MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Anything Else

 

 

Anything Else

Daten

Anything Else

111 Min., Komödie USA 2002

REGIE: Woody Alan
DREHBUCH: Woody Alan
KAMERA: Darius Khondji
SCHNITT: Alisa Lepselter
DARSTELLER: Woody Alan, Jason Biggs, Christina Ricci, Denny DeVito, Anthony Arkin, Fisher Stevens

 Links zum Film

Offizielle Website

Das Movie-College haftet nicht für den Inhalt externer Seiten.

Regie: Woody Alan

Kinostart: 02. September 2004

"Anything Else" ist die neue Sahneschnitte vom Meister der Satire und boshafter Ironie: Woody Allen. Der Regisseur liefert eine neue Komödie ab, die all unseren Vorstellungen bei dem Begriff Woody-Allen-Film entspricht: viel sinnvolles Gelaber, zwischenmenschliche Beziehungen, ein wenig Philosophie und Belehrung und das alles gewürzt mit tollem Humor. Er ist wieder in seinem Element und bleibt seinem ewigen Schema wie immer treu. Der Erfolg seiner Filme liegt an einer präzisen Inszenierung, bei der die Zuschauer ohne jeglichen logischen Bruch durch die Story geführt werden.
Die Hauptrolle wurde dieses Mal ungewöhnlich mit einem jungen Schauspieler, der nicht viel mit der Woody-Allan-Welt gemeinsam hat, besetzt: Jason Biggs, bekannt aus der Teeny-Komödie "American Pie", den man sich wenig als intellektuellen Schauspieler vorstellen kann. Doch der Mann ist wie geschaffen für diese Rolle und sieht wie die jüngere Ausgabe von Woody Allen aus.

Dieses Großstadtmärchen wird aus der Perspektive von Jerry Falk (Jason Biggs) erzählt, einem von Pech verfolgten jungen Mann, der sich in New York als Gagschreiber versucht. Er hat eine Freundin, die er wahnsinnig liebt und anhimmelt, doch diese Liebe bringt leider nur Verzweifelung und Neurosen in sein Leben. Sein Agent, der ihm nur Märchen erzählt und ihm schon ewig keine gescheiten Angebote an Land gezogen hat, ist eine absolute Null und wird von Danny DeVito wie immer herausragend gespielt. Wie jeder sich respektierender New Yorker geht Falk zu einem Psychiater, der keine Hilfe, sondern eher eine Plage und reine Geldverschwendung ist. Aufgrund seines weichen Charakters und seines guten Herzens nimmt er alles um sich herum für bare Münze und redet sich ein, dass das Leben noch schlimmer sein könnte. Deswegen muss man mit dem, was man hat, zufrieden sein. Er ist nicht in der Lage sein Leben zu verändern und sich von all den Menschen, die ihm nichts Gutes tun, zu verabschieden.

Es ist angeblich die Liebe, die uns blind macht. Voller Vertrauen versucht Falk zu verstehen, warum sich seine liebe Freundin Amanda schon seit einem halben Jahr  weigert mit ihm zu schlafen, aber immer noch behauptet, dass sie ihn wahnsinnig liebt. In diese Rolle brilliert Christina Ricci. Durch ihrer Besetzung erfüllte Woody Allan seinen langjährigen Wunsch, mit der jungen Schauspielerin zu arbeiten. Durch ihre mädchenhaft erotische Ausstrahlung verkörpert sie perfekt einen Unschuldslamm, der in Männern richtige Beschützerinstinkte auslöst. In Wirklichkeit erweist sich leider Amanda unserem Held gegenüber als eine durchgedrehte und gefühlslose Zicke.

Man könnte denken es ist eine Liebesgeschichte, weil man nach der ersten Stunde da sitzt und wartet, wie sich die Beziehung zwischen den beiden weiter entwickelt: holt sie ihre Orgasmen doch woanders oder hat sie vielleicht irgendein schlimmes Geheimnis. Doch es wäre nicht Woody Allen, wenn er sich nur auf die Liebe beschränken würde. Das einzig ehrliche im Leben von Jerry ist sein Freund David Dobel, gespielt vom Regisseur selbst. Ihre Bekanntschaft entwickelt sich zu einer tiefgründigen Männerfreundschaft. Er wird zu seinem Mentor, der ihn ständig begleitet und hat sich ernst vorgenommen den armen Jungen zu retten. Da stellt sich allerdings die Frage, ob diese komische Gestalt selber noch zu retten ist. Woody Allen spielt wieder einen ein wenig paranoiden Neurotiker, einen Intellektuellen, der in Überfluss Lebenserfahrung hat, um sie weiter an die jüngere Generation zu geben. Dobel öffnet seinem Schützling endlich die Augen und befreit ihn aus seiner Not, indem er ihn ständig nach vorne schubst, bis der endlich den Mut hat seinem alten Leben Aufwidersehen zu sagen.

Woody Allan sagt, dass die Menschen sich ändern müssen, denn in der Veränderung liegt die Stärke. Manche schaffen es ohne jegliche Hilfe, andere, wie zum Beispiel Jerry Falk brauchen aber einen leichten Arschtritt. Der Regisseur beweist uns wieder, dass er ein umstrittener Meister der Komödie ist, der mit einem ironischen, manchmal aber boshaft sarkastischen Blick die moderne Gesellschaft in seinen Filmen wiederspiegelt. Er sprengt förmlich die Grenzen des Genre und beweist uns zum hundertsten Mal, dass eine gute Komödie auch ohne Fäkalienwitze ordentlich etwas zum lachen bieten kann. Sich mit einfachen Mitteln, ohne jeglichen Schnickschnack und mit brutaler Offenheit ausdrücken zu können, zeichnet Woody Allans Filme aus. Die Themen seiner Komödien sind zeitlos, weil sie aus dem wahren Leben aufgegriffen werden und man sich oft selbst in manchen seiner Helden erkennt. "Anything Else" ist eine ein bisschen andere Komödie - komisch und tragisch zugleich.

 

gesehen von Xenia Sigalova

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

In den USA startet ein Kinofilm, bei dem dank KI nicht nur die Sprache sondern auch die Lippenbewegungen synchronisiert wurden

Der einstige Hype um die visionären Brillen hat sich trotz teilweise genialer Inhalte etwas abgekühlt, wie wird es weitergehen?

Wie geht es zu im Writers Room und warum läuft es in den deutschsprachigen Rooms ganz anders ab als in den USA?

Wie funktioniert das hochindustrielle Schreibkonzept für Fernsehserien und was macht es besser, als das individuelle Schreiben ?

Werden Bilder oder ganze Filme mit der KI generiert, sind die Ergebnisse oft zufällig. Wie schreibt man bessere Prompts und bringt der KI Konsistenz und Verlässlichkeit bei?

Auf der Berlinale 2025 sprachen wir mit der Dänischen Regisseurin und Drehbuchautorin Jeanette Nordahl über ihren berührenden Film "Beginnings"

Das extrem beliebte Genre hat sich durch immer bessere VFX Effekte stark verändert. Kommt mit, wir tauchen da tiefer hinein...

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt die Regisseurin in "Schwesterherz" sehr beeindruckend von einem moralischen Dilemma

In der Berlinale-Reihe "Panorama" erzählt der Film "Hysteria" von Dreharbeiten zu einem politischen Thema, die immer schwieriger werden...

Wie arbeiten Grundierung und Puder zusammen und wie korrigiert man Hautunreinheiten, Rötungen und mehr?

Wie betont, wie versteckt man Gesichtspartien durch Konturieren und was ist mit Tattoos?

Zu den Aufgaben des Maskenbilds gehört die richtige Wahl der Farbtöne und die Abstimmung mit Kamera und Licht. Was bedeutet das für die Farbpaletten?

Social Media droht inzwischen dank Künstlicher Intelligenz Millionen von Menschen durch genau kalkulierte Meinungsverschiebungen zu beinflussen...

Für ruhige Filmaufnahmen aus der Hand bieten sich Objektiv,- und Sensorstabilisierung an. Welche ist besser oder braucht es die beide?

 Im richtigen Leben möchte man ihnen nicht begegnen,- im Kino sieht es ganz anders aus...

Geheimagenten sind im Kino zu schillernden Figuren geworden, was macht Agentenfilme so attraktiv?

Wie kommt das Alter auch jenseits romantisierender Almöhi- oder Harald & Maude Geschichten realistisch im Kino vor? Eine Suche...

So wie es "Slow Food" oder "Slow Sex" als Entschleunigung gibt, kann man das Wandern im Film als eine Art "Slow Roadmovie" ohne Auto bezeichnen...