart: 09. Juli 2015
Inhalt:
2029: Die Maschinen haben die Herrschaft übernommen und die Menschheit versklavt. Die Rebellenarmee unter der Führung John Connors [Jason Clarke] wehrt sich dermaßen tapfer, dass die Gegner beschließen, einen Killerroboter, den 'Terminator', in das Jahr 1984 zu schicken, um Johns Mutter Sarah zu töten und somit dessen Existenz auszulöschen. Doch Connor schläft nicht und schickt einen seiner besten Männer hinterher: Kyle Reese [Jai Courtney] begibt sich ebenfalls auf Zeitreise und soll das Attentat verhindern. Doch als er in der Vergangenheit aufschlägt, staunt er nicht schlecht: Sarah Connor [Emilia Clarke] ist keine schutzbedürftige Mimose, sondern ein taffes Mädel, das bestens mit der Knarre umgehen kann. Das hat auch einen Grund: Ein zweiter Terminator [ebenfalls: Arnold Schwarzenegger], einer von der guten Art, ist schon vor vielen Jahren bei Sarah aufgetaucht, um sie über die düstere Zukunft der Menschheit und die Rolle, die sie darin spielt, aufzuklären. So befindet sich Kyle urplötzlich in einer alternativen Realität, in welcher nicht nur altbekannte, sondern auch neue Gegner auf ihn warten – und ein leicht zwielichtiges Betriebssystem namens „Genisys“, das die Menschheit quasi vollkommen miteinander vernetzt hat.
Kritik:
"Ich komme wieder!" ist eines der bekanntesten Zitate der Filmgeschichte. Der österreichische Bodybuilder Arnold Schwarzenegger wurde als aus der Zukunft angereiste Killermaschine zu einer Kultfigur, deren 1984 von James Cameron inszeniertes Leinwand-Debüt zu einem Meilenstein und die sieben Jahre später unter selber Regie entstandene Fortsetzung zu einer weltweit gefeierten Schau wegweisender Spezial-Effekte. Seitdem stagnierte die Reihe: Die 2003 und 2009 realisierten Nachfolger konnten den Großteil des Publikums nicht überzeugen und auch die Fernseh-Variante "Sarah Connor Chronicles" verschwand schneller wieder von der Bildfläche, als es den Machern lieb war. Aber ein ehemals funktionierendes Konzept mit etabliertem Namen und weltweiter Fangemeinde einfach so aufzugeben, kam aus Produzentensicht selbstverständlich nicht in Frage. So durfte der Terminator sein zitiertes Versprechen sechs Jahre nach seinem letzten Auftritt ein weiteres Mal wahrmachen – zeitlich durchaus passend, da Arnold Schwarzenegger, unbestrittenes Zugpferd der Reihe und untrennbar mit deren Erfolg verknüpft, gerade aus seinem Ausflug in die Politik zurückkehrte und nach ein paar als großes Comeback geplanten Flops ebenfalls händeringend nach einem neuen Kassenschlager suchte.
Die Aufgabe an die Autoren war dann auch gewiss keine leichte: Die einst durchaus innovative Story vom zukünftigen Kampf Mensch gegen Maschine in Kombination mit hintergründiger Zeitreise-Thematik war mittlerweile dermaßen ausgelutscht, dass es für eine weitere Variation eigentlich kaum noch Spielraum gab. So versuchte man sich schließlich an einer recht mutigen Mischung aus 'Zurück zu den Wurzeln' und gleichzeitigem Umbruch, bezog sich dafür direkt auf das 84er-Original, um es im selben Augenblick in Stücke zu hacken und somit die Weichen für einen Neubeginn zu stellen. Stets in dem Wissen, dass der Zuschauer um die Ereignisse des ersten Teils Bescheid weiß, ergibt das ein durchaus reizvolles Spiel mit Erwartungshaltung und Genrekonventionen, wenn hier mehrere Szenen erst 1:1 nach-, dann auf den Kopf gestellt werden. Die Idee, eine alternative Zeitlinie zu entwerfen, inklusive veränderter Varianten bereits bekannter Figuren, ist zwar keine sonderlich originelle, letztendlich jedoch die einzig tatsächlich noch mögliche (zumal bereits das in sich geschlossene Original vor inhaltlichen Widersprüchen strotzte). Und wenn der eigentlich als Beschützer in die Vergangenheit geschickte Kyle Reese in Sarah Connor zunächst ein hilfloses Opfer erwartet (ebenso wie das Publikum, immerhin kennt es die Geschichte bereits aus Teil 1), dann allerdings auf eine gestählte Kampfamazone trifft, die zunächst einmal ihm die Haut rettet, dann scheucht einem das schon ein Schmunzeln auf die Lippen, ist es doch zugleich auch ein wunderbarer Rapport über das deutlich veränderte Frauenbild im Actionkino von den 80er Jahren bis ins neue Jahrtausend.
Völlig geistlos ist das Konzept also bei Weitem nicht. Ungelenk zwischen die Stühle setzte man sich damit trotzdem. Denn anders als beispielsweise die zeitnah entstandenen Wiedergeburten "Mad Max - Fury Road" oder "Jurassic World", denen es gelang, sowohl als verspätete Fortsetzung, als auch als Erstkontakt für jüngere Generationen zu funktionieren, ist "Terminator - Genisys" ein heilloses Durcheinander, das Neueinsteiger so sehr verwirrt wie es Fans der ersten Stunde verärgert, werden die Ursprünge der Saga doch überwiegend mit Füßen getreten. Dabei sind gute Ansätze genügend vorhanden und gerade zu Beginn auch viele Momente sehr gelungen. Die anfängliche Schlacht Fleisch gegen Stahl ist angenehm brachial, die Optik sehnervkitzelnd, der Sound betäubend schön. Die Überleitung zur etablierten "Terminator"-Thematik, die Wiederholung und Wiedererkennung bekannter Bilder und Begebenheiten und die zunächst noch ansprechend erscheinende Modifikation vertrauter Elemente können durchaus gefallen. Doch dann verzettelten sich die Autoren dermaßen in ihrem wilden Wust aus Paralleluniversen, abweichenden Zeitrechnungen und multiplen Realitäten, dass man bald jeden Versuch, in ihm doch noch so etwas Ähnliches wie Nachvollziehbarkeit zu entdecken, erschöpft aufgibt. Dabei hätte das Ganze mit einem etwas aufgeräumteren Skript und ein wenig mehr Feinjustierung durchaus funktioniert. Doch anstatt die vorhandenen Möglichkeiten philosophischer Gedankenspiele zu nutzen, hetzt man atemlos von Schauplatz zu Schauplatz und entfesselt dabei einen Sturm aus Action und Effekten, der zwar kompetent in Szene gesetzt wurde, jedoch sinnlos verpufft, da eine klare Linie schlichtweg nicht erkennbar ist.
Die zwischenzeitlichen Ruhepausen gerieten hingegen entsetzlich verlabert und nerven mit halbgaren Erklärungsversuchen, die zwar Gewitztheit vorgaukeln, tatsächlich jedoch lachhaft banal bleiben. So ist man dann auch für jeden neuen Krawallmoment dankbar, obwohl auch diese keine Ausgeburt an Einfallsreichtum darstellen und bis zum Finale kaum variiert wurden: Obwohl die Protagonisten bereits beim ersten Mal feststellen, dass stupides Dauerfeuer die aus Flüssigmetall bestehenden Roboter-Gegner nicht aufhalten kann, fällt ihnen trotzdem nichts Besseres ein, als auch bei jedem weiteren Angriff einfach nur stur draufzuhalten und die Munition aus allen verfügbaren Rohren zu rotzen. Der Terminator selbst verkommt nach der eiskalten Mordmaschine des Jahres 1984 und dem kuscheligen Kinderfreund des Jahres 1991 hier nun endgültig zum schrulligen Onkel, zu einer Art Vater-Ersatz für Sarah Connor, die ihn liebevoll 'Pops' nennt, und klopft dazu einen ganzen Strauss bemüht lustiger Sprüche, die nur durch die nach wie vor charmante Darbietung Arnold Schwarzeneggers nicht völlig der Peinlichkeit anheim fallen. Die ständige Beteuerung, dass er zwar alt sei, aber nicht nutzlos, wird in dem Zusammenhang reichlich überstrapaziert. Und dass der zur Sympathiefigur umprogrammierte Titelheld in einer Szene einen Tanklaster zur Explosion bringt, um seine Gegner aufzuhalten, ist innerhalb des Gesamtkonzepts schon ein ziemlicher Patzer. Der Härtegrad wurde insgesamt zwar deutlich heruntergefahren und die sichtbare Gewalt richtet sich fast ausschließlich nur noch gegen Maschinen, dennoch bietet auch "Genisys" ein paar saftige Horrorszenarien und recht splatterige Augenblicke. Dass die Bedrohung für die Menschheit nun kein Produkt von Aufrüstung und Waffenfanatismus mehr ist, sondern stattdessen das von weltweiter Vernetzung, ist einer der besseren Einfälle und eine ebenso konsequente wie logische Weiterentwicklung des Ursprungsgedanken, welche die Paranoiaängste einer ganz neuen Generation aufgreift und sinnvoll ins "Terminator"-Universum integriert. Letztendlich jedoch vertut "Genisys" seine Chance, der festgefahrenen Fabel neues Leben einzuhauchen. Imposanter Action, nettem Leitmotiv und einigen hübschen Referenzen stehen inhaltliches Chaos, hanebüchene Erklärungen und durchschnittliches Schauspiel gegenüber. Dass man sich trotzdem ziemlich selbstbewusst aus dem Fenster lehnt, macht die Sache nicht unbedingt besser. Er sei nun ein „Upgrade“ behauptet der mittlerweile extrem großväterlich wirkende Terminator am Ende. Das mag stimmen. Aber ein Upgrade ist nicht immer automatisch auch gelungen. "Genisys" mag nicht alt sein. Aber nutzlos.
gesehen von Boris Bertram
James Cameron, der Schöpfer von den gigantischen ersten beiden Filmen, hat den neuen Terminator-Film gelobt. Für ihn ist es sogar inoffiziell der dritte Film der Reihe. Damit gibt der er unmissverständlich zu verstehen, dass Teil Drei und Vier dem „Terminator-Universum“ unwürdig sind. Viele Fans haben sich über diese Aussage gefreut, leider entpuppte sich der Lob als ein überaus toleranter und „gutgemeinter Rat“. Dieser Film hat zwar die letzten beiden „Katastrophen“ um Längen übertroffen, aber den wahren Fans wird es auch diesmal nicht genügen. Die typische „Coolness“ und der geordnete Erzählstrang sind einfach nicht da, alles passiert viel zu schnell. Das Fehlen der Regieführung des Meisters ist in jeder Minute des zweistündigen Blockbusters zu spüren. Es heißt, der Teufel steckt im Detail und somit war allein schon die Rollenbesetzung völlig daneben. Wenn man sich mit der Terminator-Materie beschäftigt hat und eventuell sogar die Interviews mit James Cameron zum Terminator 1 und 2 schon mal angeschaut hat, weiß man, dass er nichts dem Zufall überlassen würde. Im Klartext würde er niemals einen muskelbepackten Schauspieler für die Rolle von Kyle Reese nehmen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Es gibt im Krieg gegen die Maschinen nur sehr wenig Nahrung. Die Menschheit kämpft ums Überleben und nur der ohnehin beschränkt wirkende Kyle Reese sieht so aus, als ob er in einem Fitnessstudio wohnt. Dafür könnte aber die neue Sarah Connor ein paar Monate Krafttraining vertragen. Es ist total unverständlich, warum so eine Kriegerin wie Sarah, welche praktisch jeden Tag in der Einsatzbereitschaft lebt, trotzdem „Babyspeck“ an den Armen, Wangen und vor allem an den Hüften kiloweise trägt! Ab und zu meint man, sie bleibt gleich in irgendeiner Tür mit dem Hinterteil stecken. Nicht mal Arnold macht es diesmal richtig. Der Beschützer-Terminator wirkt so zahm wie noch nie. Die typische Bedrohlichkeit, die man sogar im "Terminator 2" gespürt hat, ist im ersten Film der neuen Terminator-Trilogie in eine putzige Vaterfigur übergegangen. Auch Arnold Schwarzenegger braucht die Regieanweisungen, damit er sich wie Camerons T-800 und nicht wie ein alter, schwerer und müder Mann bewegt. An der relativ komplizierten Geschichte wird es nur „angekratzt“, man hat das Gefühl, dass der neue Regisseur nicht genug in die Tiefe geht, so dass dem Zuschauer ein paar offene Fragen bleiben. Alles passiert viel zu schnell und viele Sachen sogar für das Science-Fiction-Genre viel zu ungenau. James Cameron hat einmal gesagt: „Je fantastischer die Geschichte, desto realistischer muss sie erzählt werden.“ Anscheinend versteht nur der "Vater" des Terminators, wie man diese Story und die Charaktere realistisch rüberbringt. Fazit: Mit dem „Terminator Genisys“ ist Alan Taylor ein effektvoller Actionfilm gelungen. Leider helfen die besten VFX und CGI-Effekte wenig, wenn die Story sparsam und ohne Herzblut erzählt wird.
gesehen von Erik Hartmann
Tetro
Daten |
Tetro 2009, 127 Min REGIE: F.F. Coppola
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Regie: F.F. Coppola
Hauptprotagonist "Tetro" (genial: Vincent Gallo), der vor Jahren seinem herrschsüchtigen Vater ( Klaus Maria Brandauer) entflohen und den Kontakt zur Familie ausnahmslos abgebrochen hat, wird von seinem 10 Jahre jüngeren Bruder "Bennie" (Alden Ehrenreich) aufgesucht und gegen seinen Willen mit der Vergangenheit konfrontiert, welche für Bennie selbst undurchsichtig ist und erst am Ende des Films aufgelöst wird.
Von F. Coppola selbst geschrieben (!), lässt sich "Tetro" in der filmischen Umsetzung wie eine Partitur lesen. Selbst ein ungeschultes Auge wird bewusst durch diese durchstrukturierte Komposition gelenkt. Zwischen wiederkehrenden, symbolträchtigen Motiven wie dem Spiegel lassen sich zahlreiche interpretative Stränge zu dem Familiendrama spinnen, welches sich erst nach und nach entwirrt.
Mit bewusstem Einsatz von Farbe, Licht und Kameraperspektiven bleibt in "Tetro" aber auch wirklich nichts dem Zufall überlassen, so dass man sich von den vor Ästhetik strotzenden Bildern geradezu gefangen fühlt. Ist der Geschichte das erste Drittel des Films noch linear zu folgen, beschleichen den Zuschauer im weiteren Verlauf des Öfteren eine leicht beklemmende "Mulholland Drive- Atmosphäre". In Form von Balletteinlagen werden Erinnerungsstücke Tetros visualisiert, welche in krassem Kontrast zur Gegenwart stehen. Dennoch schafft es Coppola die Erzählstränge wieder so aufzunehmen, dass es dem Zuschauer doch möglich bleibt Gegenwart-Erinnerungsfragmente und Interpretationspotentielle Einlagen auseinander zu halten bzw. als Verbindungselemente zu würdigen, welche eine doch sehr schnell erzählte Geschichte zu einem zweistündigen, bildhaften Erlebnis machen. Zum Ende hin wird "Tetro" etwas langatmig, was enorm an dem ohnehin nicht wirklich vorhandenen Spannungsbogen zehrt. Allein wegen der vielen Stilmittel, eine Menge analysierungswürdigem Material, -aber auch oder vielleicht gerade für "Hobby"- Cineasten eine Schulung für das Auge, welches der künstlerischen Filmsprechweise Coppolas in einer positiven Art und Weise "ausgesetzt" wird.
Alica Lathe