Das Motto der Medientage will in jedem Jahr Aufmerksamkeit, Relevanz und Moderne in sich vereinen, was mal mehr mal weniger gut gelang. In diesem Jahr lautete es "Digitale Disruption - Medienzukunft erfolgreich gestalten".
Wie in jedem Jahr werden wichtige Entscheider der Medienindustrie eingeladen um ihre künftigen Strategien vorzustellen, über Geschäftsmodelle zu berichten oder grundsätzliche Fragestellungen anzutexten.
So stellt in diesem Jahr etwa der Vice President der Amazon Studios, Roy Price die Strategien seines Unternehmens hinsichtlich des Film,- und Fernsehengagements vor.
Viele Redner auf den einschlägigen Foren sind Stammgäste, ob deren Dauerpräsenz auch ein Stück weit Verpflichtung darstellt, oder ob sie wirklich die kompetentesten Kenner der jeweiligen Materie sind, wird sich in den drei Tagen vom 21. bis 23. Oktober beweisen müssen.
Mit Thomas Gottschalk als Moderator haben die Medientage gleich für die Eröffnungsveranstaltung unter dem Motto "Wie das Kräftespiel zwischen Glotze, Netz und Nutzer unser Fernsehen verändert" einen Vertreter der Zunft unter Vertrag genommen, der aus eigener Erfahrung von den demoskopischen Veränderungen im Fernsehen berichten kann. Wenn er denn will...
Ein ganz wichtiger Aspekt der Medientage ist sicherlich das Networking, so viele Menschen aus dem Finanz,- und Steuerungssektor der Medien wird man schwerlich andernorts antreffen können. Kreative sind hier wenn überhaupt, dann eher Zaungäste, es geht schließlich um Geld, Entscheidungen und Einflussbereiche, kurz um all die Dinge, die man unter Medienpolitik subsummieren könnte. Und natürlich geht es auch um Geld, denn ausgerechnet dort, wo sich die neuen Vertriebswege für Medien ausbreiten, lässt sich bislang, bis auf wenige Ausnahmen, noch nicht so viel Geld einsammeln, wie durch Rundfunkgebühren oder PayTV Abbos.
Natürlich findet sich auch hier auf den Panels, aber auch bei Diskussionen in den Foyers die ganze Bandbreite zwischen realistischer Einschätzung zukünftiger Entwicklungen und hilflosem Klammern an Buzzwords und Hipness. Doch man darf sich nichts vormachen: Letzlich ist auch viel Angst im Spiel, insbesondere bei den klassischen Fernsehanbietern, die auch gerne auf all die neuen Heilsprediger reinfallen, die alten Wein auf Multiplattformen verteilen wollen.
Die allgemeine Angst drückt sich sogar in den Themen diverser Panels aus. So kann man etwa "Transform or die" durchaus in vielerlei Hinsicht ausdeuten. Immer wieder wird Social Media als Heilsbringer gepriesen, und auch die Big Player a la Youtube und Netflix fehlen in kaum einer Diskussionsrunde.
Dass diese sich mehr und mehr Inhalten der "Old Economy", sprich des Kinos und des Qualitätsfernsehens zuwenden, ist sicherlich ein Zeichen dafür, dass Handwerk und Qualität auf Dauer vermutlich eher dazu geeignet sein werden, die User aus der Kostenlos-Mentalität heraus zu locken.
Aber auch Nebenschauplätze medialer Veränderungen werden auf den Medientagen bespielt. So durften Uschi Reich, Prof. Dr. Isabell M. Welpe, Anke Domscheit-Berg und Gebhard Henke gemeinsam mit Barbara Rohm über Frauenquoten in der Medienbranche diskutieren. Weshalb gibt es immernoch deutlich weniger Senderchefinnen und Intendantinnen, Regisseurinnen und Programmdirektorinnen, Justiziarinnen und Medienpolitikerinnen, Chefredakteurinnen und Web-Spezialistinnen, Autorinnen und Werbefachfrauen?
Die Redaktion des Movie-College besucht die Medientage und wird an dieser Stelle darüber berichten.
Mehr Infos und das Programm: http://www.medientage.de/startseite/