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Filmkritik

Dokfest Preise 2000

 

Filmkritik Maiden

Maiden 2000

 

Girls-Power auf hoher See

Tracy Edwards war die Erste, die mit einer reinen Frauen-Crew an dem „Whitbread Round the World Race“ teilnahm, einem der schwersten Segelwettrennen einmal um die Welt. Die Dokumentation „Maiden“ von Alex Holmes erzählt die Geschichte dieser Reise – und zeigt faszinierende Persönlichkeiten.

Als Tracy Edwards in den 1980er Jahren den Entschluss fasst, mit einer reinen Frauenmannschaft die Welt zu umsegeln, ist die Männerwelt wenig beeindruckt. Die Presse wettet auf ihr Scheitern und Sponsoren lehnen jahrelang die Finanzierung ab. Doch die junge Britin gibt nicht auf und schafft es nach zäher Vorbereitung mit der Yacht „Maiden“ schließlich 1985 zur erstrebten Segelregatta. Das Team von Tracy Edwards weiß, dass sie ihr Können nun der ganzen Welt beweisen muss- nicht nur für sich selbst sondern auch als Meilenstein für die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf starteten Frauen in das waghalsige Abenteuer und wollen das Rennen nicht nur durchstehen, sondern auch gewinnen. Schnell wird ihren Konkurrenten klar, dass sie ernstzunehmende Mitstreiterinnen sind. Alex Holmes zeigt einen spannenden Film, der zum Mitfiebern einlädt. Beeindruckende Aufnahmen von Bord zeigen meterhohe Wellen, eiskalte Temperaturen und ein zähes Frauenteam, das sich nicht unterkriegen lässt. Inspirierendes Kino mit Frauenpower!

 

Gesehen von: Daniela Magnani Hüller

 

Filmkritik „Songs of Repression“

Songs of Repression 2000

 

Grausames Paradies

„Wie soll man erinnern?“ Diese Frage stellt sich heute, 75 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und angesichts von immer weniger noch lebender Zeitzeugen, mehr denn je. Die Vergangenheit prägt eine Gesellschaft – sie bestimmt wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen wollen. Wie man mit der eigenen Geschichte umgeht, welche Punkte man hervorhebt und welche man lieber vergessen möchte, wird deshalb oft kontrovers diskutiert.

Mit diesem Thema beschäftigt sich auch der Film „Songs of Repression“ von Estephan Wagner und Marianne Hougon-Moraga. In ihrer Dokumentation gehen sie den Spuren der „Colonia Dignidad“ nach, einer isolierten Siedlung, die 1961 von deutschen Sektenmitgliedern und ihrem Anführer Paul Schäfer in Chile gegründet wurde. Von dem Pinochet-Regime unterstützt, wurden dort Menschen jahrzehntelang misshandelt, gefoltert und getötet.

Die Filmemacher sprechen mit den Bewohnern dieser ehemaligen Gemeinde, die heute „Villa Baviera“ heißt. Wie diese sich an das Vergangene erinnern, ist höchst unterschiedlich. Da sind die einen, die als Kinder misshandelt wurden und heute noch unter Albträumen leiden, die wütend sind über diejenigen, die das Geschehene nicht aufarbeiten wollen. Letztere hatten vor einigen Jahren mit einem Akt des „Vergebens und Vergessen“ beschlossen, das Kapitel mit Paul Schäfer hinter sich zu lassen. Gerne singen sie noch die Lieder von damals, in ihren lächelnden Gesichtern sucht man vergeblich nach Einsicht.

Einer der Bewohner führt Reisegruppen durch die „Villa Baviera“, die inmitten von atemberaubenden Landschaften liegt. Die ehemaligen Gemeinschaftshäuser sind in Hotelzimmer, der Folterkeller in eine Sauna umgewandelt worden. Touristen vergnügen sich in der deutschen Wirtschaft und bei Showeinlagen im Dirndl – Szenen die abstrus wirken, nachdem die Bewohner von den furchtbaren Gewalttaten erzählt haben. Auf die Natur bezogen, sei es „wie im Paradies“, hört man mehrmals im Film. Aber kann dies wirklich über die grausame Vergangenheit des Ortes hinwegtäuschen? Den Filmemachern ist mit ihrer sensiblen Herangehensweise ein intensiver Film gelungen, der nicht verurteilt. Er gibt Einblick in eine undurchsichtige Vergangenheit, deren Aufarbeitung noch aussteht. Sinnbildlich dafür sind auch die Szenen, in denen die Bewohner im Gespräch immer wieder durch äußere Faktoren unterbrochen werden – durch laut surrende Bienen, ein vorbei fliegendes Flugzeug oder eine Klingel – und die Sprechenden damit zum Schweigen bringen. Die Geschichte der „Colonia Dignidad“ ist also noch lange nicht auserzählt.

 

Gesehen von: Daniela Magnani Hüller

 

Babenco: Tell me when I Die

DOKfest 01BABENCO 2000

 

„Zu filmen ist wie einen Tag länger zu leben“, sagt der erfolgreiche argentinische Regisseur Hector Babenco, der als letztes Projekt einen Film über seinen bevorstehenden Tod drehen will. Dies tut der Regisseur mit einen Spielfilm einerseits selbst, gleichzeitig ist er Protagonist der Dokumentation, die seine Frau Bárbara Paz über ihn dreht. In einer essayistisch angelegten Biografie geht es dabei nicht nur um Babencos letzte Jahre, sondern auch um die Untrennbarkeit von seiner Person und seiner Kunst.

Die Dokumentation verwebt verschiedenste Eindrücke miteinander: Da sind einerseits die dokumentarischen, intimen Aufnahmen, die Paz von ihrem vom Krebs gezeichneten Mann dreht. Andererseits sind Ausschnitte aus Babencos Filmen zu sehen, die ohne konkreten Kontext immer wieder eingeschnitten werden. Archivmaterial zeigt Babenco in jüngeren Jahren in seiner Wahlheimat Brasilien und an wichtigen Punkten seiner Karriere. Gedanken, Aussagen und Gefühle sind wiederum in traumartigen Sequenzen inszeniert. Babenco ist mal der Großmeister am Set, mal der nachdenkliche Immigrant, manchmal ist er zerbrechlich und resigniert, dann wieder optimistisch und fantasievoll. Der Film zeichnet so ein facettenreiches Porträt über einen Menschen und sein künstlerisches Wesen. Ein zärtlicher, poetischer Film mit eindrucksvollen Bildern.

 

Gesehen von: Daniela Magnani Hüller

 

Sunless Shadows

DOKfest 01SUNLESS SHADOWS 2000

 

Es ist nicht der erste Dokumentarfilm, den der iranische Filmregisseur Mehrdad Oskouei straffällig gewordenen Jugendlichen widmet. Als eine Art Fortsetzung von Starless Dreams (2016), porträtiert er in seinem neuen Film Sunless Shadows junge Frauen, die in einem Mädchengefängnis in Teheran leben.

Die jungen Frauen sind wegen Mord oder Beihilfe zum Mord an ihren gewalttätigen Vätern oder Ehemännern in der Besserungsanstalt. Für sie war es der einzigen Ausweg aus einem Haushalt voller Leid und Erniedrigung, denn Frauenrechte sind im Iran stark eingeschränkt. Innerfamiliäre Gewalt wird kaum geahndet, eine Scheidung ist nur möglich, wenn der Mann dieser zustimmt.

Das Leben der Mädchen in der Einrichtung ist unbeschwert, sie kochen und spielen zusammen, kümmern sich um einander und nehmen an Kursen teil. Es scheint als wäre das Gefängnis für viele die bessere Alternative zu ihrem vorherigen Leben. In den persönlichen Gesprächen merkt man ihnen jedoch noch den tief sitzenden Schmerz ihrer traumatischen Erfahrungen an.

In sehr persönlichen Videobotschaften wenden sich die Mädchen an ihre Mütter und Schwestern, aber auch an ihre Opfer. Der Blick direkt in die Kamera ist dabei auch der Versuch einer Erklärung an das Publikum und zeigt ihre Zerrissenheit. Viele Mädchen sind vor allem wegen ihrer Mütter besorgt, die als Mittäterinnen im Frauengefängnis sitzen und auf ihre Hinrichtung warten. Kommen die jungen Frauen nach Jahren aus der Besserungsanstalt, haben sie oft niemanden mehr – ein Zustand der sie manchmal sogar in den Selbstmord treibt.

Durch die empathische Gesprächsführung und vorurteilsfreie Art schafft Oskouei eine große Nähe zu den Protagonistinnen. Der Film ist dabei vor allem eine Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen im Iran und ein Plädoyer gegen die Todesstrafe. Ein berührender Einblick in eine ungerechte Welt.

 

Gesehen von: Daniela Magnani Hüller

 

HONG KONG MOMENTS (Zhou Bing)

01HONG KONG MOMENTS 2000

 

HONG KONG MOMENTS zeigt die Proteste in Hongkong und folgt dabei sieben Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft: Einem konservativen und einer pro-demokratischen Politikerin; Einem Polizisten und einem Protestler aus der ersten Reihe. Zhou Bing und sein Team beleuchten die verschiedenen Seiten der Unruhen und zeigen auf, wie die Gesellschaft damit umgeht. Die Ladenbesitzerin, der Taxifahrer oder der Ersthelfer mitten im Gedränge, zwischen Polizei und Demonstranten.

Die Kamera fängt das ganze Visuell insgesamt sehr ansprechend ein, geht dabei mitten ins Geschehen und zeigt aus nächster Nähe, wie die Auseinandersetzungen immer wieder weiter eskalieren. In den ruhigen Momenten kommen die sieben Hongkonger zu Wort und berichten von ihrem Alltag, ihren Ansichten, Hoffnungen und Befürchtungen. Die Dokumentation gibt eine gute Übersicht über die Situation vor Ort, geht für mich aber zu wenig auf konkrete Problematiken und Streitpunkte ein.

 

Gesehen von: Thomas Matula

 

THE EARTH IS BLUE AS AN ORANGE (Iryna Tsilyk)

Eine Mutter dreht mit ihren vier Kindern einen Film über den Krieg in der Ukraine. Eine Tochter ist dabei Kamerafrau und versucht gleichzeitig in eine Filmhochschule zu kommen. Die Doku ist sehr langsam und ruhig erzählt und zeigt vor allem das Leben derer, die in den wüsten und vom Krieg geplagten Städten der Ukraine geblieben sind und für die das verstecken im Keller bei fernen Kanonenschlägen zum Leben dazugehört.

Insgesamt sind die Bilder extrem schön gemacht und erzeugen dabei eine melancholische Stimmung, die zur Situation der Protagonisten passt.

 

Gesehen von: Thomas Matula

 

THE DISRUPTED (Sarah Colt, Josh Gleason)

Ein Film über die verschwindende und um ihre Existenzen ringende Mittelschicht der vereinigten Staaten, der drei Menschen Folgt und uns ihre Ängste verstehen lässt. Leider zeigt THE DISPRUTED nichts wirklich Neues. Es ist eher bekanntes in bekanntem Stil und führ auch nirgends hin. Die drei Protagonisten enden ziemlich genau dort, wo sie begonnen haben. Dem eine geht es ein Stück besser, dem andere etwas schlechter.

In dem Sinne ein akkurates, aber wenig überraschendes Bild der amerikanischen Mittelschicht.

 

Gesehen von: Thomas Matula

 

SOMMERKRIEG (Moritz Schulz)

Die zwölfjährige Jasmin lebt in der Ukraine und geht in den Ferien in ein Sommercamp. Was sich zunächst relativ unspektakulär anhört, ist aber das Sommerlager des rechtsnationalistischen Azov-Regiments in dem die Kinder auf Gehorsam, Disziplin und körperliche Fitness gedrillt werden.

Es ist erschreckend zu sehen, mit welcher Freude und Selbstverständlichkeit die Teilnehmer nationalistische Parolen rufen und Krieg spielen. Sommerkrieg ist sehr schön gefilmt und geht nah ans Geschehen. Zeigt die Freude, aber auch die Angst der Kinder, die zum Teil mit dem rauen Ton und den harten Bestrafungen nicht umgehen können. Die Realität des Krieges wird von den Camp-Leitern zu einem Spiel verzerrt und unterfüttert mit rechtsnationalistischem Gedankengut.

 

Gesehen von: Thomas Matula

 

Space Dogs

Eigentlich erwartet man von einem Dokumentarfilm, dass man möglichst viel zum Thema objektiv erklärt bekommt.

Space Dogs allerdings ist etwas anders. Der Film zeigt die Geschichte der Nachfahren der Hündin Laika, die als erstes Lebewesen in den Weltraum geschossen wurde und somit der Wegbereiter für die bemannte Raumfahrt war. Mit sparsamer Erklärung und schonungslos zeigt der Film mit wenig Bildwechsel und langen Einstellungen den eintönigen Alltag von Straßenhunden in Moskau und durch Archiv-Aufnahmen der 50er Jahre die grausame Belastung, die die Raumfahrtsforschung auf die Lebewesen ausübt. Dadurch entstehen mehr Gefühle für die Situation der Tiere, als diese Forscher jemals aufbringen würden.

Allein wegen seiner Außergewöhnlichkeit ist er meiner Meinung nach sehr sehenswert! Zunächst einmal kam er mir sehr langatmig vor, dies verflog allerdings im Laufe des Filmes. Ich finde es ist sehr wichtig öfter einen Einblick in die nackte Realität zu gewähren.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

It takes a family

00IT TAKES A FAMILY 2000

 

Susanne Kovacs, die dänische Regisseurin des Filmes, erzählt ihre eigene Geschichte. Sie ist die Tochter eines Dänisch-jüdischen Vaters und einer deutschen Mutter. Im Laufe Ihres Lebens merkt sie, dass es in Ihrer Familie viele Geheimnisse und Verdrängungen, aufgrund der schrecklichen Vergangenheit der jüdischen Seite der Familie im Konzentrationslager gibt.

Als Susanne auf die Welt kam, sahen Ihre jüdischen Großeltern sie aufgrund der deutschen Nationalität der Mutter immer als ein Kind Ihres Feindes und ließen sie dies auch spüren.

Erst als erwachsene Frau traut sie sich, ihre immer unausgesprochenen Fragen endlich auszusprechen. Die Regisseurin stellt lauter Fragen an ihre Großmutter und andere Familienmitglieder, dabei entdeckt sie, dass das Leid der Familie und das Grauen der Vergangenheit immer noch den Frieden in der Familie überschattet und vor allem ihre Großmutter noch sehr beschäftigt.

Der Film veranschaulicht sehr gut, wie sehr die damaligen Gefangenen der Konzentrationslager leiden mussten, sie erzählen von ihrer schmerzhaften und schrecklichen Vergangenheit und es wird schnell klar, dass dieser Schmerz auch in jüngere Generationen der Familie weitergereicht wurde.

Susanne versucht durch das beantworten ihrer Fragen den Frieden in die Familie zurück zu bringen.

Mich hat der Film sehr berührt und ich kann ihn nur weiter empfehlen, da man die Geschichte der Vergangenheit dieser Familie sehr gut nachempfinden kann und sich gut in die Lage von Susanne hineinversetzen kann.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

Was tun?

03WAS TUN 2000

 

„Aus guten Gründen nichts getan, habe ich schon oft genug.“ - Michael Kranz

Der Münchner Filmstudent Michael Kranz nimmt uns mit auf seinen Weg durch das ärmste Land der Welt. Er sucht ein Mädchen, Nupur ist ihr Name. Sie ist ein Mädchen, das bereits als Kind zur Prostitution gezwungen wurde.

Durch ein Interview in dem Nupur die allgemeinen Situationen und vor allem den Wert von Frauen hinterfragt wurde Michael auf sie aufmerksam. Seitdem ging ihm das junge Mädchen nicht mehr aus dem Kopf, sein erster Impuls war, nach Bangladesch zu reisen und ihr zu helfen. Als ihn das Thema nach 2 Jahren immer noch beschäftigte, entschloss er sich dazu sich auf die Suche zu begeben.

Auf seinem Weg deckte er auf ergreifende Weise die Zusammenhänge und Hintergründe der Zwangsprostitution und des gesellschaftlichen Stellenwertes der Frau in der indischen Kultur auf.

Der Film gewinnt an Authentizität, da er seine persönlichen Gedanken zu dem Gefilmten ausspricht und seine eigene Meinung dazu abgibt.

Auch wenn mich das Thema persönlich sehr getroffen und auch sehr zum nachdenken gebracht hat, wird in der Dokumentation meiner Meinung nach eher der Weg von Michael Kranz dargestellt, als die Zwangsprostitution in Bangladesch.

Er versteht den Film als Aufruf selber auch tätig zu werden und Leuten in Notsituationen zu helfen. Es ist ein sehr schöner Ansatz, gelingt ihm meiner Meinung nach aber nicht ausreichend, da der Film größtenteils die tollen Taten die er erbracht hat betont.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

Acasa, my home

02ACASA MY HOME 2000

 

Eine elfköpfige Familie lebt seit vielen Jahren abseits der rumänischen Hauptstadt Bukarest in einem Naturschutzgebiet und somit fernab der Zivilisation. Die Jungen angeln Fische zum Abendessen, keines der Kinder geht in die Schule. Das einfache Leben der Familie wird jedoch massiv gestört, als sie auf behördliche Anordnung in die Innenstadt zwangsumgesiedelt werden, da das Naturschutzgebiet in einen Nationalpark umgewandelt werden soll.

Der Film reflektiert den Kulturschock, den die Familie durch die radikale Veränderung ihrer Lebensform und dem Entzug der Heimat erlebt. Nicht alle Familienmitglieder finden diesen Wandel schlecht. Die Kinder gehen das erste mal in die Schule, finden Freunde und sogar Liebe. Der Film zeigt, wie hart die Umstellung für die Familienmitglieder sein kann, veranschaulicht jedoch auch ihre Betrachtung eines Lebens in der modernen Zivilisation.

Meiner Meinung nach ist der Film sehenswert, da er unsere moderne Lebensform reflektiert und auch auf die aktuellen Situationen Umweltschutz und Natur hinweist. Die Erzählung wird durch die Augen der Familie gezeigt, somit fühlt man sich sehr mit eingebunden und erlebt die Anpassung der Familienangehörigen von ungestörter Natur zum lauten Stadtleben.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

They call me Babu

Mithilfe von alten schwarz-weiß Filmausschnitten, erzählt Alima, eine Frau aus Indonesien ihre Geschichte. Sie arbeitete für eine Niederländische Familie als ihre „Babu“, ihre Nanny. „Ba“ steht für Madame und „bu“ für Mutter.

Alima erklärt aus ihrer Perspektive, wie sie in die Familie kam um auf den jüngsten Sohn Jantje aufzupassen während sie sich in den Niederlanden aufhielten.

In erster Linie zeigt sie allerdings ihre eigene Entwicklung und den Weg wie sie eine unabhängige Frau wurde.

Nachdem sie aus den Niederlanden zurückkehrte erlebte sie die Japanische Besetzung und den Kampf für die Unabhängigkeit in Indonesien. Die niederländischen Familien wurden in Konzentrationslager gesteckt und Alima von ihrer Familie und somit auch von Jantje getrennt.

In den ganzen Jahren konnte sie auch durch andere Pflegekinder die Bindung zwischen ihr und Jantje nicht vergessen, allerdings lernte sie ihre erste Liebe Ribut kennen, welcher sie sehr unterstützte für die Frauenrechte zu kämpfen.

Der Film erzählt eine einzigartige und wundervolle Geschichte über die Unabhängigkeit von Frauen und die schönen Bindungen die Liebe mit sich bringen kann.

Mich persönlich hat der Film sehr berührt da Alima eine sehr ergreifende Geschichte erzählt und durch die alten Filmausschnitte verdeutlicht wie das Leben damals gewesen ist.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

Copper Notes of a Dream

02COPPER NOTES OF A DREAM 2000

 

Der Film erzählt die Geschichte von Malook, eines zehn-jährigen Jungen, welcher alleine mit seiner Schwester, seiner Mutter und ein paar Freund*innen in den Ruinen von dem ehemals gut bewohnten Stadtteil Jarmuk in Syrien lebt.

Sie haben als eine der wenigen den Bürgerkrieg überlebt und versuchen nun alleine in den Trümmern zurechtzukommen.

Malook und seine Schwester haben einen großen Traum, sie wollen einmal Musiker werden und auf einer richtigen Bühne ein Konzert geben.

Obwohl unklar ist, ob sie dies jemals realistisch umsetzen können geben sie den Traum nicht auf. Sie wollen gerne für die wenig übrig gebliebenen Menschen Jarmuks ein Konzert halten.

Der Film ist komplett auf Augenhöhe der Kinder gedreht, wodurch zunächst der Eindruck entsteht die Kinder sein auf sich selbst gestellt. Malook sieht sich als Anführer der Gruppe, er bestimmt darüber wie sie genug Geld für das Konzert auftreiben können.

Gemeinsam mit den Kindern geht es durch eine völlig zerbombte Welt, durch baufällige Ruinen, verlassene Straßen und abgestürzte Häuserfassaden.

Doch von nichts lassen sie sich unterkriegen, sie behalten ihre Würde, ihren Stolz und obwohl sie nichts mehr haben, ihre Träume lassen sie sich von niemandem nehmen.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

This train I ride

In diesem Film folgen wir mehreren Frauen auf der Suche nach Freiheit. Sie sind sogenannte „train hoppers“ und reisen mithilfe von Güterzügen auf illegale weise durch die Welt, eigentliche eine Männerdomäne.

Für die meisten ist dies eine sehr einsame und ziellose Reise, es wird selten etwas über die Geografische Lage preisgegeben, da es ein Weg ins Unbekannte sein soll. Damit einher geht das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit.

Die begleiteten Frauen haben jeweils eine ganz eigene Geschichte weshalb sie Train Hopping begonnen haben und doch hat sich für alle durch diese einzigartige Erfahrung das Leben sehr verändert.

In erster Linie fangen Leute damit an, um der Realität und dem langweiligen Leben eines Bürgers zu entkommen, allerdings auch aus Geldproblemen. Es ist ein praktischer Weg günstig zu Reisen.

Eine häufige Aussage der Frauen war, sie hätten sich selber gefunden und insbesondere gelernt sich selbst zu vertrauen.

Vorbei an Bäumen, Ländern und Flüssen alleine mit der Ruhe, der Einsamkeit und den gleichmäßigen Zuggeräuschen wird man in diesem Film objektiv auf einen ganz eigenen Weg mitgenommen.

Durch die Kombination der poetischen Videos und der im Zugrythmus wackeligen Kamera wird eine einzigartige Atmosphäre freigesetzt, die man sonst an keinem Ort finden kann.

Der Film gibt einen guten Einblick in die zum Teil eintönige und doch auch interessante Welt des Reisens, da nicht jeder unter diesen Umständen Leben könnte. Ich finde den Film gut, wenn auch er mir durch die langen Szenen der Landschaften manchmal sehr langatmig vorkam.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

Immortal

Die Regisseurin Ksenia Okhapkina befasst sich in diesem Film mit der strengen Ordnung des Lebens in den einstmaligen stalinistischen Arbeitslagern um die russische Industriestadt Murmansk. Auch nach der Öffnung der Gefängnistore nach Stalins Tod blieben die Menschen hartnäckig, bis heute werden dort Kinder der „Junarmija“, der russischen Jugendarmee ausgebildet.

Der Film ermöglicht einen sehr objektiven und trockenen Einblick in eine an die politische Macht gebundene Gesellschaft. Es werden Szenen von Jungen gezeigt, die für das Leben in der Armee vorbereitet werden oder auch von jungen Mädchen beim Unterricht für Ballet, in welchem sie sehr viel über Disziplin und Ordnung lernen.

Das Training der Tänzer und uniformierten Kindern ist die Vorbereitung für einen bestimmten Tag, den “Fatherland Heroes Day”, welcher sehr wichtig für die russische Politik ist. Es macht sozusagen den Kern der nationalen Identität der Russen aus.

Ksenia legt den Fokus sehr auf die Minen und Ausdrücke der Kinder beim Ballettunterricht oder militärischen Unterricht. Die Ausbilder scheinen sehr streng mit den Kindern umzugehen, oft ist ein leichtes Lächeln zu erkennen, wenn jemand anderes aufgerufen wird, allerdings auch beschämte Blicke wenn beispielsweise die Tanzschritte nicht als gut genug angesehen werden.

Immer wieder ist das laute Gestapfe der Stiefel auf dem Boden zu hören, wenn die Jungen maschieren oder die Abätze der Schuhe beim Ballettunterricht. Es wird eine intensive Art der Ordnung und Perfektion vermittelt.

Meiner Meinung nach veranschaulicht der Film die vor allem sehr strenge Art dieser “Menschlichen Fabrik” und dem Umgang mit den Kindern, welche von klein auf auf den Fatherland Heroes Day und das Militär vorbereitet werden. Für Menschen mit westlicher freiheitlich demokratischer Werteordnung kann der Film sehr befremdlich wirken.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

Paris - Kein Tag ohne dich

Die Regisseurin Ulrike Schaz erzählt ihre Geschichte als sie vor fast 40 Jahren zur falschen Zeit am falschen Ort war und einer Tat beschuldigt wurde, welche ihr bis heute nachhängt.

Sie befand sich damals zusammen mit ihrem Freund Jean-Marie in der Nähe einer Party in der Pariser Rue Toullier in Paris, auf welcher ein Mann namens Carlos drei Menschen erschossen hatte.

Ulrike wurde als Verdächtige verhaftet und gelang in die Mühlen des französischen Geheimdienstes.

Einige Wochen darauf wurde sie aufgrund nicht ausreichender Beweise mithilfe der deutschen Botschaft wieder freigelassen.

Doch Ulrike erzählt, auch 18 Jahre später verfolgte sie dieses Erlebniss immer noch.

Während einer Recherchenreise wollte sie nach New York fliegen, als sie ihren Pass dort jedoch vorlegte wurde sie mitsamt einer Kollegin in Fußfesseln gelegt und über den ganzen Flughafen geschleppt. Nach wie vor behauptete das FBI, sie seie die Freundin von Carlos, obwohl keine Beweise gegen sie vorliegen.

Meiner Meinung nach ist der Film auf jeden Fall Sehenswert da er zeigt dass es passieren kann, wenn man nur zur falschen Zeit am falschen Ort ist einem dies zu einem lebenslänglichen Verhängnis werden kann. Ausserdem hatte Carlos Kontakt mit Leuten aus Deutschland und da Ulrike sich als Deutsche im Ausland befand wurde sie als verbündete erkannt und festgenommen. Ihr französischer Freund Jean-Marie wurde freigelassen.

 

Gesehen von: Daria Drumm

 

Fotos: DOK.Fest München

 

Alle Infos dazu: https://www.dokfest-muenchen.de/Dokumentarfilmschule_2020?ref=news

 

 

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