Kike Like Me
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Regie: Jamie Kastner
Are you Jewish? Diese so oft gehörte Frage, veranlasste den Kanadier Jamie Kastner zu seinem Film „Kike Like Me". Bei einer Reise durch verschieden Städte und Länder beschäftigt er sich mit dem Thema Judentum. Was bedeutet es in der heutigen Zeit der jüdischen Religion anzugehören?
In New York bekommt Kastner eine Schnell Bar-Mitzwah verpasst. Jüdische Souvernirartikel werden in allen Varianten angeboten. Amüsiert lässt der Regisseur einen singenden Rabbi aus Plastik tanzen.
Amsterdamer Fans des Fußballclubs Ajax nennen sich Juden. Stolz wählen sie diese Bezeichnung und tragen sechseckige Sterne um den Hals. Ursprünglich wurden die Ajax-Anhänger von gegnerischen Fußballfans als Juden beschimpft. Mittlerweile ist der Name legendär.
Was halten die Bewohner einer offenbar ruhigen Pariser Vorstadt von ihren jüdischen Nachbarn? Mit seinen Fragen provoziert Kastner beinahe eine öffentliche Schlägerei. Das friedliche Beisammenleben steht wohl auf wackeligen Beinen.
Lea Rosh, die sogenannten „Domina" des Holocaust-Mahnmals in Berlin, ist selbst ernannte Jüdin und Hüterin der Gedenkstätte. Ganz in pink berichtet die prominente Berlinerin über umstrittene Aktionen bezüglich des Baus des Mahnmals.
Und in Krakau findet man jüdische Restaurants von nicht-jüdischen Besitzern. Berstellt der Gast eine traditionellen Nachspeise, bekommt er Eis mit Sahne serviert. Auch die Klezmer Musiker haben keine jüdische Abstammung.
Als Abschluss seiner Reise besucht Kastner Auschwitz. Dort testet er die Qualität der örtlichen Hot Dogs, mokiert sich über die Trockenheit des Brötchen, bevor er die Tore des ehemaligen Konzentrationslagers durchschreitet. Scheinbar emotionslos kommentiert er seinen Gang durch die Gedenkstätte. Dem Kinobesucher bleibt oftmals das Lachen im Hals stecken, in Deutschland ist diese Art von Vergangenheitsbewältigung ungewohnt. Inwieweit ist das frühere Vernichtungslager mittlerweile kommerzialisiert und eine touristische Attraktion?
Auf humorvoll-sarkastische Art und Weise zeigt Kastner dem Publikum, wo das Judentum in unserer heutigen Gesellschaft noch eine Rolle spielt. Der amerikanische Rechtsaußen Pat Buchanan setzt den Regisseur vor die Türe, als dieser ihn auf antisemitistische Äußerungen anspricht. Kastner trifft Judenfreunde und Judenhasser, besucht jene, die aus dem Glauben Profit schlagen und unterhält sich mit streng Religiösen.
Obwohl vielleicht nicht alle Äußerungen des Regisseurs politische korrekt sind, schafft es der Film aus ungewohnter Perspektive das Thema Judentum zu behandeln. Dem Kanadier gelingt es, den Zuschauer schmunzeln zu lassen. Ein deutscher Regisseur würde wohl aus historischen Gründen das Thema Judentum von einem anderen Standpunkt aus beleuchten. Und vielleicht ist es genau diese so ungewohnte Sichtweise eines heiklen Themas, das den Reiz dieses Filmes ausmacht. Unverblümt treibt der Regisseur seine „Opfer" in die Enge.
Die Frage, die als Initialzündung für den Film dient, ob Jamie Kastner nun selbst Jude ist, verrät er dem Zuschauer allerdings nicht.
Gesehen von Eva Leiblein