Hydro,- und Kurbel-Schwenkköpfe unterscheiden sich in ihren Philosophien teilweise grundsätzlich. Nodal-Köpfe versuchen den Mittelweg.
Während sich in Europa die Hydro,- oder Fluid Schwenkköpfe nach dem Modell des Kameramanns Wendelin Sachtler wegen ihrer Vorteile wie geringem Gewicht, kompakter Bauweise und vergleichsweise günstigem Preis durchgesetzt haben, wird in den USA im Kinobereich nach wie vor mit Kurbelköpfen, sogenannten Worrall Heads geschwenkt.
Kurbelköpfe
Kurbelköpfe, wie sie von Mitchel, aber auch von Arri angeboten werden, sind wahre Meisterwerke der Feinmechanik. Ähnlich wie Werkbänke in der Feinmechanik werden hier Bewegungen über Getriebe und Kurbeln übertragen. Eine etwa einem Viertel eines Kreises entsprechende Bodenschale lässt sich durch Kurbelbewegungen sowohl vertikal (Tilt) als auch Horizontal (Pan) präzise bewegen.
In dieser Präzision liegt auch eines der Hauptargumente der Befürworter dieser Kurbelköpfe,- durch Mitzählen der jeweiligen Umdrehungen der vertikalen und horizontalen Kurbeln kann man zumindest den Endpunkt jedes Schwenks präzise wiederholen. Ein hochgeschätztes Mittel bei der Bildgestaltung. Schwenks mit einem Hydrokopf fallen auf Grund des menschlichen Faktors bei jeder Wiederholung etwas anders aus.
Auch wird sehr geschätzt, dass etwa bei schaukelnden Fahrtaufnahmen, bei denen die Kamera mitkorigieren oder schwenken soll, zum Beispiel wenn das Spielfahrzeug auf einem Tieflader steht, ist der Kurbelkopf mit niedriger Übersetzung ein guter Schutz davor, bei Erschütterungen zu verschwenken. Ein weiteres Argument für Kurbelköpfe ist, dass man bei einem Hydrokopf durchaus spüren kann, wie wach oder erschöpft der Operateur, die Operateurin am Ende eines langen Drehtages ist, bei einem Kurbelkopf, der viel mechanischer ist, eher nicht.
Die Sache mit der Bildebene
Ein weiteres Argument, welches die Kurbelkopf-Verfechter ins Feld führen ist die Problematik des vertikalen Schwenks in Bezug auf die Bildebene. Bei einem Hydrokopf findet die eigentliche Schwenkbewegung in der Vertikalen nämlich im Mittelpunkt des runden Hydrokopfes statt. Die Kamera und die darin befindliche Bildebene (Der Sensor) sitzt also höher, ein wenig wie ein Reiter auf einem Pferd oben auf.
Nicht so bei einem Kurbelkopf. Wenn man hier den Viertelkreis des Kopfes theoretisch zu einem vollen Kreis vervollständigt, dann sitzt, je nach Kamera, die Bildebene im Idealfall genau in der Mitte des gedachten Kreises. Hier findet also die Kippbewegung mehr oder weniger in der Bildebene statt und nicht wie beim Hydrokopf weiter unterhalb.
Das klingt dramatisch, bei Bildgestaltern könnten nun alle Alarmglocken läuten. Doch ganz so wild ist es nicht, denn dieser Unterschied macht sich eigentlich nur bei Vertikalschwenks über Objekte oder Personen bemerkbar, die sich recht nah, also in einem Meter Entfernung oder weniger von der Kamera entfernt befinden. Bei weiter entfernten Objekten/Personen fällt dieser Unterschied nicht ins Gewicht.
Schlauer Kompromiss: Nodal Köpfe
Um das Beste aus beiden Welten miteinander zu verknüpfen ohne die Nachteile der Worrall Köpfe akzeptieren zu müssen (groß, schwer, um ein Vielfaches teurer), sind Tüftler auf die Idee gekommen, modifizierte Hydroköpfe zu entwickeln, bei denen die Bildebene trotzdem im Mittelpunkt der Schwenkbewegung liegt.
Diese Köpfe nennen sich Nodal-Köpfe. Zugegeben, sie sehen etwas ungewohnt aus und auch die Handhabung ist etwas ungewöhnlich, weil man im Prinzip seitlich neben der Kamera den Schwenkhebel betätigt. Doch für vertikale Schwenks über näher gelegene Objekte können sie den Bildeindruck durchaus optimieren.
Die Zahl der professionellen Nodal Köpfe ist sehr übersichtlich, ein paar Beispiele sind: Cartoni. Lambda Nodal Swing Head, Ronford Fluid 7 Nodal Point Compensating Pan/Tilt Head.
Moderne Varianten
Interessanterweise gibt es noch andere Kamerabefestigungen, die die Bildebene zum Zentrum für Schwenkbewegungen machen,- nämlich Remote Heads sowie Gyro-Stabilisatoren, so genannte Gimbals. Auch hier sind die Kameras so an Achsen der Stellmotoren aufgehängt, dass die Drehbewegung weitgehend in der Bildebene erfolgt.