Deutschlandpremiere am 6. Juli 2024 um 19:30 Uhr in der ASTOR Film Lounge im ARRI auf dem Münchner Filmfest
Kinostart: 11. Juli 2024
Cast: Egill Ólafsson, Kōki, Pálmi Kormákur, Masahiro Motoki, Yoko Narahashi, Meg Kubota, Tatsuya Tagawa, Charles Nishikawa, Sigurður Ingvarsson, Benedikt Erlingsson, Kieran Buckeridge, Ruth Sheen, María Ellingsen und Masatoshi Nakamura
Drehbuch: Ólafur Jóhann Ólafsson, Baltasar Kormákur
(basierend auf dem Bestseller „Snerting“ von Ólafur Jóhann Ólafsson)
Regie: Baltasar Kormákur
Baltasar Kormákur ist einer der bekanntesten isländischen Filmemacher, mit "Touch" hat er eine berührende Liebesgeschichte vorgestellt. Sie wird als Abschlussfilm des Münchner Filmfests 2024 ihre deutsche Premiere feiern. Eine weite verschneite Ladnschaft am Meer, ein Auto fährt in der Ferne die Uferstraße entlang. Wir begleiten einen älteren Mann in sein Haus, spüren die Leere, die ihn umgibt. Er legt sich auf das Bett, und das Erinnerungsbild zweier Hände, die sich berühren, zieht uns hinein in die Geschichte. Im Mittelpunkt steht der isländische Witwer Kristófer, der nachdem bei ihm eine beginnende Demenz diagnostiziert wurde, und er sein Restaurant wegen der Corona Pandemie schließen muss, darüber nachdenkt, wie sein Leben vielleicht anders hätte verlaufen können. Die unauslöschliche Erinnerung an seine erste große Liebe, die Japanerin Miko, die er als junger Student in London kennenlernte, lässt ihn all seinen Mut zusammennehmen und eine Suche nach ihr beginnen, die in London beginnt und ihn um die halbe Erde nach Japan reisen lässt.
Der Regisseur hat ursprünglich eine Schauspielausbildung gemacht und lange am Theater auch als Regisseur gearbeitet, bevor er begann, Filme zu drehen. Mit Filmen wie Jar City (2006), Contraband (2012), 2 Guns (2013), Everest (2015), The Oath (2016), Adrift (2018) und zuletzt Beast (2022) hat er sich international einen Namen gemacht.
Mit "Touch" verfilmte der Regisseur den isländischen Bestseller „Snerting“ von Ólafur Jóhann Ólafsson, der auch am Drehbuch beteiligt war. Kormákur hatte schon länger vergeblich nach einem Stoff für eine Liebesgeschichte gesucht, bis er „Snerting“ gelesen hatte, was ihn nicht mehr loslies. Die junge Miko wird gespielt von Mitsuki Kimura, besser bekannt als Kōki, ein japanisches Model und Songwriter, die ältere Miko wird von Yoko Narahashi gespielt. Den älteren Kristófer spielt Egill Ólafsson, den jüngeren Kormákurs Sohn Pálmi. Seine Suche nach Miko, seiner großen Jugendliebe gerät, auch dank eines eigenwilligen, kantigen und zurückhaltend spielenden Hauptdarstellers nie zur sentimentalen Heldenreise. Die Figuren sind sensibel geführt und man schaut ihnen sehr gerne zu.
Der Film erzählt sehr stark in Bildern, es sind Blicke, Gesten, ein Lächeln, all dies sind starke erzählerische Momente in einer Geschichte, deren Zentrum ein kleines japanische Restaurant im London der 60er Jahre ist. Die wenigen Außenshots im London der späten 60er Jahre, das liebevoll gestaltete Set-Design und die Kostüme vermitteln glaubhaft und detailgetreu die gemeinsame Vergangenheit von Miko und Kristófer. Hinzu kommen einige handverlesene Songnummern aus der Zeit und ein überwiegend zurückhaltender Filmmusik-Score.
Der junge Kristófer beginnt in einem japanischen Restaurant als Tellerwäscher, vor allem um die junge Miko kennenzulernen. Doch er lernt auch die japanische Kultur, die Sprache und die Sorgfalt bei der Zubereitung von Speisen kennen. In der Erinnerungsebene wird zunächst zaghaft, später unausweichlicher das traumatische Schicksal vieler Japaner, die den Atombombenabwurf auf Nagasaki und Hiroshima überlebt haben, und der sie noch über Generationen hinweg betrifft, miterzählt. Das lädt die Liebesgeschichte mit einer zusätzlichen Dimension auf und verweist weit über das indivuelle Schicksal der Protagonisten hinaus.
Dass seine Suche nach der einstigen Liebe, die 50 Jahre zuvor plötzlich aus seinem Leben verschwand, einfach verlaufen würde, war nicht zu erwarten. Es macht einfach Spaß dem alternden Kristófer bei der Reise, aber auch seiner jungen Figur und Miko in den Rückblicken bei deren schüchtern zärtlicher Liebesgeschichte zuzusehen. Der Film erzählt in schönen, sorgfältig durchkomponierten Bildern davon, was Menschen bewegt, von einer stillen Liebe, davon, dass es stets die Seele eines Menschen ist, in die man sich verliebt und die sich, ganz gleich was in der Zwischenzeit geschehen ist, auch nach einem halben Jahrhundert, nicht verändert. Ein Film, der sich lohnt.
Gesehen von Mathias Allary
Wir hatten Gelegenheit, mit Baltasar Kormákur anlässlich der Deutschen Premiere des Films über seine Arbeit zu sprechen: