Regie: Jill Srecher, USA 2001
Während die Filme Osteuropas uns eine oft seltsam anmutende Armut zeigen, haben die „Wohlstandsgesellschaften" ganz andere Probleme: „Show me a happy man" sagt uns die erste Texttafel des Films und natürlich geht es dabei nicht um das leibliche Überleben. Vielmehr zeigt der Film, wie uns die sozialen Strukturen, die wir uns selbst gestaltet haben, nicht mehr loslassen. Die Rahmenhandlung erzählt von einem Anwalt, der beruflich alles erreicht hat, was er wollte. Der Preis ist seine zerrüttete Ehe. Um diesen Anwalt spinnen sich mehrere Geschichten, so z.B. die eines Staatsanwalts, dessen Schuldgefühle ihn auffressen obwohl er sich derer entledigen will („Fuck guilt"). Oder die Geschichte eines Zimmermädchens, das gerade von ihrem Traummann die harte Realität des modernen Kasten- und Ständewesens erfährt. Wer den Film anschauen will kann beruhigt sein. Nach dem Genuss dieser Independent Produktion stürzt man sich nicht verzweifelt aus dem nächsten Fenster, denn dafür ist man viel zu nachdenklich geworden.
Nachdenklich übrigens auch darüber, warum die deutsche Kinolandschaft so auf Hollywood fixiert ist. Thirteen Conversations about One Thing wird man hier in München kaum noch einmal in einem der großen Multiplexe zu sehen bekommen. Mit diesem Film verschwinden zahlreiche andere in kurzen Kritiken, vielleicht einige in den kleinen Programmkinos. Ohne Frage sind auch die Kinobesucher nicht unschuldig, aber die Betreiber sollten sich dennoch mit der Frage auseinander setzen, ob kulturelle Vielfalt nur Mehrkosten bedeutet oder ob man damit langfristig das Kino hierzulande wieder attraktiver machen kann...
Der Film, der diesen Abend auf dem Open Air im Gasteig lief war übrigens Das Experiment. Wer ihn noch nicht gesehen hat, dem sei er als Beispiel für die Darstellung von abschreckender Gewalt und Grausamkeit auch ohne viel Filmblut wärmstens empfohlen.
Gesehen von Dominik Leiner