Deutsche Filmpioniere
Inzwischen wissen wir, dass der Film mehrere Erfinder hatte, aber dennoch, das was ab dem 1. November 1895 im Berliner Wintergarten passierte, war definitiv historisch. Die Gebrüder Skladanowsky (Max und Emil Skladanowsky) zeigten zum ersten Mal vor einem zahlenden Publikum Filmstreifen in einem Berliner Varieté, dem "Wintergarten". Der Anfang der Deutschen Filmgeschichte.
Bereits Jahre vorher hatte Max Skladanowsky, der eine Ausbildung als Glasmaler und Fotograf hatte, öffentliche Vorführungen sogenannter Nebelbilder gemacht. Im Grund genommen waren das Kombinationen von Fotos mit bemalten Glasplatten, die durch Verschieben in einer Laterna Magica den Eindruck von Bewegung erzeugten. Vor Aufnahmen einer Winterlandschaft schob er Glasplatten mit einem Schlitten und Schneewolken vorbei, Vor Aufnahmen mit Eisenbahnbrücken schob er die Abbildung eines Eisenbahnzuges samt Dampf der Lokomotive vorbei. Es war geradezu zwangsläufig, dass Max Skladanowsky das Programmangebot seiner Vorführungen erweitern wollte.
Er entwickelte eine Kamera, mit der er bis zu 8 Bilder in der Sekunde mit einerm Kurbelantrieb aufnehmen konnte und baute dazu den passenden Projektor, den er Bioskop nannte. Die erste Filmvorführung vor zahlendem Publikum fand am 01. November 1895 statt, veranstaltet von Max und Emil Skladanowsky. Die Filme waren nicht etwa ein eigenständiges Programm, sondern die Schlussnummer eines längeren Varietéprogramms im Berliner Wintergarten in dem jeden Abend rund 1500 Zuschauer anwesend waren. Es ist überliefert, dass die Skladanowskys 2500 Mark für dieses Programmhighlight erhielten, welches sie einen Monat lang aufführten. Danach gingen sie mit ihrer Erfindung auf Europa-Tour.
Am 28. Dezember zeigten übrigens die Gebrüder Lumíere in Paris im Keller des Grand Café ihren „Kinematographen“ ein deutlich besseres System. Das musste auch Max Skladanowsky erkennen, so verbesserte er sein System, hatte aber nicht genügend Kapital, um es im Markt zu etablieren. Bereits 1897 zerstritten sich die beiden Brüder und die letzte Vorführung des Bioscops fand dann in Stettin statt. Die folgenden 30 Jahre stritten die Brüder in Urheberrechtsprozessen um die Patentrechte an ihrem Bioskop, letztlich gewann Max Skladanowsky 1930. Doch bis dahin gab es schon so viele andere Kameras und Systeme, dass die Patentrechte an dem Bioskop von 1895 völlig wertlos waren.
Das Programm
Auf dem Programmzettel standen eine ganze Reihe von kurzen Filmszenen, die im Gegensatz zu unzähligen anderen Filmen aus der Frühzeit, glücklicherweise erhalten geblieben sind:
Italienischer Bauerntanz 0:02 - Komisches Reck 0:37 - Das boxende Känguruh 1:14 - Der Jongleur 1:44 - Akrobatisches Potpourri 2:21 - Kamarinskaja 2:51 - Die Serpentintänzerin 3:24 - Ringkämpfer 3:44 - Apotheose 4:22
So ähnlich sah also das Programm aus, was die Zuschauer im Berliner Wintergarten zu sehen bekamen, allerdings soll es im Original deutlich länger gewesen sein.