In den vergangenen 10 Jahren sind mehr Menschen durch Selfies gestorben, als durch Haie. Es sind etwa 350 Menschen, die von 2010 bis 2020 bei Selfieaufnahmen gestorben sind, Haiangriffe forderten im gleichen Zeitraum etwa 70 Menschenleben.
Die meisten dieser tödlichen Unfälle bleiben unbekannt und werden nicht in den sozialen Medien publik gemacht, wie etwa der Tod der bitischen Influencerin Madalyn Davis die in Australien an einem Selfie-Hotspot beim Versuch ein besonderes Foto zu schießen, in die Tiefe gestürzt ist. Fatalerweise gab es im Netz daraufhin nicht nur Beileidsbekundungen sondern auch jede Menge Häme. Ein deutlicher Beleg dafür, wie oberflächlich und armselig viele Posts tatsächlich sind. Ob es sich wirklich lohnt, dafür sein Leben zu riskieren? Am Unfallort, der australischen Diamond Bay jedenfalls wurden die Zäune erhöht und Warnschilder aufgestellt.
Auch der tödliche Sturz einer 31-jährigen Touristenführerin aus Kasachstan, die in Antalya von einer Klippe stürzte, gehört zu den wenigen Fällen dieser Art, die an die Öffentlichkeit kamen. Ebenso der Tod von Fitness-Influencer Giorgi "Tzane" Janelidze, der 2024 bei Aufnahmen auf einem Balkon ohne Geländer in dem verlassenen Bergdorf Roghudi Vecchio in Kalabrien, in eine tiefe Schlucht stürzte.
Das Selfie ist alles
Für viele Menschen sind Selfies von spannenden Aufnahmeorten oft wichtiger, als das Reiseerlebnis, der ungewöhnliche Aussichtspunkt, die Situation oder die Natur selber. Der Druck, in sozialen Medien neue Highlights posten zu können, die dann vielleicht wieder das zweifelhafte Belohnsystem der "Likes" auslösen, ist für manche Menschen so enorm, dass sie alle Risiken und Gefahren ignorieren um den Super-Shot möglich zu machen. Die sozialen Zwänge, sich Pseudo- Bestätigung damit zu verschaffen, dass man sein Leben riskiert, sind absolut absurd. Braucht man wirklich so dringend bewundernde und neidische Blicke oft völlig unbekannter Anderer im Web? Unabhängig von tödlichen Unfällen,- was macht der Selfie-Wahn mit den Menschen?
Manchmal sind es auch Mutproben, die mit der Kamera festgehalten werden und die auch ohne Kamera tödlich ausgehen könnten. Doch die Konzentration auf den perfekten Bildausschnitt lenkt von den eigentlichen Gefahren natürlich enorm ab.
Indien, Russland, USA
Die Jagd nach der spektakulärsten Aufnahme gehört für manche Instagrammer, Facebooker & Co zur Pflicht und die Smartphones machen es, mit oder ohne Selfie-Stick möglich. Die indische Fachzeitschrift "Journal of Family Medicine and Primary Care" beispielsweise hatte über einen Zeitraum von sechs Jahren die Zahl der Todesfälle durch Selfies untersucht. Dabei zeigte sich erstaunlicherweise, dass die weltweit meisten Todesfälle dieser Art in Indien vorkommen. Mehr als die Hälfte dieser Todesfälle weltweit, trafen auf indische Selfie-Fotografen. Indien hat aus diesem Grunde vielerorts Selfie-Verbotszonen eingerichtet.
In der Top 10 Liste folgen Russland auf dem zweiten und die USA auf dem dritten Platz. Sri Lanka folgt kurz darauf, hier sind es häufig Aussichtsorte oder Zuggleise, an denen sich die Selfie-Unfälle ereignen. Bekannt wurde etwa 2019 der Fall einer 35 jährigen Deutschen, die bei einem Foto im Horton-Plains-Nationalpark im zentralen Hochland von einer mehr als 1000 Meter hohen Klippe, die „World‘s End“ (Ende der Welt) genannt wird, beim Selfie- fotografieren in die Tiefe stürzte. In Indonesien sind mindestens acht Menschen in einem Stausee der Insel Java ertrunken, weil sich 20 Insassen eines Bootes für ein Selfie alle auf eine Seite des Bootes setzten und das Boot damit zum kentern brachten.
Auch die Gender-Frage ist eindeutlich zu beantworten,- es sind vorwiegend Männer, die ihren Foto und Video-Ehrgeiz mit dem Leben bezahlen. Abstürze von attraktiven Aussichtspunkten stehen an der Spitze dieses Foto-Wahns. In den USA,- wen wundert es, gibt es da eine andere Rangliste, hier stehen versehentliche Tode bei Fotos, auf denen man mit einer Waffe posiert, an der Spitze der tödlichen Selfies.
Doch auch Hochhäuser, Brücken, Strommasten, Eisenbahngleise und andere Orte, sowie die Nähe zu Wildtieren, die schon ohne Foto gefährlich sein können, stehen auf der Liste der tödlichsten Selfie-Motive. Selbst das Selfie während man das Steuer eines Wagens lenkt, gehört zu den häufigeren Todesursachen.
Das tollste Foto oder Video ist es schlichtweg nicht wert, sein Leben zu riskieren. Es versteht sich von selbst, dass die Dunkelziffer noch höher ist und dass Viele, die ihr leichtsinniges Selfie-Abenteuer schwer verletzt überlebt haben, nirgendwo erfasst wurden. Es gibt jedoch eine unvollständige, aber dennoch erschreckende Wikipedia Seite, welche derartige Unfälle und Todesfälle gelistet hat:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_selfie-related_injuries_and_deaths