Was kann man tun, um in Webcam Situationen nicht wie ein Troll oder Zombie auszusehen? Das richtige Licht hilft. Als wäre die Situation, so dicht vor einer Kamera zu sitzen und mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen zu werden, nicht schon schlimm genug, werden unzählige Blogger, Influencer oder schlicht Konferenzteilnehmer*Innen auch noch von ungünstigem, nachteiligem Licht verunstaltet. Das muss so nicht sein, deshalb haben wir an dieser Stelle die Grundlagen für eine sinnvolle Ausleuchtung bei Video-Chats und Live-Streaming erläutert bzw. Verlinkungen zu den entsprechenden Fachartikeln gesetzt. Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass man natürlich auch die meisten aktuellen Mirrorless-Kameras als hochwertige Webcam verwenden kann und dadurch frei ist, statt eines starken Weitwinkels, wie ihn die meisten Webcams haben, eine Normalbrennweite zu verwenden. Hat die Kamera dann auch noch einen großen Sensor wird auch der Hintergrund angenehm unscharf.
Studiolösung
Natürlich kommt es immer auf den eigenen Anspruch an sowie auf den Raum, der zur Verfügung steht und die finanziellen Möglichkeiten. Wenn man die Möglichkeit hat, sich ein eigenes kleines Studio einzurichten, dann sollte man versuchen, ein möglichst großflächiges Licht zu verwenden. Je größer die Abstrahlfläche, desto weicher und natürlicher wirkt das Licht. Man kann das auch mit dem weichen Himmelslicht vergleichen, wenn das Sonnenlicht von einer feinen weißen Wolkenschicht gefiltert wird. Der perfekte Weichmacher für Licht.
Nun gibt es vielfältige Möglichkeiten, wie man dieses weiche Licht selber herstellt. Professionelle Halogen,- und HMI Scheinwerfer auf einen Frostrahmen zu richten, oder zu bouncen, sollte man, allein schon wegen der Hitzeentwicklung und des hohen Stromverbrauchs (bei Halogen) für diesen Zweck ausschließen.
Sinnvoller sind dagegen zwei andere Lichtarten:
Angefangen bei Fluoreszenzleuchten (2,4,6,8,12-Bank), die sehr schönes, weiches Licht wahlweise in Tageslicht oder Kunstlichtfarbtemperatur (durch Austausch der Leuchtstoffröhren) liefern. Sie erzeugen wenig Wärme, gut ist, wenn man sie dimmen kann, dann ist es unaufwändig, die Helligkeit optimal einzustellen. Fluoreszenzleuchten sind allerdings etwas größer, man benötigt ein eigenes Lichtstativ, das sind keine kleinen Handleuchten, die man mal eben irgendwo hinklemmen kann. Dafür ist das Licht wunderbar soft und kann je nach Leuchte, auch stufenlos gedimmt werden.
Auch LED Leuchten,- idealerweise Flächen, um weiches Licht zu generieren, können ein angenehmes Licht erzeugen. Wichtig ist dabei, dass man sie in der Farbtemperatur anpassen kann (entweder per Regler oder mit Filterfolien) und dass, falls ein Panel, ein Array, also viele LEDs zum Einsatz kommen, eine Milchglasabdeckung oder Frostfolie daraus eine homogen abstrahlende Leuchtfläche machen. Und wie bereits oben erwähnt, gilt die Regel, je größer die Abstrahlfläche desto weicher (und schmeichelnder) ist das Licht. Wer hier ein paar Regeln beachtet, kann auch mit wenig Aufwand ein cooles Beauty-Light herstellen. Wenn aber nur wenig Platz zur Verfügung steht, oder man den eigenen Arbeitsplatz nicht zu sehr mit Flächenleuchten zustellen möchte, kann man es auch mit kompakteren Lösungen versuchen, hier sind eine Reihe von spannenden Akkuleuchten auf dem Markt.
Kompakte Lösung
Relativ günstig und für den Zweck ganz okay ist die Logitech Litra Glow. Die Leuchte arbeitet auf LED Basis und benötigt relativ wenig Platz. Sie kann auf jedem Computerbildschirm befestigt werden. Man kann die Farbtemperatur des Lichts in einem weiten Bereich regeln. Sie bietet in rahmenlosem Design ein kompaktes Selfie-Licht. Logitechs TrueSoft-Technologie soll für jede Hautfarbe ausreichend Licht zur Verfügung stellen. Farbtemperatur (2700 bis 6500 Kelvin) und Helligkeit (max. 250 Lumen) kann man entweder über Tasten auf der Rückseite der Leuchte oder über eine App steuern. Will man sie nicht auf den Monitor klemmen, kann man sie auch auf ein Stativ schrauben. Angeschlossen wird sie über ein USBC auf USB A Kabel, man benötigt mindestens USB 3 für ausreichende Stromversorgung. Preislich liegt sie bei ca. 60 €.
Selbstverständlich kann man auch noch vielseitigere LED Leuchten verwenden, welche vielleicht noch mehr auf die Bedürfnisse von Videofilmern abgestimmt sind. Hier wären zu nennen: Aputure AL-MC oder auch de noch hellere Aputure MW Mini LED, die allerdings nur eine feste Farbtemperatur (Tageslicht / Daylight) besitzt aber durch mitgelieferte Filterfolien an andere Farbtemperaturen angepasst werden kann. Weitere kompakte LEDs sind: NinkBox LED, AMBITFUL A1 Mini RGB, RALENO LED Kamera Video Licht, MAXCAM Bi-Color LED Video Licht, Mcoplus® Air-1000B, Rollei Lumis Compact RGB, VIJIM K1 Key Light u.v.a. Bei den billigeren Scheinwerfern ist allerdings anzunehmen, dass die LEDs nicht so genau selektiert wurden und deshalb die Farbtemperatur bzw. die Hautfarben nicht so optimal ausfallen. Auch das Handling ist vermutlich nicht so professionell.
Wer seine Ausleuchtung etwas verfeinern möchte, sollte versuchen, mit 2 Lichtquellen zu arbeiten, einem Führungslicht und einer Aufhellung. Beide sollten je in 45 Grad zur Kamera links und rechts von dieser befestigt sein und möglichst weiches Licht abstrahlen, die Aufhellung sollte etwa 2 Blenden dunkler sein als das Führungslicht. Etwas teurer, aber dafür auch vielseitiger und mit größerer Abstrahlfläche sind LED-Röhren bzw. Stableuchten. Wenn sie dimmbar sind, kann man den gewünschen Kontrast, also den Unterschied zwischen Führungslicht und Aufhellung schnell durch die Dimmung einstellen. Verschiedene preiswertere Anbieter sind: Yidoblo LT-WY2, Rollei Lumis Glow RGB LED, LUXCEO P7RGB LED, Aputure Amaran T4c RGBWW, AMBITFUL A2. Will man in den professionellen Bereich, wird es gleich teurer, dafür sind die Leuchtröhren aber auch hochwertiger und oft besser durchdacht. Anbieter in diesem Bereich sind: Astera FP2 Helios Tube, Quasar Science Q-Lion Q10, Nanlite PavoTube II 15X.
Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte und professionelle Lichtführung lernen möchte, wir empfehlen den Online-Grundkurs Filmlicht in der Akademie oder den Hands-On Workshop Filmlicht.