MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Death of a President

 

Death of a President

Daten

Death of a President

USA 2006

REGIE: Gabriel Range
DREHBUCH: Gabriel Range, Simon Finch
KAMERA: Graham Smith
SCHNITT: Brand Thumim
MUSIK: Richard Harvey

TON: Bernard O'Reilly

DARSTELLER: Hend Ayoib, Brian Boland, Becky-Ann Baker, Robert Mangiardi, Jay Patterson

 

Internationales Programm

Regie: Gabriel Range

Nichts Neues von der Westfront. Der Film "Death of a President" will uns zeigen, was passieren kann, wenn der amerikanische Präsident einem Attentat zum Opfer fällt. Diese aufwändig produzierte Mockumentary stellt das Geschehen glaubhaft dar. Stilsicher inszeniert der Regisseur den dramatischen Vorgang. Man sieht Aufnahmen von Handkameras, großgezogene Webcam- und Handy-Aufnahmen, verdrehte Totalen aus Überwachungskamerasicht usw. Geschickt werden reale Aufnahmen von Auftritten des Präsidenten mit gestellten Szenen montiert, um den Eindruck von Realität zu erreichen. Die Untermalung mit Musik, dem Kommentar aus dem Off und stilistische Detail wie z.B. die Ausleuchtung der Gesprächspartner lassen eine große Nähe zu realen Dokumentationen auf z.B. CNN erkennen.

Ein guter Spannungsbogen wird aufgebaut, der allerdings beim Moment des Attentats kulminiert und danach abflacht. Die Handlung verläuft sich in Interviews und Biographien der Verdächtigen und des wahren Täters.

Und genau an diesem Punkte zeigen sich Schwächen. Der Film verliert an Zug, da die Entwicklung vorhersehbar wird. Ein weißer Demonstrant wird verdächtigt, da er auf den Anti-Bush-Demos besonders eifrig agiert. Dann wird ein Islamist kurzerhand festgenommen und verurteilt. Die Witwe klagt weinend in die Kamera, dass er ja gar kein böser Mensch ist. Der Verurteilte war zwar bei einem Ausbildungscamp der Al-Quaida, wollte aber, als er an die Waffe üben musste, dass Lager verlassen, woraufhin ihm gedroht wurde, dass er erschossen würde, wenn er gehe. Das scheint doch sehr konstruiert und klischeehaft.

Die Motivation des Täters ist ähnlich spekulativ. Am Ende des Film wird seine Lebensgeschichte erzählt, aus der man erfährt, dass er den einen Sohn im Golfkrieg und den anderen an die Drogen verloren hat und er deswegen nun auf einen Rachefeldzug geht, was bedeutet, dass er den Präsidenten, den er dafür in der Verantwortung sieht, erschießt. Auch dies scheint wenig nachvollziehbar und überzogen. Das Übel der Welt kulminiert in diesen wenigen Figuren und simplifiziert die Antwort auf die "Schuldfrage".

Dieser Film will anklagend sein und bringt die großen Themen, die die US-Gesellschaft in der letzten Zeit bewegten, zur Sprache: Blinde Inhaftierungen von Islamisten, die Ungerechtigkeit von Kriegen (die Golfkriege), auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene. Der Film bleibt somit in der Gegenwart und in den persönlichen Schicksalen haften, ohne übergreifende Strömungen und Zusammenhänge darzustellen.

Der Film zeigt die Geschehnisse, die aufgrund der jüngsten Vergangenheit zu erwarten wären. Da man sich diese Entwicklung an drei Fingern abzählen kann, wäre es interessanter gewesen zu zeigen, wie eine solche Tat instrumentalisiert werden kann, um Repressalien durchzusetzen oder ähnliches. Es wäre interessant gewesen, darzustellen, was innenpolitisch nach so einer Tat passiert, mit welch feinen Mitteln der Staat ins Leben eingreift: eine spekulative Vision basierend auf den jetzigen Zuständen und nicht die Wiederspiegelung des jetzigen Zustands.

Was passiert, wenn der amerikanische Präsident ermordet wird? Voller eindeutiger Schuldzuweisungen und Selbstzufriedenheit, die dunklen Machenschaften der Regierung bestätigt zu wissen, kommt man aus dem Kino und denkt sich: Ja, so kann es passieren. Ohne sich über die vielen, schon selbstverständlich gewordenen Bilder von Überwachungskameras zu wundern oder sich die Frage zustellen, was man selber mit dieser Tat zu tun hätte.

 

Gesehen von Johannes von Alten

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

In den USA startet ein Kinofilm, bei dem dank KI nicht nur die Sprache sondern auch die Lippenbewegungen synchronisiert wurden

Der einstige Hype um die visionären Brillen hat sich trotz teilweise genialer Inhalte etwas abgekühlt, wie wird es weitergehen?

Wie geht es zu im Writers Room und warum läuft es in den deutschsprachigen Rooms ganz anders ab als in den USA?

Wie funktioniert das hochindustrielle Schreibkonzept für Fernsehserien und was macht es besser, als das individuelle Schreiben ?

Werden Bilder oder ganze Filme mit der KI generiert, sind die Ergebnisse oft zufällig. Wie schreibt man bessere Prompts und bringt der KI Konsistenz und Verlässlichkeit bei?

Auf der Berlinale 2025 sprachen wir mit der Dänischen Regisseurin und Drehbuchautorin Jeanette Nordahl über ihren berührenden Film "Beginnings"

Das extrem beliebte Genre hat sich durch immer bessere VFX Effekte stark verändert. Kommt mit, wir tauchen da tiefer hinein...

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt die Regisseurin in "Schwesterherz" sehr beeindruckend von einem moralischen Dilemma

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt der Film "Hysteria" von Dreharbeiten zu einem politischen Thema, die immer schwieriger werden...

Wie arbeiten Grundierung und Puder zusammen und wie korrigiert man Hautunreinheiten, Rötungen und mehr?

Wie betont, wie versteckt man Gesichtspartien durch Konturieren und was ist mit Tattoos?

Zu den Aufgaben des Maskenbilds gehört die richtige Wahl der Farbtöne und die Abstimmung mit Kamera und Licht. Was bedeutet das für die Farbpaletten?

Social Media droht inzwischen dank Künstlicher Intelligenz Millionen von Menschen durch genau kalkulierte Meinungsverschiebungen zu beinflussen...

Für ruhige Filmaufnahmen aus der Hand bieten sich Objektiv,- und Sensorstabilisierung an. Welche ist besser oder braucht es die beide?

 Im richtigen Leben möchte man ihnen nicht begegnen,- im Kino sieht es ganz anders aus...

Geheimagenten sind im Kino zu schillernden Figuren geworden, was macht Agentenfilme so attraktiv?

Wie kommt das Alter auch jenseits romantisierender Almöhi- oder Harald & Maude Geschichten realistisch im Kino vor? Eine Suche...

So wie es "Slow Food" oder "Slow Sex" als Entschleunigung gibt, kann man das Wandern im Film als eine Art "Slow Roadmovie" ohne Auto bezeichnen...