Berlinale 2003
Auf dem Festival
Was machen die Fachbesucher aus der Filmbranche eigentlich auf den großen Filmfestivals? Filme anschauen? Dies bleibt den Kritikern und den Einkäufern vorbehalten, die übrigen Fachbesucher schwirren rastlos herum. Grund genug, am Beispiel der Berliner Filmfestspiele, dem deutschen A-Filmfestival, einmal genauer hinzuschauen.
Am Anfang steht die Anmeldung
Nichts geht ohne Akkreditierung. Natürlich, man kann sich in Berlin an den Ticketschaltern am Potsdamer Platz in die Schlangen einreihen und Karten für die Vorführungen, soweit vorhanden, erstehen. Damit verschafft man sich Zutritt zu einer recht angenehmen Art des Festivalbesuchs, hat aber kaum eine Chance, etwas für die eigenen Projekte zu tun.
Hier und da gibt es ein paar Absperrungen, um den VIPs, den berühmten Schauspielern, Produzenten oder Regisseuren ein wenig Abstand zu verschaffen. Diese sind meist in den Luxushotels rund um den Berlinale-Palast untergebracht.
Worum geht es?
Wenn man also nicht gerade Filmkritiker ist, werden andere Bestandteile des Festivals wichtiger sein. Zum Beispiel der Internationale Filmmarkt. Dieser befindet sich im Debis-Hochhaus. Für die Teilnahme benötigt man eine Akkreditierung, eine Registrierung als professionelles Mitglied der Filmindustrie. Diese bekommt man in der Regel über die verschiedenen Berufsverbände, von Spio, Bufi, Regieverband, Drehbuchverband etc. Diese versenden an ihre Mitglieder auf Anfrage Anmeldebögen, die man dann selbst ausfüllt und mit einem Passfoto versehen zurücksendet. Die Verbände sammeln diese und leiten sie mit entsprechendem Verbandsstempel an die Festivalorganisation weiter.
Wenn das Festival beginnt, kann man sich an den für die betreffenden Organisationen vorgesehenen Schaltern seinen Ausweis gegen eine Gebühr (40 Euro) abholen. Zusätzlich erhält man, je nach Art der Akkreditierung auch einen Festivalkatalog und eine Teilnehmerliste. Letztere ist sehr hilfreich, um zu sehen, wer überhaupt in Berlin anwesend ist. Der Ausweis kann dann mit Clip oder an einem Umhängeband getragen werden, oder auch jeweils nur beim Eintritt in den Marktbereich vorgezeigt werden. An speziellen Schaltern kann man mithilfe der Ausweise auch kostenlose Eintrittskarten für Festivalfilme bekommen.
Der internationale Filmmarkt
Im Filmmarkt finden sich Stände der wichtigsten europäischen aber auch einiger asiatischer Filmnationen sowie Kanada und präsentieren ihre neusten Produkte. Auch unabhängige Filmvertriebe oder die Fernsehanstalten haben dort Stände. Daneben gibt es eine unglücklicherweise etwas separierte deutsche Marktstraße, den German Boulevard, auf den sich internationale Gäste eher selten verlaufen. Dort präsentieren sich neben den Filmexporteuren (Sales Agents) auch Industrieunternehmen aus der deutschen Filmbranche.
Die Stände sind unterschiedlich strukturiert. Manche bestehen nur aus einem Tisch, einem Videospieler samt Bildschirm und einigen Plakaten, andere verfügen auch über weitere Tische und Stühle für Besprechungen.
Da die Gebühren für die Stände nach ihrer Größe berechnet werden, kann man sich vorstellen, dass sich nur größere Firmen oder Organisationen großzügigere Stände leisten können. An den Ständen gibt es häufig Publikationen zum Mitnehmen, in denen Sie einen Überblick etwa über die Filmindustrie des am Stand vertretenen Landes bekommen. Wenn Sie internationale Koproduktionen planen, sind die darin enthaltenen Adressen sehr hilfreich.
Kontakte
Zwischen all den Ständen gibt es auch ein paar Cafés, in denen man sich für Besprechungen treffen kann. Aber auch außerhalb des Filmmarktes haben sich in unmittelbarer Nachbarschaft Firmen der Filmindustrie in Coffee-Shops oder Restaurants eingemietet und laden dort zu freien Getränken und produktiven Gesprächen ein.
Die meisten haben einen ziemlich engen Terminkalender während der Filmfestspiele. Deshalb ist es ratsam, mit Personen, zu denen man schon Kontakt hatte und die man treffen möchte, bereits Wochen vor dem Festival Termine auszumachen. Wenn man das versäumt hat, gibt es noch die Möglichkeit, an den Ständen (z. B. ZDF oder ARD) Nachrichten zu hinterlassen und um Kontaktaufnahme auf seiner Mobilnummer zu bitten.
Der Austausch zwischen jungem Filmnachwuchs und erfahrenen Profis wird über den Berlinale Talent Campus ermöglicht. Junge Regisseure, Produzenten, Drehbuchautoren, oder Schauspieler erhalten hier nicht nur brachenwichtige Informationen, es wird ihnen auch die Basis geschaffen, wichtige Kontakte für das spätere Berufsleben zu knüpfen. Der Berlinale-Campus unter dem Motto „You always remember the first time“ findet dieses Jahr vom 10. bis 14. Februar im Haus der Kulturen der Welt statt.
Partys und Empfänge
Unabhängig von einer Akkreditierung gibt es auch diverse Empfänge von Firmen und Organisationen. So laden die Kanadier, die Briten, die Franzosen, die Italiener, die Deutschen und viele andere Exportorganisationen zu „Receptions“-Empfängen ein, vorzugsweise an illustren Plätzen. Im Tempodrom, einer Art Zirkus, im Musik-Instrumenten-Museum, in die Kunsthalle, in Theaterfoyers, ins rote Rathaus, in Ländervertretungen, an zahllose Veranstaltungsorte die mehr aber auch weniger nah um den Potsdamer Platz herum angesiedelt sind.
Die Empfänge laufen alle relativ ähnlich ab. Die einladende Organisation begrüßt die Gäste, hebt vielleicht die filmischen Leistungen hervor und eröffnet dann das Büfett. Und dann ergeben sich Gelegenheiten, etwas ungezwungener mit Kollegen aus der Branche, mit Vertretern der Förderungen oder der Fernsehanstalten sprechen zu können. Dabei ist es unangebracht, die Gunst der Stunde zu nutzen und sein Projekt in aller Breite vorzutragen. Wichtiger ist, dass Ihr Gegenüber Sie ein wenig kennenlernt und später, wenn Sie ihr Drehbuch zusenden, dieses Projekt bereits mit einer Person, einem Gesicht, verbinden kann. Die menschliche Komponente ist sehr wichtig bei der Beurteilung von Projekten.
Deshalb ist das Anschauen von Filmen für Fachbesucher eines Festivals häufig ein seltener Luxus.
Wettbewerbsbeiträge 2003
FILMTITEL
|
LAND | REGISSEUR | HAUPTDARSTELLER |
Der alte Affe Angst | D | Oskar Roehler | Marie Bäumer und Vadim Glowna |
Good Bye, Lenin! | D | Wolfgang Becker | Daniel Brühl und Katrin Saß |
Lichter | D | Hans-Christian Schmid | Herbert Knaup und August Diehl |
The Hours | USA | Stephen Daldry | Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman |
Solaris | USA | Steven Soderbergh | George Clooney |
Confessions of a Dangerous Mind | USA | George Clooney | George Clooney, Julia Roberts und Drew Barrymore |
The 25th Hour | USA | Spike Lee | Edward Norton |
Adaptation | USA | Spike Jonze | Nicolas Cage und Meryl Streep |
The Life of David Gale | USA/GB | Alan Parker | Kevin Spacey und Kate Winslet |
In this world | GB | Michael Winterbottom | |
La Fleur du mal | F | Claude Chabrol | |
Son Frère | F | Patrice Chéreau | |
Petites Coupures | F | Pascal Bonitzer | Daniel Auteuil und Kristin Scott Thomas |
Ying Xiong | China | Zhang Yimou | Maggie Cheung Man Yuk |
Mang Jing | China | Li Yang | |
Io non ho paura | I | Gabriele Salvatores | |
Rezervni Deli | Slo | Damjan Kozole | |
Madame Brouette | Sen | Moussa Sene Absa | |
Tasogare Seibei | Japan | Yoji Yamada | |
My Life Without Me | E/Can | Isabel Coixet | |
Ja zuster, nee zuster | NL | Pieter Kramer | |
Alexandras Project | Aus | Rolf de Heer |