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Kleine Schwester

 

Kleine Schwester

 

Regie: Sabine Derflinger

Die Filmfest-Reihe deutscher Fernsehfilme soll Werke zeigen, die sich deutlich abheben aus dem zunehmend belangloser  werdenden Brei des heimischen Fernsehschaffens. Soll die wenigen Glanzlichter hervorheben, die einen anderen Atem haben, die aus der Bildröhre hinaustreten können.

Unter Sabine Derflingers Regie spielen Maria Simon (als "Kathrin") und Esther Zimmering (als "Romy") Halbgeschwister mit gegensätzlichen Weltbildern, die an der Deutsch-Tschechischen Grenze aufgewachsen sind. Kathrin ist ehrgeizige BGS-Beamtin, Romy eher planlos und mit einem Neonazi verbandelt.

Kathrins Freund Ulf (Benno Fürmann), ihr Vorgesetzter auf der Dienststelle, der sie heiraten will, stammt aus dem Westen und will möglichst schnell weg aus dem Grenzgebiet. Romy führt eine Begegnung zwischen Kathrin und ihrem lange nicht gesehenen Vater (Michael Gwisdek) herbei, mischt sich zunehmend in Kathrins Leben ein.

Wie die meisten ordentlichen Fernsehspiele arbeitet der Film wie ein Lego-Baukasten, man kennt seine Bausteine, wechselt die weißen freundlichen mit den roten dynamischeren und den schwarzen, ernsten Steinchen ab und setzt an den Schluss noch einen versöhnlichen Stein, einen durchsichtigen, so wie die Dramaturgie selbst. Und damit das Gebäude trotz wiederholter Nähe zum Klischee nicht einstürzt, wird es durch solides Kamera-Handwerk (Bernhard Pötscher) und die Autorität der aufwändig durchkomponierten Musik (Ulrich Reuter) abgesichert.

Tatsächlich sind die Bilder, dafür dass mit Digi-Beta gedreht wurde, absolut filmisch und Leinwand-tauglich, sie retten, wie auch das glaubwürdige Spiel von Esther Zimmering und der sensible Ton über so manche dünne Szene hinweg. Maria Simon schafft es trotz starker Momente, nicht durchgehend, die von Buch und Regie vorgegebenen Muster zu überwinden und Benno Fürmann spielt Benno Fürmann.

Trotz mancher Schwächen, das Fernsehspiel ist handwerklich ordentlich gemacht. Dass "Kleine Schwester" aus dem Angebot an Fernsehware herausragt, liegt weniger an der Story und ihrer Umsetzung, als an dem Niveau des übrigen  Fernsehschaffens. Vieles wird behauptet und nicht fühlbar, ernste Gesichter bedeuten nicht automatisch inhaltliche Tiefe. Der Film bleibt über weite Strecken dort, wo auch die Protagonisten ihre Arbeitsstelle haben,- im Grenzgebiet. Die Grundidee hätte weitaus mehr erlaubt.

Der Produzent des Films (Christian Granderath für Colonia Media) erhielt für "Kleine Schwester" auf dem Münchner Filmfest den VFF TV-Movie Award.

 

Gesehen von Mathias Allary

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