Im Sommer soll der Film mit dem Titel "Next Stop Paris" on air gehen, doch der Trailer der ersten Ki gestützten Romantic Love-Story macht einem eher Angst. Die erste KI- generierte Liebesgeschichte wird vom TV Kanal TCL (einem kostenfreien Streaming-Kanal des chinesischen Consumer-Geräteherstellers, der 2023 an den Start ging) produziert und hat so ziemlich alle KI Albträume von Schauspielern, Autoren und sonstigen Kreativen wahr werden lassen. Vom Drehbuch über die Aufnahmen bis hin zur Postproduktion war in allen Arbeitsschritten die KI eingebunden.
Der Titel ist übrigens identisch mit einer beliebten Touristen-App fürs Smartphone. Das Drehbuch wurde zwar von Menschen (den TCL hauseigenen Chefdramaturgen) verfasst, doch die generative KI hat massiv an dem Buch mitgewirkt. So wurden zwar echte Schauspieler eingesetzt, doch nur um ihre Bewegungen per Motion Capturing zu erfassen und um die Stimmen von professionellen Sprechern über die animierten Figuren legen zu können. Teile des Projektes wurden von Animationskünstlern, VFX Experten, und AI Fachleuten in den USA, Kanada, Großbritannien und Polen bearbeitet. Design-Animationen wurden über traditionelle Erzählungen drüber gelegt. Gearbeitet wurde unter anderem mit Stable Diffusion.
Die Handlung ist überschaubar:
Eine junge Frau geht allein auf Flitterwochen-Reise nach Paris weil ihr Verlobter noch auf der Hochzeit mit einer Anderen auf und davon gelaufen ist. Auf der Reise begenet sie im Zug einem Fremden mit dem sie Paris entdecken wird.
Bisher ist nur der Trailer zu dem Film veröffentlicht, doch der ist eher beängstigend: Die Hauptfiguren, insbesondere die junge Frau, sehen ständig etwas anders aus, alles sieht ein wenig überrealistisch aus, wie schlechte HDR Aufnahmen und die Emotionen prallen an den generierten, animierten Figuren spurlos ab wie Regen auf poliertem Autolack. Die Figuren bewegen sich äußerst unnatürlich und ihre Stimmen liegen über irgendwelchen Lippenbewegungen, die alles andere als synchron sind. Und die Stadtansichten von Paris sind seltsam beweglich und perspektivisch häufig falsch.
Man darf gespannt sein, wie dann die finale Version des Filmes aussehen wird, doch aktuell fühlt sich die Visualisierung wie die eines mittelmäßigen älteren Computerspiels an und die beabsichtigte emotionale Ebene ist alles andere als glaubwürdig. So ist, will man dem Trailer glauben, eher der Albtraum eines KI generierten Filmspektakels entstanden. Dennoch ist es ein Versuch, ein Prototyp, dem andere, die aus seinen Fehlern lernen werden, folgen werden.
Wenn man dem Trailer glaubt, so ist dieser erste Versuch keine Konkurrenz zu irgendwelchen noch so simpel gestrickten Telenovelas. Noch, so zeigt dieser Versuchsballon, sind echte Menschen und von Menschen geschaffene Geschichten und Aufnahmen gegenüber KI-Filmen KI-Filmen deutlich im Vorteil. Doch dem TV Kanal kommt auf jeden Fall die Ehre zuteil, einen der ersten Ausflüge in eine neue Art der Programmherstellung gewagt zu haben. Vielleicht ist der fertige Film ja auch ganz anders, als der Trailer, vielleicht...