Analoge Schrägspur
Ende der 60er Jahre wurden sogenannte Schrägspurverfahren eingeführt, sie arbeiten mit einem anderen Winkel als bei Ampex Quadroplex (90 Grad).
Während die Bandführung der Querspurverfahren durch eine spezielle Bandwölbung und das Erzeugen eines Vakuums, sehr aufwändig war, konnte man Rekorder mit Schrägspuraufnahme deutlich günstiger herstellen. Die Kopftrommel drehte sich nicht mehr vertikal, sondern horizontal.
Hier wurde (Helical scan) das Band über eine bestimmte Länge um einen Zylinder gewickelt, in dem die Videoköpfe drehend untergebracht waren. Speziell diese Bandführung schien es in den ersten Jahren undenkbar erscheinen, so etwas mit Kassetten zu verwirklichen.
Auf der Kopftrommel (auch: Kopfrad) von Videogeräten befinden sich die rotierenden Videoköpfe. Meistens dreht sich nur der obere Teil der Kopftrommel, manchmal auch nur eine schmale Kopfscheibe innerhalb der Kopftrommel.
Die Köpfe schauen dann nur um wenige ym (30-60) aus dem Spalt heraus. Es wurden Systeme mit 350 Grad und 180 Grad Umschlingung entwickelt, wobei sich die mit 180 Grad zuletzt eindeutig wegen des geringeren Bandzuges und der einfacheren Mechanik im Rekorder durchgesetzt haben.
Bandführung und Schachzüge
Die ersten Systeme in den 60er Jahren arbeiteten mit Ringen, die das Band um den Kopf führten. Sony hatte auch Versuche unternommen, mit Hilfe von sich bewegenden Führungshebeln das Band um den Kopf zu schlingen, ließ diese Idee wegen technischer Probleme aber 1966 wieder fallen.
Interessanterweise kaufte daraufhin JVC dieses Patent und baute es später erfolgreich in ihr erstes "Video Home System" (VHS) ein. Dieses auch heute noch am weitesten verbreitete Heim-Video Format arbeitet mit einer 180 Grad Umschlingung.
Durch die schräge Stellung der Köpfe zum Band entstehen schräge Spuren auf dem Band. Jede Spur entspricht einem Halbbild.
Weitere Spuren
Selbstverständlich ist eine genaue Abstimmung von Kopfumdrehungen und dem Bandtransport erforderlich, damit die aufgezeichneten Spuren auch sauber wieder ausgelesen werden können.
Dazu zeichnet der Rekorder zusätzlich eine sogenannte CTL-Spur auf für das Tracking, die Spurlage. Diese wird übrigens nicht schräg, sondern mit einem Tonkopf, ähnlich einem Kassettenrekorder oder Tonbandgerät, längs aufgenommen.
Die Informationen auf der Trackingspur halten die Spurlage bei der Aufzeichnung fest und steuern den Capstan-Motor präzise nach.
Weitere Längsspuren auf dem oberen Rand des Bandes sind für Stereoton (2 Spuren) sowie für Timecode reserviert. Diese haben übrigens wegen ihrer Position im Bandführungsweg einen zeitlichen Versatz gegenüber dem Bild, ähnlich wie es auch beim Filmton (Licht- und Magnettonspuren) der Fall ist.
Je nach Ausstattung und System finden sich gleichzeitig mehrere Köpfe für Aufzeichnung, Wiedergabe und für das Löschen von Videoinformationen. Rotierende Löschköpfe erlauben bildgenaue Insert- und Assemble- Schnitte. Manche Videoformate haben zusätzlich auch Köpfe für Sync-Signale oder Audio-Signale.
Übersicht der analogen Aufzeichnungsarten
Unabhängig von der genauen Winkelstellung der Köpfe und der Bandgeschwindigkeit unterscheiden wir, was die aufgezeichneten Signale angeht, verschiedene analoge Grundprinzipien:
Das älteste Verfahren ist die Aufzeichnung des vollständigen FBAS-Signals (Composite Video). Weil von der Norm her der Farbträger in einem hohen Frequenzbereich aufgenommen wird, ist eine große Signalbandbreite aufzuzeichnen. Die ersten Quadroplex Videorekorder auf 2 Zoll und ihre Schrägspur-Nachfolger auf 1 Zoll Basis (mit Spulen=Open Reel) arbeiteten in voller Auflösung. Man spricht auch von Vollformat-Systemen. Ampex Quadroplex, 1 Zoll (B,C)
Simplere Geräte zeichnen ein FBAS Signal mit einer Bandbreite von nur 3 MHz auf also unterhalb des Fernsehsignals und verwenden das sogenannte Colour-Under-Verfahren. Typische Systeme sind oder waren: U-Matic (Low & High-Band), VHS, Video 8, Betamax, Video 2000 und VCR. Hier werden deutlich weniger Zeilen (nur 250) als im vollen Fernsehsignal aufgenommen.
Analoge Geräte für den Semiprofessionellen Einsatz arbeiten mit höherer Auflösung und getrennter Behandlung von Farb- und Helligkeitsinformation, Luminanz (Y) und Chrominanz (C). Helligkeit und Farbinformation werden auf getrennten Spuren aufgenommen. Bekannteste Systeme:
Hi8, Super VHS sowie ED-Beta (welches sich nie verbreitete.)
Professionelle Vollformat Videosysteme zeichnen seit den 80er Jahren das Luminanz- und das Crominanzsignal auf getrennten Spuren auf (Component Video). Das bietet Vorteile bei Artefakten und Bildfehlern gegenüber FBAS Aufzeichnung. M-Format, MII (Höherwertiges Band in VHS-Kassettengehäuse),
Betacam (Höherwertiges Band in Betamax-Kassettengehäuse).
Viele der hier genannten Formate kamen im Produktionsalltag oder Zuhause zum Einsatz. Dennoch wurden sie alle durch digitale Systeme, zuerst auf Band, später File-basiert, abgelöst. Mehr über die Geschichte der digitalen Videoaufzeichnung demnächst in unserer Fortsetzung: Videogeschichte Teil 3
Über die Anfänge der Videoaufzeichnung berichtet: Videogeschichte Teil 1
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