Regie: Steven Spielberg
Kinostart: 9.3.2023
Die Fabelmans ist ein Coming-of-Age Drama des beispiellosen amerikanischen Regisseurs Steven Spielberg. Der wohl persönlichste Film des dreifachen Oskar Preisträges schildert die Geschichte eines kleinen Jungen, der seine Liebe zum Film entdeckt und den langsamen Zerfall einer Familie, die durch zahlreiche Umzüge geprägt wird. Als der Hauptprotagonist Sam Fabelman als kleiner Junge zum ersten Mal von seinen Eltern ins Kino mitgenommen wird, ist er vom Spektakel das sich auf der riesigen Leinwand abspielt zugleich traumatisiert als auch zutiefst beeindruckt und fasziniert. Bald wünscht er sich auch eine Kamera und beginnt Familie und Freunde in Szene zu setzen um seine Fantasien und Ängste auf Zelluloid zu bannen. Seine Mutter Mitzi, eine kunstbegeisterte Musikerin, schätzt und fördert sein Talent, wohingegen sein Vater Burt, ein ambitionierter Ingenieur, Sammy‘s Filmschaffen lediglich als Hobby ansieht. Durch die arbeitsbedingten Umzüge geht die Beziehung der Eltern jedoch in Brüche, was Sam in eine Identitätskrise stürzt. Er findet Zuflucht im Filmemachen, was ihm, auch als er in seiner neuen Schule gemobbt wird, Halt gibt. Letztendlich merkt er, wie er durch seine bewegten Bilder ganz direkt etwas bei den Zuschauern auslösen kann und nutzt es zu seinen Gunsten, um sich ein höheres Ansehen in seiner Klasse zu verschaffen.
Das Drehbuch schrieb Spielberg, gemeinsam mit dem ebenfalls preisgekröntem Drehbuchautor Tony Kushner. Die Idee entwickelten die beiden gemeinsam über ganze 16 Jahre hinweg. Dabei mussten sie oft sehr intensive und ausführliche Gespräche führen, die Spielberg heute scherzend mit Therapie Stunden vergleicht.
In dem zutiefst persönlichen Familiendrama geht es um Liebe und Verlust, Fehler und Vergebung. Es ist zugleich ein Hommage an seine Eltern als auch eine Liebeserklärung an die Kunst des Filmemachens. Der Film nimmt einen komplett ein – wie ein Traum. Eine ganz andere Welt von Amerika aus den 50er – 60er Jahren eröffnet sich den Zuschauern. Zugleich wird ein spezifischer Alltag einer jüdisch-amerikanischen Familie aus der Zeit erzählt. Und obwohl so eine Alltags-Geschichte schnell unspektakulär wirken könnte, schafft es der Regisseur von „Schindlers Liste“ doch immer wieder unerwartete Spannungsmomente zu platzieren und die Neugierde beim Zuschauer stehts aufrecht zu erhalten. So zum Beispiel als in New Jersey ein Tornado ausbricht und die Mutter beschließt, mit den Kindern näher an das Zentrum des Sturmes heranzufahren und der sich anbahnenden Umweltkatastrophe zuzusehen.
Das Schauspiel der Michelle Williams ist ohne ihresgleichen. Ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung lassen die Zeit, aus der der Film erzählt werden soll, glaubhaft lebendig werden. Auch enthält der Film eine sehr große humanistische Note – allen Rollen wird, je nach ihrer Wichtigkeit , ausreichend Raum zur Entfaltung gegeben. Gemeinsam mit Sam ist man als Zuschauber für die positiven Tugenden der Charaktere dankbar und anerkennend, während man mit ihm gemeinsam die Ecken und Kanten seiner Eltern, die unverblümt gezeigt werden, akzeptiert und vergibt. Nicht nur für künftige Filmemacher*Innen sondern eigentlich für Jeden, der einen großen beruflichen Traum verfolgt oder sich für die historisch sehr eindrücklich erzählte Jugend des Starregisseurs interessiert, ist der Film auf jeden Fall zu empfehlen.
Gesehen von
Alisa Grabowski