Hellboy II - Die Goldene Armee
Daten |
Hellboy II - Die Goldene Armee 120 Min., Fantasyfilm, USA 2008 REGIE: Guillermo del Toro DARSTELLER: Ron Perlman, Selma Blair, Doug Jones, Luke Gross, Anna Walton |
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Regie: Guillermo del Toro
Kinostart: 16. Oktober
Menschen erfüllen im neuen „Hellboy"-Film vier Aufgaben: 1. – Sie spielen den inkompetenten und letzten Endes auch moralisch unmenschlichen Chef, der einzig Befehlen und Regeln gehorcht. 2 – Sie sind die breite ungebildete Masse, die Hellboy (logisch ebenso nachvollziehbar wie in „Batman") beschimpft, obwohl er sie andauernd vor der Vernichtung bewahrt. 3. Es gibt auch einige Menschen, die man ihrem Aussehen nach für kompetenter erachten und sogar in der Lage halten könnte, es mit dem einen oder anderen Fabelwesen aufzunehmen: Dies sind die Agenten in ihren korrekten und dunklen Anzügen, die den Haupthelden zu Beginn des Films noch begleiten und die die Aufgabe erfüllen, von irgendwelchen Kreaturen sofort aufgefressen zu werden. Fazit: Ernstnehmen kann man nur die magisch begabten oder mit irgendwelchen Superkräften versehenen Wesen, die es letztendlich sind, die unfähige Menschheit zu beschützen. Aber nein, es gibt ja noch Punkt Nummer 4: Einst, vor langer, langer Zeit, gab es einmal einen Krieg zwischen Elfen, Trollen und Kobolden auf der einen Seite und Menschen auf der anderen. Die Menschen waren drauf und dran, diesen Krieg zu gewinnen, da erklärte sich ein mächtiger Schmied der Kobolde bereit, den Elfen eine mechanische, unbesiegbare Armee zu erschaffen. Der König der Elfen willigte ein und somit machte sich der Kobold an die Arbeit. 70 mal 70 Krieger erschuf er, und mit diesen gelang es den Elfen, die Menschen aufzuhalten. Doch die Grausamkeit und Gnadenlosigkeit der „Goldenen Armee" erschrak den Elfenkönig so sehr, dass er beschloss, diese nie mehr zu rufen. Und dann schlossen Elfen und Menschen Frieden.
Diese kurze Geschichte wird fast zu Beginn des Films erzählt, in computeranimierten, jedoch an ein grimmiges Holzpuppenspiel erinnernden Bildern. Diese sind wirklich sehenswert und bilden den kreativen und gestalterischen Höhepunkt des ganzen Films. An diese kann der folgende Film nicht nur in den genannten Aspekten nicht mehr anschließen, sondern auch logisch findet er in einer Hinsicht keinen rechten Anschluß. Denn es bleibt sehr, sehr rätselhaft, was das denn einmal für eine Menschheit gewesen war, die ganz alleine, ohne jede Magie, ein Heer von Fabelwesen bezwang und nun, einige Tausend oder wer weiß wie viele Jahre später einzig durch die genannten Punkte 1-3 auffällt.
Doch egal, ist ja schon klar, ein Film wie „Hellboy" braucht keine Logik, und schon gar keine, die gar mehrere Jahrtausende übersteht. Immerhin tauchen jede Viertelstunde immer größere und mächtigere Gegner auf, gegen die Hellboy eigentlich keine Chance hat, die er aber immer wieder besiegt, oder die seine Gefährten besiegen. Zum Beispiel die Zahnfeen. Dies sind kleine, gemein aussehende Wesen, die dem Zuschauer in jenem Teil des Films begegnen, in dem die erwähnten Agenten noch leben. Zusammen mit Hellboy und seinen magisch begabten Gefährten treffen sie in einem Haus auf Hunderte dieser hungrigen Wesen, die sich auch sofort auf den ersten der Agenten stürzen, intelligenterweise konsequent zwischen Haupt- und Nebendarstellern unterscheidend. Der Agent verschwindet innerhalb von Sekunden unter einem Berg von Zahnfeen und wird aufgefressen. Hellboy und seine Gefährten aber, obwohl unmittelbar neben ihrem Kollegen stehend, werden trotz Myriaden von weiteren durch den Raum flatternden Zahnfeen nur von höchstens jeweils fünf oder sechs von ihnen zur gleichen Zeit bedrängt. Dieser Zustand hält so lange an, bis auch der zweite Agent verspeist ist und dem Zuschauer klar ist, dass es Hellboy hier mit einem wahrhaft gefährlichen Gegner zu tun hat. Doch schließlich hat er ja eine Freundin, die viel Feuer erzeugen kann und mit dessen Hilfe werden die der Handlung des Films so treuen Zahnfeen dann ohne Umstände vernichtet.
Der nächste Gegner Hellboys ist eine Art riesiger Troll, mit dem es einen erbitterten Kampf gibt, den Hellboy, obwohl kleiner und weniger massig und auch nicht unbedingt intelligenter als sein Gegner, natürlich gewinnt. Unnötig zu erwähnen, dass Hellboy nicht eine winzige Schramme aus dem Kampf davonträgt, obwohl er andauernd durch die Luft gewirbelt und gegen irgendwelche Steinwände geschmettert wird sowie die massive Eisenfaust des Trolls ins Gesicht geschlagen bekommt. Irgendwie beginnt der Film ab diesem Zeitpunkt immer langweiliger zu werden.
Nach dem Troll folgt schließlich ein Kampf gegen einen gewaltigen Waldgott, der größer ist als ein Hochhaus, der aber natürlich den mindestens 2 Meter großen Hellboy nicht besiegen kann. Umgedreht ist es selbstverständlich anders, denn der Waldgott besitzt ähnlich wie der Todesplanet in Star Wars eine verletzliche Stelle: Seinen Kopf. In diesen muß Hellboy nur hereinschießen und dann stirbt der Waldgott.
Letztendlich folgt der Hauptgegner, wohlgemerkt der erste Kampf mit jenem, den natürlich nicht Hellboy gewinnt. Er wird von einem verbitterten Elfenprinzen, der die „Goldene Armee" zurückrufen möchte, so sehr (selbstverständlich war da auch ein bisschen Hinterhältigkeit seitens des Elfen dabei) verletzt, dass er droht zu sterben. Nun bleibt Hellboys Gefährten nichts weiter übrig, als die Forderung des Elfen zu erfüllen, ihm denjenigen Teil einer zerbrochenen Krone zu übergeben, der ihm noch fehlt, um den Befehl über die Goldene Armee zu übernehmen und die Menschheit zu vernichten. Natürlich kommt es jedoch zu einem letzten Kampf zwischen dem zwischenzeitlich wieder genesenen Hellboy und dem Elfenprinzen, den plötzlich Hellboy gewinnt. Warum? Weil er der Hauptheld ist, gegen den ein jahrtausendelang in der Kampfkunst geschulter kriegerisch veranlagter Elf, der Hellboy im ersten Kampf noch ordentlich verdroschen hat, im letzten Kampf, dann, wenn es nämlich drauf ankommt, keine Chance mehr hat. Nicht einmal mehr eine Schramme kann er ihm dann mehr zufügen.
Und das ist also nun Phantasie? Nein, das ist nur die übliche, lieblos erzählte Geschichte. Phantasie besitzt der Film dennoch, wenn auch nicht auf erzählerischer Ebene. Die Animationen und Masken sind dem Budget und der Eigenart del Toros entsprechend kreativ und ansehnlich gestaltet. Einige Dinge sind mit sehr viel Detailliebe in Szene gesetzt worden, etwa die Spitze des Elfenspeers, die in einer Szene schimmert wie bläuliches Wasser, in dem kleinere Eisstücke gefangen sind. Oder das Wappen der Elfen, welches einem breiten Laubbaum gleicht, dessen Zweige wie Flammen in die Höhe streben. Leider sieht man viele dieser Kleinigkeiten oft nur sehr kurz. Überhäuft wird man dagegen mit Zauberwesen aller Art. Der Waldgott erinnert ein wenig an den Film „Prinzessin Mononoke", sein Kopf (den Hellboy dann zerschießt) sieht aus wie zwei durchsichtige Blütenblätter, die sich um ein leuchtendes Keimkorn schließen. In Szenen wie diesen beweist del Toro ein Gespür für etwas, dass man beinahe gestalterische Poesie nennen könnte, doch immer wieder vermischt sich dies mit einer Art von düsterer, von Hässlichkeit geprägter Vorstellungskraft, was letzten Endes ein sonderbares Gemisch erzeugt. Ein Beispiel hierfür sind vor allem die Elfen, Prinz Nuada und seine Schwester, deren bleiche Gesichter narbenähnliche Striche tragen, so dass sie beide ein bisschen wie der zusammengeflickte Frankenstein aussehen. Warum dies so ist? Dies wird ebenso wenig erklärt wie die Tatsache, dass die Elfen anstatt in abgelegenen Wäldern (wie im Rückblick zu Beginn des Films geschildert) irgendwo unter der Stadt wohnen. Letzten Endes bleibt aber nicht nur die Enttäuschung, wieder einmal einer derart unsinnigen Geschichte gefolgt zu sein, sondern auch die Freude an der Vielfalt und Unerschöpflichkeit der Phantasie, nicht ausschließlich, aber vor allem angeregt durch die Art und die überraschende Darstellung eines kurzen, nur einige Minuten langen Films im Film, in dem die Figuren wie kleine Holzpuppen aussehen.
Gesehen von Paul Mittelsdorf