Regie: Wim Wenders
Kamera: Franz Lustig
Dokumentarfilm, D 2023
Dauer: 93 Minuten
ANSELM-Das Rauschen der Zeit, ist ein filmisches Porträt des zeitgenössischen Künstlers Anselm Kiefer. In 3D und 6K, verschafft Regisseur Wim Wenders dem Zuschauer in Form eines Dokumentarfilms einen Einblick in sein Leben, und vor Allem in seine Arbeit. Sein Arbeitsumfeld, seine Werke, ihre Entstehung, seine Inspiration, seine Motivation, und die Reaktion der Öffentlichkeit auf sein Schaffen sind wichtige Ebenen im Verlauf des Filmes.
Wenders, der Kiefer zwei Jahre lang auf seinem Weg begleitet hat, befasst sich mit der weit über mehrere Jahrzehnte zurückreichenden Entwicklung seiner Kunst, indem er sowohl ihre Anfänge, als auch ihren jetzigen Stand beleuchtet. Um Kiefers künstlerischen Werdegang angemessen darzustellen werden über die Jahrzehnte entstandene Ausschnitte von Fernsehberichten über ihn und seine Werke geschickt mit den neuen Aufnahmen des Künstlers verwoben.
Geprägt von der Nachkriegszeit, bezweckt Kiefer, Kunst gegen das Vergessen zu schaffen, wenn auch teils mit kontroversen Mitteln. Im Verlauf seiner Karriere, steht Kiefer sowohl positiv, als auch negativ in der Kritik, die Öffentliche Meinung zu ihm und seiner Kunst ist immer wieder gespalten.
Kiefer kritisiert immer wieder die Tabuisierung der intellektuellen Aufarbeitung des Nationalsozialismus während der Nachkriegszeit. In einer der ersten Szenen des Films werden seine Werke zu Paul Celans Gedicht „Todesfuge“ gezeigt.
Im Laufe des Filmes wird immer wieder mit Kameraperspektiven gespielt. Beispielsweise sind Dinge, von denen man als Zuschauer zunächst denkt, sie seien nicht größer als ein bis eineinhalb Meter, nachdem eine Person in das Bild tritt, oder sich die Kamera bewegt, plötzlich mehrere Meter groß.
Auch die Darstellungsweise in 3D (stereoskopisch) verleiht dem Film eine besondere Wirkung. Sie hebt Kiefer und gewisse Schritte in seiner Arbeitsweise hervor, und verleiht seinen Werken zusätzliche Tiefe. Aufgrund des thematischen Gegenstands seiner Arbeit, bringt der Film eine gewisse Ersthaftigkeit mit sich. Vorwissen zum geschichtlichen Hintergrund, von dem seine Werke inspiriert sind, ist dringend anzuraten.
Mit ANSELM-Das Rauschen der Zeit, wird ein wichtiges Thema mit historischer Relevanz aufgegriffen, über das man auch heute noch sprechen kann und auch unbedingt sollte. Auch, wenn der Film in seiner Darstellungsart stellenweise etwas langatmig ist, so wirft er doch viele Fragen auf und ist für Kunst- und Geschichtsliebhaber durchaus empfehlenswert.
Gesehen von Merle Bauer