Daten |
95 Min., China 2016 REGIE: Jordan Schiele DARSTELLER: Lu Hiang, Lanshan Luo, Muchen Tian, etc. |
Regie: Jordan Schiele
Lulu ist noch nicht lange Mutter, da verschwindet ihr Freund mit ihrem gemeinsamen Baby. Sie macht sich so gleich auf die verzweifelte Suche und entdeckt rasch Sunny, den heimlichen Liebhaber ihres Mannes. Diesem hat ihr Freund ein gemeinsames Leben angeboten. Obwohl nicht begeistert, hat Sunny Mitleid mit Lulu und nimmt sie mit, um ihren Sohn wieder zu bekommen...
Dog Days (oder San Fu Tian), so bezeichnet man in China die heißesten Tage im Jahr. Es heißt, dass in dieser Zeit schlechte Entscheidungen getroffen werden, weil die Menschen sich durch die Hitze verwandeln und Dinge tun, die sie unter normalen Umständen nie tun würden.
Eine dieser Geschichten erzählt Regisseur Jordan Schiele, der China als seine zweite Heimat bezeichnet, auf schonungslos offene Weise. Als mittellose, junge Mutter für einen Mann und ein Kind zu sorgen, kann hart sein. Doch wenn der Mann und das Kind verschwinden und nichts zurücklassen, was einen Hinweis geben könnte, entwickelt sich daraus eine ganz neue Härteprüfung, die Lulu nach Aussage von Regie und Hauptdarstellerin erst zur richtigen Mutter macht.
Der Film verschönigt nichts. Lulu ist hübsch, hat aber eine Kaiserschnittsnarbe, die sie vor ihrem Job mit Makeup abdeckt, schwitzt, wenn es heiß ist und sieht doch tatsächlich nach einer heißen, schwierigen Nacht im Zug nicht immernoch perfekt haus wie es in vielen Chickflicks zu gerne suggeriert wird. Auch die Charaktere und Beziehungen sind ungeschliffen roh und weit weg von perfekt. Das zusammen mit den dreckigen Straßen und engen Räumen wirkt ehrlich und unverfälscht. Genauso gut könnte er Film eine Doku sein und würde er nicht so genau in die Beziehungen und Intimitäten filmen, könnte man meinen, der Film wäre wirklich eine Dokumentation.
Mittlerweile weiß man in den meisten Filmen, wie sie ausgehen, was sie mit sich bringen und man wird nie überrascht. Alle folgen Schema A. Bei Dog Days ist das anders. Durch das ungewöhnliche Setting und die seltsam realen Charaktere verhält sich die Situation nicht stereotypisch, zumal ich mit den Gebräuchen in China und speziell der Unterschicht nicht vertraut bin. Das macht die vergleichsweise ruhig und langsam erzählte Geschichte ungewöhnlich spannend.
Auch wenn der Film San Fu Tian keine klassische Liebesgeschichte ist, ist sie für Fans der Liebe sehr empfehlenswert, denn der Film erzählt auf unangenehm ehrliche Weise vom Leben und der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Der FIlm zeigt Abgründe der menschlichen Art, die viele zu gern vergessen, was seinen Charme ausmacht. Der Mensch und sein Charakter steht im Vordergrund – wie die Wahrheit aussieht und was die innersten Instinkte sind, das alles in San Fu Tian.
Gesehen von Theresa Koehnsen.