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Probleme 1 4000

Schon kleine Missgeschicke können das Leben erschweren, besonders wenn man sehr hungrig ist...

 

Im richtigen Leben sind Hindernisse und Probleme lästig, in Filmen aber sind sie zumeist der Motor, der den Plot überhaupt erst in Bewegung bringt. Klassische Drehbuchstrukturen konfrontieren die Held*Innen deshalb recht früh mit einem Problem. Das ist gut so, denn niemand möchte Menschen in einem Film zusehen, bei denen alles perfekt rund läuft und deren Alltag deshalb ziemlich langweilig verläuft. Man denke nur an all die Urlaubsvideos in denen lächelnde Menschen Autos, Züge oder Flugzeuge besteigen, in denen sie Hotelzimmer mit Meeresblick beziehen, am reichen Büfett die Teller vollpacken und am Pool oder Strand in der Sonne braten. Für die Betreffenden eine zauberhafte Erinnerung,- Fremde aber fragen sich gähnend,- "gibt es etwas Langweiligeres?" Würde man die gleichen Personen, Abläufe, Verkehrsmittel und Örtlichkeiten in eine Filmstory einarbeiten, so bräuchte es dingend jede Menge Hindernisse, Erschwernisse, kurz Probleme, damit das Ganze für Zuschauer*Innen spannend wird.

Das beginnt schon bei den Fahrzeugen,- was wenn das Auto unterwegs unreparierbar kaputt geht, Bösewichte quer über die Fahrbahn einen Truck platzieren, wenn man sich kein Zug,- oder Flugticket leisten kann oder es verloren geht? Wie wäre es noch mit ein wenig Zeitdruck,- man muss ultimativ zu einem bestimmten Zeitpunkt am Zielort angekommen, was auf Grund der vorgenannten Probleme schier unmöglich scheint. Ja und was den Zielort angeht, so sollte man dort am Besten gar keine, eine extrem heruntergekommene oder gar gefährliche Unterkunft antreffen und natürlich ist auch die Örtlichkeit alles andere als entspannend. Ob es nur Haifische, Seepiraten, Geiselnehmer oder eifersüchtige Nebenbuhler sind,- sobald sie unseren Hauptfiguren Probleme bereiten, sind sie perfekte dramaturgische Hilfsmittel um eine gewisse Neugier in den Zuschauer*Innen zu erzeugen. Wenn man die Auseinandersetzung mit einem großen Problem an das Ende einer Serienfolge stellt, hat man gleich noch einen starken "Cliffhanger" geschaffen.

 

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Erst wenn sich unseren Filmhelden etwas in den Weg stellt, wird es für die Zuschauer*Innen richtig interessant. In Action-Filmen kann das praktisch alles sein, in anderen Genres sollten die Hindernisse vorzugesweise realistisch sein.

 

Unglaubwürdige Auflösungen

Damit unsere Filme tatsächlich packend und spannend sind, sollten die Probleme auch als wirklich schwerwiegend und kaum überwindlich aufgebaut werden. So wie starke Gegener, also Antagonisten oder auch Gegenspieler genannt, unsere Filmheld*Innen stärker machen, so können auch die äußeren Probleme ja nach Schwierigkeitsgrad auch zu einer Stärkung unserer Filmfiguren beitragen.

Schwierig wird es aber, wenn man die Probleme nicht ernst nehmen kann. Dann nämlich werden sie für die Zuschauer unglaubwürdig und man nimmt die Filmfiguren weniger ernst. Manchmal passiert das versehentlich, weil Drehbuchautor*Innen ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, aber manchmal hat es auch System. So beispielsweise in Serien wie "Emely in Paris", wo Emily zumeist Pseudo-Probleme zu lösen hat, deren Lösung ihr ohnehin entweder zufällig auf dem Handy-Display mit irgendeinem Post zufällig angeliefert wird, oder sonstwie zufliegt.

Wenn sie beispielsweise in der dritten Staffel zeitweise gleichzeitig bei ihrer amerikanischen Chefin und der französischen Agenturchefin Silvie angestellt ist und scheinbar für beide arbeitet, tut sie das aus Furcht, ihre amerikanische Chefin, die ihre Mentorin war, zu enttäuschen, vor den Kopf zu schlagen. Doch als die Amerikanerin wieder zurück nach Chicago gehen will und auch Emily ein Flugticket besorgt hat, bricht es aus Emily heraus und sie gesteht ihr, dass sie in Paris bleiben will. Und die Amerikanerin nimmt sie in den Arm, versteht es und hat gar kein Problem damit. Da wird über mehere Folgen hinweg ein Riesenproblem aufgebaut, welches sich wie der Biss in ein Croissant, einfach in Luft auflöst.

Es ist ein wenig so, als würde in einem Horror-Film das Monster nach langer, extrem gefährlicher Verfolgungsjagd das Opfer endlich eingeholt haben und ansetzen, dieses zu töten und das Opfer fragt: "Muss das sein" und das Monster sagt "Nö" und trottet von dannen. Oder unser-e Filmheld-in wird auf dem Flachdach eines Hochhauses von gefährlichen Gegnern oder Monstern an den Rand des Abgrunds gedrängt, stolpert über das Geländer und... kann überraschend fliegen und landet wohlbehalten auf dem nächsten Hochhausdach. Damit schwächen wir die Probleme massiv, indem wir ihnen jede Bedeutung nehmen.

 

LILE Paul Schuhe kuessen 1 4000

Paul, der Schuhfetischist aus "Liebe, Leben, Tod" (Jacques Breuer) hat die spontane Erlaubnis von Lara (Susanna Simon) einer Fremden, ihre Schuhe zu küssen. Das Problem ist nur, dass sie sehr schnell geht und überhaupt keine Lust hat, extra für Paul stehen zu bleiben.

 

Mehr als nur Stolpersteine

Im besten Fall sollte hinter den Problemen, die in gewissen, dramaturgisch sinnvollen Abständen über die Filmhandlung verteilt werden, auch eine gewisse innere Logik stecken. Reine unterhaltende Abenteuerfilme brauchen das vielleicht weniger,- da akzeptieren die Zuschauer*Innen, dass praktisch hinter jeder Ecke ein neues Monster, Untier oder Bösewichte lauern. Doch wenn die Filmstory anspruchsvoller und die Charaktere komplexer sind, dann sollten die Probleme auch nur einer von mehreren Faktoren sein, welche die Spannung im Erzählbogen aufrechterhalten.

Denn all diese Beispiele sind natürlich äußere Vorkommnisse und Gegebenheiten, man nennt das auch "Plot Driven". Darüber hinaus sollten gute Drehbücher aber immer auch das Innerste der Filmfiguren, ihre Wünsche und Sehnsüchte behandeln, all das, was man unter "Character-Driven" versteht.

All dies und viel mehr behandeln wir in unserem Workshop Drehbuch-Dramaturgie

 

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